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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Wort von diesem
Gespräch zu irgendjemandem«, sagte er, »und Sie
arbeiten nicht mehr in der Abwasserkontrolle. Sie sind Abwasser.«
    Scorpio stand mühsam auf und wollte Palfrey mit seinen
Gedanken allein lassen.
    »Danach haben Sie mich noch nicht gefragt«, sagte
Palfrey und reichte ihm den verbeulten Silberhelm.
    Scorpio nahm ihn und drehte ihn hin und her. Er war schwerer, als
er erwartet hätte. »Ich dachte, der gehört
Ihnen.«
    »Falsch gedacht. Ich habe ihn im Schrott gefunden, nachdem
die Manifestation wieder verschwunden war. Ich glaube nicht, dass er
schon vorher dort lag.«
    Scorpio sah sich den Helm genauer an. Von der Form her erschien er
ihm sehr alt. Über dem kleinen rechteckigen Fenster in der
Gesichtsplatte befanden sich viele rechteckige Symbole in
verschiedenen Primärfarben, Kreuze und Halbmonde, Sterne und
Streifen.
    Das Schwein fragte sich, was sie zu bedeuten hatten.

 
Hela

2727
     
     
    Rachmika nützte die freie Zeit, um die Karawane zu erkunden.
In dem geräumigen Wagen gab es viel zu sehen, aber sie fand bald
heraus, dass sich die Abteile nur wenig voneinander unterschieden.
Überall die gleichen üblen Gerüche, die gleichen
Wanderpilger, die gleichen Händler. Wenn es Abwandlungen gab,
dann waren sie zu langweilig und zu gering, um ihr Interesse zu
wecken. Dagegen wäre sie nur allzu gern auf das Dach des Zuges
gestiegen, um sich draußen umzuschauen.
    Sie hatte Haldora seit vielen Monaten nicht mehr gesehen, nun
näherte sich die Karawane den Kathedralen des Weges, der
Gasriese kroch endlich über den Horizont, und sie spürte
ein seltsames Verlangen, sich draußen auf den Rücken zu
legen und den riesigen Planeten einfach nur zu betrachten. Sie suchte
nach einem Weg, um auf das Dach zu kommen, doch keine der Türen
wollte sich öffnen. Rachmika probierte es auf verschiedenen
Wegen und zu verschiedenen Tageszeiten, in der Hoffnung, eine
Lücke in den Sicherheitsvorkehrungen der Karawane zu finden,
aber das Dach war gut geschützt. Vermutlich waren dort viele
empfindliche Navigationsgeräte aufgestellt.
    Als sie wieder einmal von einer verschlossenen Tür
zurücktrat, versperrte ihr der Quästor den Weg. Er hatte
sein grünes Haustierchen auf der Schulter. Rachmika traute ihren
Augen nicht. Eines seiner Vorderbeine war nur noch ein grüner
Stumpf. War das schon immer so gewesen?
    »Kann ich Ihnen helfen, Miss Els?«
    »Ich wollte mir nur die Karawane ansehen«, sagte sie.
»Das ist doch erlaubt, oder nicht?«
    »Innerhalb gewisser Grenzen.« Er deutete mit einem
Nicken auf die verschlossene Tür. »Es gibt natürlich
Tabuzonen, und das Dach gehört dazu.«
    »Ich wollte gar nicht auf das Dach.«
    »Nein? Dann haben Sie sich wohl verlaufen. Diese Tür
führt nur zum Dach. Und da oben gibt es nichts, was für Sie
von Interesse sein könnte, glauben Sie mir.«
    »Ich wollte mir Haldora ansehen.«
    »Aber das haben Sie doch sicher schon oft getan.«
    »In letzter Zeit nicht, und früher stand der Planet
immer nur dicht über dem Horizont«, sagte sie. »Ich
wollte sehen, wie er im Zenith steht.«
    »Darauf werden Sie wohl noch etwas warten müssen. Und
jetzt… Sie gestatten?« Er drängte sich an ihr vorbei.
Der Korridor war so schmal, dass er sie mit seinem schweren
Körper gegen die Wand drückte.
    Das grüne Wesen folgte ihr mit seinen Facettenaugen.
»Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein«,
quäkte es.
    »Wo wollen Sie hin, Quästor? Sie tragen keinen
Anzug.«
    »Leben Sie wohl, Miss Els.«
    Er wollte ganz offensichtlich nicht beobachtet werden. Hastig und
verstohlen steckte er die Hand in eine dunkle Nische neben der
Tür, die einem im Vorbeigehen nie aufgefallen wäre.
Rachmika hörte ein leises Klicken wie von einem versteckten
Mechanismus.
    Die Tür öffnete sich. Er trat in einen rot erleuchteten
Raum. Bevor die Tür hinter ihm zufiel, sah Rachmika mehrere
Notausrüstungen und einen Ständer mit
Druckanzügen.
     
    Mehrere Stunden später, als sie sicher sein konnte, dass sich
der Quästor wieder im Innern des Wagens aufhielt, kehrte sie
zurück. Sie hatte ihren eigenen Druckanzug, zu einem Bündel
geschnürt, heimlich durch die grollenden Eingeweide der Karawane
geschmuggelt. Nun probierte sie die Tür: Sie wollte sich immer
noch nicht öffnen. Doch als sie die Hand in die Nische steckte,
die ihr der Quästor nicht hatte zeigen wollen, ertastete sie
einen Hebel, drückte darauf und hörte ein Klicken. Die
Zuhaltungen hatten sich gelöst. Vermutlich verhinderte

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