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Oelspur

Titel: Oelspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Erler
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den Bus, und ich war absolut sicher, dass wir ihn abgeschlossen hatten, bevor wir auf die Fähre gingen. Wenn er jetzt unverschlossen war, musste Anna die Türen geöffnet haben. Sie hätte den Wagen aber nicht einfach offen stehen lassen. Warum auch? Schließlich war sie gekommen, um den Bus abzuholen. Also war sie angegriffen worden, unmittelbar nachdem sie den VW erreicht und die Türen aufgeschlossen hatte.
    »Sie war hier«, sagte Meiners, »und wenn sie jetzt weg ist, ist das nicht freiwillig geschehen. Ich schlage vor, dass wir die Polizei einschalten.«
    »Ja, aber die Polizei in Hamburg. Lassen Sie mich das machen. Ich kenne hier einen Kommissar, mit dem ich sowieso reden muss. Kann ich Sie noch einmal um Hilfe bitten, wenn es eng wird?«
    »Klar, wenn Sie mir dann erzählen, worum es eigentlich geht.«
    »Es geht um Öl, viel Geld und Katastrophen«, sagte ich, »genau Ihr Fach. Sie werden der Erste sein, der es erfährt.«
    Ich legte auf.
    Das Handy war glitschig. Ich warf es auf den Tisch und wischte meine Hand an der Hose ab. Als ich wieder aufsah, stand die Kellnerin vor mir.
    »Darf ich Ihnen noch etwas bringen?«
    »Ich hätte gerne eine Schachtel Marlboro.«
    Ihr freundliches Lächeln machte einem gekonnt angewiderten Gesichtsausdruck Platz.
    »Wir verkaufen keine Zigaretten, und rauchen dürfen Sie hier sowieso nicht! Vielleicht noch ein paar Erdbeeren?«
    Plötzlich klingelte das Handy erneut. Ich starrte es an und traute mich nicht, es zu berühren. Der Klingelton fraß sich durch mein Gehirn und hinterließ kleine Schauer auf der Wirbelsäule.
    »Ihr Telefon«, sagte die Kellnerin im Weggehen, »Sie können ja Bescheid sagen wegen der Erdbeeren.«
    Verdammt, reiß dich zusammen, sagte Helens Stimme. Mit ihr hatte ich jetzt am allerwenigsten gerechnet. Ich schüttelte benommen den Kopf wie ein Boxer, der etwas einsteckt, was er nicht mal ansatzweise hat kommen sehen, und nahm den Anruf entgegen. Es war eine MMS. Genauer gesagt, war es ein Foto von Anna. Sie saß auf einem Stuhl, die Hände auf dem Rücken gefesselt. An ihrer linken Schläfe war eine blutige Schramme. Der Mund war zu einem stummen Schrei aufgerissen.
    Es sah aus wie das Bild von Edvard Munch.

Achtundzwanzig
    D
    er zweite Anruf kam zehn Minuten später. Ich hatte das Café verlassen, weil die anderen Gäste angefangen hatten mich unverhohlen anzustarren, was nicht unbedingt hanseatischer Mentalität entsprach. Aber es war offenbar unmöglich gewesen, meine Panik und Verzweiflung vornehm zu ignorieren.
    Schräg gegenüber von dem Café gab es eine Parkbank, auf der ich jetzt herumvibrierte. Für die geübten Augen eines Zivilfahnders hätte ich in diesem Augenblick wahrscheinlich wie ein Süchtiger auf Entzug gewirkt. Schwitzen, jucken, zappeln und das Handy kneten, der gute alte Junkie-Shuffle.
    Als das Telefon endlich klingelte, ließen die Symptome nach. Es war eine freundliche Männerstimme mit einem leichten flämischen Akzent.
    »Hallo? Dr. Nyström? Haben Sie unsere Nachricht erhalten?«
    »Ich will mit ihr sprechen!«
    »Später. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Es ist ein sehr unvorteilhaftes Foto vom Beginn ihres Gastaufenthaltes bei uns, das die Situation nicht richtig widerspiegelt. Ihre Freundin hat ein großes theatralisches Temperament, aber es geht ihr gut.«
    »Was wollen Sie?«
    »Nun, wir gehen davon aus, dass die verstorbene Madame Jonas eine große Menge Datenmaterial gesammelt hat, das sich in Ihrem Besitz befindet. Wir bieten Ihnen die unversehrte kleine Schwester und einen hübschen Koffer voller Geld im Austausch gegen das Material.«
    »Ich tue alles, was Sie verlangen, aber ich will mit ihr sprechen!«
    »Das geht jetzt nicht, aber Sie können sie hören.«
    Ich hörte ein leises Klicken und dann ihre Stimme, tonlos und verzweifelt.
    »Thomas! Bitte! Gib ihnen die Scheiß-CD. Ich kann … oh, mein Gott …« Erneut das Klicken des Bandgerätes, ein Augenblick Stille und ein leises Räuspern.
    »Sie hatte da eine kleine Krise, ihre Einsichtsfähigkeit ist nicht übermäßig entwickelt, na ja, Sie kennen sie ja.«
    Ich stellte mir vor, wie ich den Kopf dieses kultivierten Arschloches mit Gunnars Schrotflinte gleich von zwei Seiten einsichtig machte. Später, sagte Helen, das machen wir später. Erst Anna. Mit äußerster Anstrengung schaffte ich es, meiner Stimme einen gleichmütigen Klang zu geben.
    »Wie haben Sie sich den Austausch vorgestellt?«
    »Sie müssten sich zu uns bemühen. Seien Sie morgen

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