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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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kann mir nichts mehr
anhaben.«
    Scorpio hatte ihm widersprochen. »Sie sind immer noch da. Sie
sind nicht tot. Vielleicht sind sie so sicher wie nie
zuvor.«
    Als hätte Clavain das nicht selbst am besten gewusst.
    Scorpio zwang sich, in die Gegenwart zurückzukehren.
»Nein«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass Galiana die
Kapsel zurückgelassen hat.«
    »Ich dachte nur, sie könnte vielleicht eine Botschaft
von ihr enthalten«, sagte Clavain. »Aber das ist Unsinn,
nicht wahr? Es gibt keine Botschaften mehr. Nicht in dieser Form.
Nicht von Galiana und auch nicht von Felka.«
    »Es tut mir Leid«, sagte Scorpio.
    »Dazu besteht kein Anlass. Das ist eben der Lauf der
Welt.«
    Was Scorpio über Clavains Vergangenheit wusste, waren
entweder Gerüchte oder das, was ihm der Alte selbst erzählt
hatte. Erinnerungen waren noch nie sehr beständig gewesen, aber
gerade in dieser Zeit verformten sie sich wie Lehm. Bei gewissen
Phasen seiner eigenen Geschichte war Clavain selbst nicht mehr
sicher, was sich wirklich abgespielt hatte.
    Einige Dinge standen immerhin fest. Clavain hatte eine Frau namens
Galiana geliebt; die Beziehung hatte vor vielen Jahrhunderten
begonnen und große Teile dieser Jahrhunderte überdauert.
Gesichert war auch, dass sie so etwas wie eine Tochter geboren –
oder erschaffen – hatten. Felka war schwer behindert gewesen,
hatte aber auch über unheimliche Kräfte verfügt. Man
hatte sie in gleichem Maße geliebt und gefürchtet.
    Doch wenn Clavain von diesen Zeiten erzählte, wurde sein
Glück überschattet von dem Wissen um das, was dann
geschehen war.
    Galiana war Naturwissenschaftlerin gewesen und hatte sich mit
Leidenschaft um die Verbesserung des menschlichen Gehirns
bemüht. Doch damit war ihre Neugier nicht zu befriedigen
gewesen. Was sie letztlich anstrebte, war eine unmittelbare
Verbindung zum Urgrund der Realität. Die neuronalen Experimente
waren immer nur ein unverzichtbarer Schritt auf dem Weg dorthin
gewesen. Für Galiana verstand es sich von selbst, dass sie
danach die Tiefen des Alls erforschen musste. Sie wollte weit
über die Grenzen des bekannten Kosmos hinaus, um selbst zu
sehen, was jenseits davon tatsächlich zu finden war. Bis dahin
hatte man außer Ruinen und Fossilien nichts entdeckt, was auf
die Existenz extraterrestrischer Intelligenz schließen
ließ, aber wer wusste schon, was die Galaxis weiter
draußen an Überraschungen zu bieten hatte? Menschliche
Siedlungen fanden sich zu jener Zeit nur innerhalb einer Kugel mit
einem Durchmesser von zwei Dutzend Lichtjahren, doch Galiana wollte
erst kehrtmachen, wenn sie mehr als hundert Lichtjahre
zurückgelegt hatte.
    Und daran hatte sie festgehalten. Die Synthetiker hatten drei
Schiffe, die knapp unter Lichtgeschwindigkeit fliegen konnten, auf
eine Expedition in den interstellaren Raum geschickt. Die Reisedauer
wurde auf mindestens einhundertfünfzig Jahre angesetzt. Clavain
und Felka hatten sie begleitet, denn auch sie gierten nach neuen
Erfahrungen. Zunächst lief alles wie geplant: Galiana und ihre
Verbündeten besuchten viele Sonnensysteme, und wenn sie auch
nirgends eindeutige Spuren aktiver Intelligenz entdeckten, so
registrierten sie doch viele bemerkenswerte Phänomene und fanden
weitere Ruinen. Doch irgendwann wurden sie von längst veralteten
Meldungen über eine Krise im heimischen System eingeholt:
Spannungen zwischen den Synthetikern und ihren gemäßigten
Verbündeten, den Demarchisten, hatten sich dramatisch
verschärft. Clavain wollte nach Hause zurück, um die
dortigen Synthetiker mit seiner taktischen Erfahrung zu
unterstützen.
    Galiana hielt es für wichtiger, die Expedition fortzusetzen,
und so trennte man sich in Freundschaft. Eins der Schiffe kehrte mit
Clavain und Felka an Bord nach Hause zurück, während die
beiden anderen tiefer auf die galaktische Ebene vordrangen.
    Die Trennung sollte nicht für immer sein, doch als Galianas
Schiff endlich ins Mutternest der Synthetiker zurückkehrte, war
es schwer beschädigt, flog mit automatischer Steuerung und gab
kein Lebenszeichen mehr von sich. Irgendwo im All hatte ein
intelligenter Parasit die beiden Schiffe angegriffen. Das eine war
völlig zerstört worden. Unmittelbar danach hatten sich
schwarze Maschinen durch den Rumpf von Galianas Schiff gefressen und
die Mannschaft systematisch in ihre Bestandteile zerlegt. Ein
Besatzungsmitglied nach dem anderen war ihnen zum Opfer gefallen.
Schließlich war nur noch Galiana übrig gewesen. Die
schwarzen Maschinen

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