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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Lebewesen an Bord, und es
schien, als hätte man erst im Nachhinein daran gedacht, ihn in
die winzige augenförmige Höhlung des lang gestreckten,
kohlschwarzen Nadelrumpfs zu pressen. Es gab keine Fenster und nur
ein Minimum an Sensoröffnungen, doch Remontoire konnte dank
seiner Implantate durch das Shuttle hindurchsehen, er empfand es nur
als Erweiterung seines persönlichen Wahrnehmungsraumes. Jenseits
der festen Wände schloss sich die abstraktere Sphäre der
Sensorerfassung an: Die passiven und aktiven Kontakte reizten den
Bereich seines Gehirns, der für die propriozeptive Wahrnehmung
seines eigenen Körperbildes zuständig war.
    Bei acht Ge war das Maximum erreicht. Das Shuttle hatte keine
Trägheitssperre, die Remontoire vor dem Beschleunigungsdruck
geschützt hätte, obwohl die Synthetiker seit mehr als einem
Jahrhundert über die Technologie zur Trägheitskontrolle
verfügten. In diesem Fall musste man darauf verzichten. Die
zweite Technologie, die dieses Schiff mit sich führte – die
flirrende Maschinerie des hypometrischen Geschützes –, war
hoch empfindlich gegenüber allen Veränderungen in der
lokalen Metrik. Der Einsatz hypometrischer Waffen war schon in nahezu
flacher, gravitationsloser Raumzeit eine heikle Angelegenheit. Im
Einflussbereich von Trägheitstechnologien verhielten sie sich so
unberechenbar wie boshafte Kobolde. Remontoire hätte gern noch
stärker beschleunigt, aber bei mehr als acht Ge wurde die Gefahr
zu groß, die winzigen Bauteile des Geschützes in Unordnung
zu bringen.
    Das Geschütz selbst war von außen ziemlich unscheinbar.
Es hing in seiner zigarrenförmigen Gondel an dem gleichen
Ausleger wie das Triebwerk und hatte weder Rohr noch Abgasstrahl. Die
Oberfläche war völlig einheitlich. Die Form wurde nur von
einer einzigen Bedingung bestimmt: Das Geschütz musste so weit
wie nur möglich von dem menschlichen Insassen entfernt sein. Wie
bedrohlich die glanzvolle Errungenschaft war, ließ sich daran
ermessen, dass Remontoire sich tatsächlich sicherer fühlte, weil er das instabile Miniaturtriebwerk zwischen
sich und der exotischen Waffe wusste.
    Er kontrollierte die Bahn des Unterdrückerklumpens und
stellte ohne Genugtuung oder Enttäuschung fest, dass er sich
genau da befand, wo er nach seinen Berechnungen sein sollte.
Dafür gab es eine andere Entwicklung: Mit seinem Abflug von der Zodiakallicht hatte er die Aufmerksamkeit der anderen
Protagonisten erregt. Einer von Skades ehemaligen Verbündeten
befand sich mit einer höheren Beschleunigung, als er sie auf
Dauer halten konnte, auf Abfangkurs. Das Synthetikerschiff würde
seine Bahn in fünfzehn Minuten kreuzen. Fünf oder sechs
Minuten später hätte ihn ein zweiter Klumpen erreicht.
    Remontoire gestattete sich ein Fünkchen Besorgnis, gerade so
viel, um etwas Adrenalin in seinen Kreislauf zu pumpen. Dann
unterdrückte er das Gefühl wieder, als schlüge er die
Tür zu einer ausgelassenen Party zu.
    Er wusste, dass es vernünftiger gewesen wäre, auf der Zodiakallicht zu bleiben, wo er mit seiner Koordination und
seinem Überblick am meisten bewirken konnte. Für den Flug
mit dem Shuttle hätte er eine Beta-Simulation von sich selbst
programmieren oder einen Freiwilligen suchen können. Es
hätte Dutzende von Bewerbern gegeben, einige waren sogar mit
Synthetikerimplantaten ausgerüstet. Aber er wollte unbedingt
selbst im Schiff sitzen. Er hatte sich nicht nur länger als die
meisten anderen mit dem Verhalten des hypometrischen Geschützes
beschäftigt. Er hatte auch das Gefühl, dies sei seine
Pflicht, und er müsse sie erfüllen.
    Der Grund dafür war Ana Khouri. Es war ein Fehler gewesen,
sie allein auf den Planeten fliegen zu lassen. Aus militärischer
Sicht war die Entscheidung vollkommen richtig gewesen: Wozu die
ohnehin überstrapazierten Ressourcen noch weiter schwächen,
wenn Aura wahrscheinlich bereits tot war und außerdem aller
Voraussicht nach bereits alles geleistet hatte, was man jemals von
ihr erwarten konnte? Außerdem hatte ohnehin nur eine
Rettungskapsel eine Chance gehabt, zur Oberfläche durchzukommen,
solange die Blockade der Unterdrücker noch voll in Kraft
war.
    Aber Clavain hätte das anders gesehen. Er pflegte neun von
zehn Entscheidungen streng nach militärischen Gesichtspunkten zu
treffen. Sonst hätte er nicht fünfhundert Jahre
überlebt. Doch in einem von zehn Fällen setzte er sich
kurzerhand über diese Regel hinweg, und dann war seine
Handlungsweise nur auf der menschlichen Ebene zu

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