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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Informationen, wie sie sich im Besitz der kirchlichen
Archäologengruppen befinden.«
    »Ja, diese Gruppen kennen wir alle. Aber sollten sie denn
nicht imstande sein, ihre Theorien selbst zu entwickeln? Nichts
für ungut, Miss Els, aber wie kommen Sie zu der Ansicht, dass
ausgerechnet Sie – mit Ihren siebzehn Jahren – das Thema in
eine neue Perspektive rücken könnten?«
    »Weil ich kein persönliches Interesse daran habe, die
quaichistische Sicht zu vertreten«, sagte Rachmika.
    »Und wie lautet die?«
    »Die Flitzer seien eine Begleiterscheinung, sie stünden
in keinerlei Verbindung zu den Ursachen für die wiederkehrenden
Auslöschungen des Planeten. Bestenfalls sollten sie uns daran
erinnern, was uns droht, wenn wir nicht den quaichistischen Weg zur
Erlösung beschreiten.«
    »Dass die Flitzer der Erlösung nicht teilhaftig wurden,
ist wohl nicht zu bestreiten«, sagte der Quästor,
»aber das gilt auch für acht oder gar neun weitere
Alien-Zivilisationen, ich habe irgendwann zu zählen
aufgehört. Ich kann hier kein tieferes Geheimnis erkennen.
Gerade diese verschwundene Spezies mit ihrer Geschichte, ihrer
Gesellschaftsform und allem, was dazu gehört, muss
natürlich noch genauer erforscht werden, aber was letztlich mit
den Flitzern geschah, steht doch längst fest. Wir alle haben
gehört, was die Pilger aus den evakuierten Systemen
erzählen, Miss Els, die Geschichten über Maschinen, die aus
dem Dunkel zwischen den Sternen auftauchen. Und jetzt sind offenbar
wir an der Reihe.«
    »Sie unterstellen also, dass die Flitzer von den
Unterdrückern ausgelöscht wurden?«, fragte sie.
    Er steckte Peppermint ein Korn in das Mäulchen. »Denken
Sie doch, was Sie wollen.«
    »Das habe ich immer schon getan«, sagte sie. »Und
ich komme zu dem Schluss, dass wir es hier mit einem anderen Fall zu
tun haben.«
    »Sie wurden ausgelöscht«, sagte der Quästor.
»Genügt Ihnen das nicht?«
    »Ich bin nicht sicher, ob sie auf die gleiche Weise
ausgelöscht wurden wie die Amarantin oder eine der vielen
anderen Kulturen. Glauben Sie, dieser Mond wäre unbehelligt
geblieben, wenn die Unterdrücker die Hand im Spiel gehabt
hätten? Sie hätten vielleicht gezögert, eine Welt mit
einer Biosphäre zu zerstören, aber einen luftlosen Mond wie
Hela hätten sie ohne viel Federlesens in ein Ringsystem oder
eine radioaktive Dampfwolke verwandelt. Wer oder was die Flitzer
erledigte, war dagegen weit weniger gründlich.« Sie hielt
inne, aus Angst, zu viel von ihrer Lieblingsthese zu verraten.
»Derjenige hatte es eilig. Deshalb blieb zu viel übrig. Man
hat fast den Eindruck, er wollte eine Botschaft hinterlassen, eine
Warnung vielleicht.«
    »Wollen Sie etwa behaupten, es gäbe eine neue kosmische
Zerstörungsinstanz?«
    Rachmika zuckte die Achseln. »Wenn sich das aus den Fakten
ergibt…«
    »Sie leiden nicht etwa unter Selbstzweifeln, Miss
Els?«
    »Ich weiß nur, dass es zwischen Haldoras
Auslöschungen und den Flitzern einen Zusammenhang geben muss. So
denken übrigens alle. Die anderen sind nur zu
eingeschüchtert und verängstigt, um es zuzugeben.«
    »Sie aber nicht?«
    »Ich wurde zu einem bestimmten Zweck nach Hela
geschickt«, entfuhr es ihr. Es war fast, als hätte jemand
anderer aus ihr gesprochen.
    Der Quästor sah sie so lange an, bis sie verlegen wurde.
»Und dieser Kreuzzug«, sagte er endlich, »diese
bedingungslose Suche nach der Wahrheit, ohne Rücksicht darauf,
wie viele Feinde Sie sich damit machen – sind Sie deshalb so
erpicht darauf, den Ewigen Weg zu erreichen?«
    »Es gibt noch einen weiteren Grund«, sagte sie
leise.
    Der Quästor schien sie nicht gehört zu haben. »Sie
interessieren sich besonders für die Ersten Adventisten, nicht
wahr? Es fiel mir auf, als ich mich als ihr Legat
vorstellte.«
    »Es ist die älteste Kirche«, sagte Rachmika.
»Und vermutlich auch eine der größten.«
    »Die größte überhaupt. Die Gemeinschaft der
Ersten Adventisten betreibt drei Kathedralen, darunter die
größte und schwerste auf dem ganzen Weg.«
    »Ich weiß, dass die Ersten Adventisten auch eine
archäologische Forschungsgruppe unterhalten«, sagte sie.
»Ich habe an sie geschrieben. Dort müsste es doch Arbeit
für mich geben.«
    »Damit Sie Ihre Theorie verbreiten und überall anecken
können?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich würde mich ganz still
verhalten und alles tun, was getan werden muss. Das würde mich
nicht daran hindern, das Material zu untersuchen. Ich brauche eine
feste Anstellung, damit ich

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