Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
inzwischen
aus ihm geworden war – hätte eingegriffen und sie und Thorn
gerettet?«, fragte Clavain.
    »Ich weiß es. Als sein Geist den meinen berührte,
empfing ich einen Schwall von… nennen Sie es Reue. Als wäre
der Groschen endlich gefallen, als hätte er begriffen, was er
für ein Versager gewesen war, wie viel Schaden er mit seiner
Wissbegier angerichtet hatte. Und als wollte er mit dieser kleinen
Gefälligkeit anfangen, Wiedergutmachung zu leisten.«
    Clavain lächelte. »Besser spät als nie.«
    »Auch er konnte freilich keine Wunder wirken«, fuhr
Khouri fort. »Der Abgesandte, den Hades nach Roc schickte, um
uns zu helfen, konnte die Unterdrückermaschinen zwar
einschüchtern, aber er hielt sie nur so lange auf, dass wir zu
Ilia zurückkehren konnten. Immerhin war es ein Zeichen, dass wir
uns an Hades wenden mussten, wenn wir Hoffnung haben wollten, etwas
gegen die Unterdrücker zu unternehmen. Jemand von uns musste
noch einmal in den Neutronenstern.«
    »Und das waren Sie?«, fragte Clavain.
    »Ja«, antwortete sie. »Ich machte alles genauso wie
beim ersten Mal, weil ich wusste, dass es klappen würde. Ich
ging nicht wie Dan Sylveste durch die Vordertür, durch das Ding,
das um Hades kreist, sondern stürzte auf den Stern zu. Mit
anderen Worten, ich starb. Ich ließ mich von Hades’
Schwerkraftfeld in Stücke reißen und im Innern wieder neu
zusammensetzen. An beides habe ich keine Erinnerung. Aber
darüber bin ich froh.«
    Selbst Khouri wusste also nicht genau, was während des
Eintritts in das Hadesobjekt mit ihr geschehen war, dachte Scorpio.
Ihr Bericht hatte deutlich gemacht, dass sie glaubte, im Innern des
Sterns physisch rekonstruiert worden zu sein, konserviert in einer
winzigen zitternden Blase flacher Raumzeit, wo ihr der gewaltige
Druck des Hades’schen Schwerkraftfeldes nichts anhaben konnte.
Vielleicht war es tatsächlich so gewesen. Vielleicht war es auch
nur eine fantasievolle Geschichte, mit der ihre ehemals menschlichen
Gastgeber sie abgespeist hatten. Aber letztlich kam es nur darauf an,
dass es eine Möglichkeit gab, mit den Entitäten innerhalb
der Hades-Matrix zu kommunizieren – und, vielleicht noch
wichtiger, dass es eine Möglichkeit gab, auch wieder in das
reale Universum zurückzukehren.
    Während Scorpio noch darüber nachdachte, begann sein
Kommunikator diskret zu surren. Er stand auf, und Khouri unterbrach
ihren Monolog.
    Ärgerlich hielt sich Scorpio das Armband vor die Augen und
wickelte die Hörmuschel ab. »Ich hoffe, die Störung
hat einen triftigen Grund.«
    Eine dünne, ferne Stimme ließ sich vernehmen. Er
erkannte den SD-Mann, der sie auf dem Landedeck in Empfang hatte.
»Ich dachte, Sie sollten das erfahren, Sir.«
    »Machen Sie’s kurz.«
    »Manifestation Klasse drei auf Deck
fünf-siebenundachtzig. So weit oben gab es seit fast sechs
Monaten keine Erscheinung mehr.«
    Als ob er das nicht selbst gewusst hätte. »Wer hat sie
gesehen?«
    »Palfrey, er arbeitet in der Bilgenmannschaft.«
    Scorpio senkte die Stimme und drückte sich die
Hörmuschel fester ins Ohr. Natürlich beobachteten ihn alle
im Raum mit gespannter Aufmerksamkeit. »Was hat Palfrey
gesehen?«
    »Das Übliche, Sir: nicht allzu viel, aber genug, dass es
nicht leicht werden wird, ihn noch einmal so weit
hinunterzuschicken.«
    »Verhören Sie ihn, nehmen Sie seine Aussage zu Protokoll
und sorgen Sie dafür, dass er mit niemandem darüber
spricht. Verstanden?«
    »Verstanden, Sir.«
    »Und dann setzen Sie ihn anderswo ein.« Scorpio hielt
inne und erwog stirnrunzelnd sämtliche Folgen. »Wenn ich es
mir recht überlege, möchte ich doch kurz mit ihm sprechen.
Er soll das Schiff nicht verlassen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, unterbrach er die Verbindung,
ließ die Hörmuschel wieder im Kommunikator verschwinden
und kehrte an den Tisch zurück. Er setzte sich und bedeutete
Khouri fortzufahren.
    »Was war denn los?«, wollte sie wissen.
    »Kein Grund zur Beunruhigung.«
    »Ich bin aber beunruhigt.«
    Zwischen seinen Augen saß wie ein Splitter ein bohrender
Schmerz. Er war in letzter Zeit oft mit Kopfschmerzen geplagt, und an
Tagen wie diesem war es besonders schlimm. »Jemand hat eine
Manifestation gemeldet«, sagte er. »Einen der kleinen
Auftritte des Captains, von denen Antoinette sprach. Hat weiter
nichts zu bedeuten.«
    »Nein? Er taucht auf, sobald ich auftauche, und Sie
sagen, das hätte nichts zu bedeuten?« Khouri
schüttelte den Kopf. »Selbst wenn sie es nicht begreifen,
ich weiß,

Weitere Kostenlose Bücher