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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Schiff, in dem wir sitzen.«
    Scorpio kratzte sich die Hautfalte zwischen Stirn und Rüssel.
»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Es war doch Captain Brannigan, der Sie alle hierher brachte,
oder?«, fragte Khouri. »Gibt ihm das nicht das Recht, mit
an diesem Tisch zu sitzen?«
    »Sie hätten besser aufpassen sollen«, sagte Pauline
Sukhoi. »Das ist kein Schiff mehr, sondern ein Turm. Ein
Wahrzeichen.«
    »Die Frage nach dem Captain ist berechtigt«, sagte
Antoinette Bax mit ihrer tiefen Stimme. Alle horchten auf. »Seit
die Unendlichkeit hier landete, bemühen wir uns, mit ihm
ins Gespräch zu kommen.« Ihre Hände mit den vielen
Ringen lagen gefaltet auf dem Tisch. Die Fingernägel waren
giftgrün lackiert. »Aber wir hatten bisher kein
Glück«, fuhr sie fort. »Er will nicht mit uns
reden.«
    »Heißt das, der Captain ist tot?«, fragte
Khouri.
    »Nein…« Bax sah sich vorsichtig um. »Hin und
wieder zeigt er sich noch.«
    Pauline Sukhoi wandte sich abermals an Khouri. »Darf ich
Ihnen eine Frage stellen? Sie behaupten, Remontoire und seine – unsere – Verbündeten hätten in verschiedenen
Bereichen entscheidende Fortschritte erzielt. Antriebe, die nicht
geortet werden können, Schiffe, die man nicht sieht, Waffen, die
die Raumzeit durchdringen… eine beeindruckende Liste.«
Sukhois schwache, ängstliche Stimme klang, als könne sie
nur mühsam das Lachen unterdrücken. »Besonders, wenn
man bedenkt, dass Ihnen für alle diese Entdeckungen doch nur
eine sehr begrenzte Zeit zur Verfügung stand.«
    »Es waren keine Entdeckungen«, sagte Khouri. »Lesen
Sie den Bericht. Aura gab uns die nötigen Informationen, und wir
stellten diese Dinge her. Das war alles. Wir selbst haben nichts entdeckt.«
    »Lassen Sie uns von Aura sprechen«, sagte Scorpio.
»Oder besser, gehen wir zurück zu dem Moment, als unsere
beiden Streitkräfte sich im Delta-Pavonis-System trennten. Die Zodiakallicht war schwer beschädigt, so viel ist uns
bekannt. Aber die Selbstreparatursysteme dürften höchstens
zwei bis drei Jahre gebraucht haben, um sie wieder zusammenzuflicken,
vorausgesetzt, sie bekamen genügend Rohstoffe. Dennoch warten
wir seit nunmehr dreiundzwanzig Jahren. Was hat Sie so lange
aufgehalten?«
    »Die Reparaturen nahmen mehr Zeit in Anspruch, als wir
erwartet hatten«, antwortete Khouri. »Die Unterdrücker
hatten sich im System bereits so breit gemacht, dass wir
Schwierigkeiten hatten, die Rohstoffe zu beschaffen.«
    »Dennoch kann das keine zwanzig Jahre gedauert haben«,
wandte Scorpio ein.
    »Nein, aber nach einigen Jahren zeigte sich, dass wir nicht
unmittelbar in Gefahr waren, verfolgt zu werden, vorausgesetzt, wir
blieben in der Nähe des technisch veränderten
Neutronensterns, des so genannten Hadesobjekts. Damit hatten wir mehr
Zeit, das Ding zu studieren. Anfangs hatten wir Angst, aber die
Unterdrücker hielten sich immer davon fern, als wäre es
ihnen nicht geheuer. Thorn und ich hatten das eigentlich schon vorher
erraten.«
    »Erzählen Sie uns mehr von Thorn«, bat Clavain
freundlich.
    Alle hörten das Zittern in ihrer Stimme. »Thorn war der
Widerstandsführer, der dem Regime auf Resurgam das Leben schwer
machte, bis die Unterdrücker auftauchten.«
    »Hatten Sie und Volyova nicht irgendwie mit ihm
zusammengearbeitet?«, fragte Clavain.
    »Durch ihn konnten wir die Menschen dazu bringen, unsere
Hilfe anzunehmen und sich evakuieren zu lassen. In diesem Rahmen
hatte ich oft mit Thorn zu tun, und wir kamen einander
näher.« Sie verstummte.
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte Clavain so gütig wie
lange nicht mehr.
    »Einmal ließen Thorn und ich uns von unserer Neugier
verführen und kamen den Unterdrückern zu nahe. Sie hatten
uns umzingelt und fingen sogar schon an, ihre Sonden in unsere
Köpfe einzuführen, um unsere Erinnerungen abzusaugen. Doch
dann griff etwas – irgendeine Entität – ein und
rettete uns. Was immer es war, es schien von Hades zu kommen.
Vielleicht war es sogar ein Teil des Objekts, eine Sonde anderer
Art.«
    Scorpio klopfte auf den Bericht, der vor ihm lag. »Sie
sprachen von einem Kontakt mit einem menschlichen
Bewusstsein.«
    »Es war Dan Sylveste«, sagte sie. »Derselbe
manische Egoist, der das ganze Unheil überhaupt erst
heraufbeschworen hatte. Wir wissen, dass es ihm vor vielen Jahren
gelungen war, in die Hades-Matrix einzudringen, er nahm den gleichen
Weg, auf dem einst die Amarantin vor den Unterdrückern
flüchteten.«
    »Und Sie glauben, Sylveste – oder was immer

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