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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Ararats
Atmosphäre eintauchte und nahezu unkontrolliert ins Meer
stürzte. Nichts wies darauf hin, dass man es auf Ararat
überhaupt bemerkt hatte.
    Wenige Tage später war Khouri hinterher geflogen. Remontoire
hatte es abgelehnt, Skade mit einer größeren Streitmacht
zu verfolgen. Die Chance, an den Unterdrückern vorbei auf den
Planeten zu gelangen, war zu gering. Aber sie waren
übereingekommen, dass eine kleine Kapsel bessere Aussichten
hätte. Außerdem musste jemand den Kolonisten auf Ararat
mitteilen, was vorging, und wenn man Khouri schickte, schlug man zwei
Fliegen mit einer Klappe.
    Khouri musste sehr viel Willenskraft besitzen, dachte Vasko, um
allein in diese Kapsel zu steigen, ohne Gewissheit zu haben, ob sie
gerettet werden würde oder gar ihre Tochter retten könnte.
Was mochte wohl stärker gewesen sein: die Liebe zu ihrem Kind
oder der Hass auf Skade?
    Je mehr er darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher
schien es ihm, dass diese Situation auf einem Missverständnis
beruhen sollte. Und umso größer wurden seine Zweifel, dass
man mit Verhandlungen zu einer Lösung kommen würde. Skade
hatte Khouri die Tochter gestohlen, aber sie hatte die
Überraschung auf ihrer Seite gehabt und hätte nichts
verloren, wenn bei dem Versuch Mutter oder Kind ums Leben gekommen
wären. Das war jetzt anders. Falls Skade noch lebte und das Baby
in ihrem Leib noch nicht tot war – würde sie schon auf sie
warten.
    Womit könnte man sie dazu bewegen, Aura aufzugeben?
    Im Schein der Lampe sah Vasko etwas aufblitzen. Es kam aus
Clavains Richtung. Der alte Mann betrachtete das Messer, das er von
seiner Insel mitgebracht hatte.

 
Hela

2727
     
     
    Rachmika hatte Quästor Jones um ein Gespräch unter vier
Augen gebeten. Es fand unmittelbar nach einer Verkaufsverhandlung in
dem gleichen fensterlosen Raum statt, in dem sie ihn mit Crozet schon
einmal aufgesucht hatte. Der Quästor saß hinter seinem
Schreibtisch, hatte die Hände vor dem üppigen Bauch
gefaltet und wartete, dass sie anfing. Die geschürzten Lippen
verrieten Misstrauen, aber auch ein gewisses lüsternes
Interesse. Hin und wieder steckte er seinem Tierchen, das wie eine
abstrakte Skulptur aus leuchtend grünem Plastik auf der
Tischplatte hockte, einen Leckerbissen ins Mäulchen.
    Rachmika betrachtete ihn und fragte sich, wie gut er wohl zwischen
Wahrheit und Lüge unterscheiden konnte. Bei manchen Menschen war
das schwer festzustellen.
    »Das kleine Fräulein lässt nicht locker,
Peppermint«, sagte der Quästor. »Ich verbiete ihr, auf
das Dach zu steigen, und keine zwei Stunden später ist sie oben.
Was fangen wir denn nun mit ihr an?«
    »Wenn Sie nicht wollen, dass jemand auf das Dach steigt,
sollten Sie es den Leuten nicht so leicht machen«, sagte
Rachmika. »Außerdem kann ich es nicht leiden, wenn man
mich bespitzelt.«
    »Ich habe die Pflicht, für den Schutz meiner
Fahrgäste zu sorgen«, sagte er. »Wenn Ihnen das nicht
passt, können Sie gerne mit Mr. Crozet ins Ödland
zurückfahren.«
    »Eigentlich möchte ich lieber hier bleiben«, sagte
Rachmika.
    »Heißt das, Sie möchten als Pilgerin zum Weg reisen?«
    »Nein.« Sie ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihr
die Leute auf den Plattformen zuwider waren. Inzwischen hatte sie
erfahren, dass man sie Observatoren nannte. »Ich möchte zum Weg reisen, um dort Arbeit zu suchen. Der Gedanke an eine
Pilgerfahrt liegt mir fern.«
    »Hm. Über Ihre Eignung hatten wir bereits gesprochen,
Miss Els.«
    Sie war nicht glücklich darüber, dass er sich ihren
Namen gemerkt hatte. »Wir sind kaum darauf eingegangen,
Quästor. Ich glaube nicht, dass Sie meine Eignung nach einem
einzigen kurzen Gespräch richtig einschätzen
können.«
    »Sie haben sich mir gegenüber als Wissenschaftlerin
bezeichnet.«
    »Richtig.«
    »Dann kehren Sie doch ins Ödland zurück und gehen
Sie dort weiter Ihren Forschungen nach.« Er sah sie offen an und
bemühte sich, überzeugend zu wirken. »Wo könnten
Sie die Flitzer besser studieren als dort, wo die Reste ihrer Kultur
zutage gefördert werden?«
    »Man kann dort nicht studieren«, sagte sie.
»Niemand interessiert sich für die Bedeutung der Funde,
solange man gutes Geld dafür bekommt. Niemand interessiert sich
für das große Ganze.«
    »Außer Ihnen, wenn ich Sie recht verstehe?«
    »Ich arbeite an einer Theorie über die Flitzer«,
sagte sie, wohl wissend, wie altklug sie sich anhörte,
»aber um weitere Fortschritte zu machen, brauche ich Zugriff auf
gesicherte

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