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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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die sie verfolgten. Damit ging sie ein kalkuliertes
Risiko ein, doch anders hätte sie Remontoire nicht dazu
gebracht, ihr zu vertrauen.
    Und Vertrauen war das, was Skade wollte. Sie hatte erlebt, was
Remontoires neue Technologien vermochten, und sah ein, dass sie ihren
taktischen Vorsprung eingebüßt hatte. Ursprünglich
war sie nur hinter den Weltraumgeschützen her gewesen –
aber die neuen Waffen kamen ihr gerade recht.
    Doch am lebhaftesten interessierte sie sich für Aura.
    Skade verbrachte mehrere Monate Schiffszeit mit behutsamen
Anbiederungsversuchen, während die Zodiakallicht und die
beiden anderen Synthetikerschiffe auf Ararat zurasten. Sie gewann
Remontoires Vertrauen, indem sie spektakuläre Opfer brachte und
Informationen und Ressourcen mit ihm teilte. Sie beschwor die
Loyalität zum Mutternest und überzeugte ihn, dass eine
Zusammenarbeit im Interesse beider Seiten läge. Als Remontoire
endlich zustimmte, einige von ihren Synthetikern an Bord seines
Schiffes zu lassen, wirkte das nur wie die letzte Phase eines langen
politischen Entspannungsprozesses.
    Doch die Synthetiker waren als Entführer gekommen. Sie hatten
Dutzende von Menschen getötet, bevor sie Khouri ausfindig
machten, sie betäubten und auf Skades Schiff verschleppten. Dort
war Aura, ein Fötus, der sich erst im sechsten Monat seiner
Entwicklung befand, von Skades Chirurgen mit einem operativen
Eingriff aus dem Mutterleib entfernt und in ein biocybernetisches
Ersatzgebilde aus lebendem Gewebe eingesetzt worden.
Anschließend wurde diese künstliche Gebärmutter in
den neuen Körper implantiert, den Skade sich hatte züchten
lassen. Der alte schwer verletzte Körper war im Mutternest
zurückgeblieben. Auras Implantate konnten an sich nur mit den
entsprechenden Gegenstücken in Khouris Gehirn kommunizieren,
aber Skades Infiltrationsprogramme hatten mit Remontoires Werk kurzen
Prozess gemacht. Seit Aura sich in ihrem Leib befand, konnte auch
Skade den Datenstrom anzapfen, über den Remontoire zu seinen
neuen Waffen gekommen war.
    Skade hatte ihr Ziel erreicht, aber sie gab sich nicht damit
zufrieden. Vielleicht ging sie einen Schritt zu weit. Sie hätte
Khouri auf der Stelle töten sollen, aber sie glaubte, mit ihr
ein Druckmittel gegen Remontoire in der Hand zu haben. Als
potenzielle Geisel war sie auch ohne das Kind noch von Wert. Deshalb
hatte Skade sie nach längeren Verhandlungen im Austausch gegen
weitere technische Errungenschaften an Remontoire zurückgegeben.
Diese Dinge hätte sie früher oder später auch von Aura
bekommen, aber sie wollte nicht mehr länger warten.
    Die Unterdrücker hatten sie fast eingeholt.
     
    Als die Schiffe endlich vor Ararat eintrafen, war der Kampf in
eine neue und lautlose Phase getreten. Als die Menschen den Konflikt
durch den Einsatz neuer, nur ungenügend verstandener Waffen
verschärften, schlugen die Unterdrücker ihrerseits mit
barbarischen neuen Strategien zurück. Tarnung war das oberste
Gebot in diesem Krieg. Alle Energien wurden auf nicht zu
detektierende Spektralbänder umgeleitet. Man projizierte
Phantombilder, um den Feind zu verwirren und einzuschüchtern.
Man warf hemmungslos mit Materie und Energie um sich. Von einem Tag
zum anderen, einer Schlacht oder gar einer Stunde zur anderen wurden
die beiden menschlichen Parteien auf Grund winziger Schwankungen in
den Kampfprognosen aus Verbündeten zu Gegnern und umgekehrt.
Skade wollte Remontoire nur unterstützen, wenn die Alternative
für sie der sichere Untergang gewesen wäre. Remontoire war
von dieser Einstellung nicht allzu weit entfernt.
    Doch vor einer Woche hatte Skade ihre Taktik geändert. Eines
der beiden schweren Raumschiffe, die ihr noch geblieben waren, hatte
eine Korvette abgesetzt. Remontoire hatte das schnelle Schiff
geortet, als es zwischen den Fronten auf Ararat zuglitt. Die Analyse
seiner Beschleunigungsgrenzen ergab, dass es mindestens einen
menschlichen Insassen beförderte. Ein kleiner Trupp von
Unterdrückermaschinen hatte die Korvette gejagt und war dabei
näher als üblich an den Planeten herangekommen. Es war, als
hätten die Maschinen begriffen, dass hier um einen hohen Einsatz
gespielt wurde und die Korvette um jeden Preis aufgehalten werden
musste.
    Sie waren gescheitert, aber auch das Synthetikerschiff hatte
Schaden genommen. Die Tarnsysteme versagten immer wieder, und so war
es Remontoire und seinen Verbündeten gelungen, die angeschlagene
Korvette zu orten. Sie konnten verfolgen, wie das Schiff in

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