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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Nähe des Schiffes zu sein, sollten wir vielleicht versuchen,
den Exodus zu beschleunigen.«
    »Wir schaffen die Leute ohnehin so schnell hinaus, wie wir
nur können«, sagte Blood.
    »Dann schraubt die Bürokratie zurück«, sagte
Antoinette. »Schafft sie hinaus und kümmert euch
später um die Einzelheiten. Und lasst euch nicht den ganzen Tag
damit Zeit. Vielleicht ist die Frist gar nicht mehr so lang.
Verdammt, was gäbe ich jetzt für die Sturmvogel.«
    »Vielleicht kannst du ja etwas für uns tun«, sagte
Cruz und sah sie fest an.
    Antoinette wich dem Blick der Einäugigen nicht aus.
»Raus mit der Sprache!«
    »Geh auf die Unendlichkeit. Sprich mit dem Captain.
Sag ihm, wir brauchen etwas mehr Spielraum.«
    Das hörte Antoinette nicht gerne. Seit ihrem Gespräch
mit dem Captain war ihre Angst vor ihm womöglich noch
größer geworden; die Vorstellung, ihn noch einmal zu
rufen, erfüllte sie mit blankem Entsetzen.
    »Vielleicht will er nicht mit mir reden«, sagte sie.
»Und wenn, dann will er vielleicht nicht hören, was ich ihm
zu sagen habe.«
    »Trotzdem könntest du uns etwas Zeit verschaffen«,
sagte Cruz. »Und für mich ist das besser als
nichts.«
    »Mag sein«, erwiderte Antoinette zögernd.
    »Dann versuche es doch wenigstens«, sagte Cruz.
»Zum Schiff zu kommen, ist kein Problem. Mit
Regierungsprivilegien kannst du in einer halben Stunde an Bord
sein.«
    Antoinette hätte gerne auf diese Vorteile verzichtet.
    Sie starrte auf ihre Finger nieder, folgte gedankenverloren den
komplizierten Metallmustern der selbst gemachten Ringe und hoffte auf
irgendetwas, das ihr diesen Gang ersparte, als Vasko Malinin eintrat.
Sein Gesicht war gerötet, sein Haar war nass vom Regen oder vom
Schweiß. Antoinette kam er unter all den Ältesten
schrecklich jung vor; sie fand es ungerecht, ihn mit Fragen von
solcher Tragweite zu belasten. Die Jungen sollten immer noch glauben
dürfen, es gebe für alle Probleme der Welt eine klare und
eindeutige Lösung.
    »Setzen Sie sich«, sagte Blood. »Kann ich Ihnen
etwas anbieten – Kaffee, Tee?«
    »Ich hatte Mühe, auf die Wache zu kommen um meinen
Dienstplan abzuholen«, sagte Vasko. »Die Massen werden
immer dichter. Als die Leute meine Uniform sahen, wollten sie mich
nicht gehen lassen. Ich sollte ihnen mehr oder weniger versprechen,
ihnen einen Platz auf einem dieser Shuttles zu besorgen.«
    Das Schwein spielte mit seinem Messer. »Das haben Sie doch
hoffentlich nicht getan?«
    »Natürlich nicht, ich wollte nur zeigen, wie ernst die
Lage ist.«
    »Wir können es uns ungefähr vorstellen, vielen
Dank«, sagte Antoinette. Dann stand sie auf und zog sich die
Bluse glatt.
    »Wo wollen Sie hin?«, fragte Vasko.
    »Ich werde ein wenig mit dem Captain plaudern«, sagte
sie.
     
    Mehrere Stockwerke tiefer hatte man in einem anderen Teil des
Gebäudes aus dem Muschelmaterial mühsam und mit
großem Energieaufwand halbrunde Kammern ausgehöhlt, die
teilweise miteinander verbunden waren: Hier waren die verschiedenen
Stationen des Hauptlazaretts von Lager eins untergebracht, wo die
Bürger mit den begrenzten Mitteln, die der Regierung zur
Verfügung standen, medizinisch betreut wurden.
    Die beiden graugrünen Servomaten wichen zurück, als
Scorpio eintrat, und stießen dabei mit ihren dünnen
Gelenkarmen aneinander. Er zwängte sich zwischen ihnen hindurch.
Man hatte das Bett in die Mitte des Raums gestellt, an einer Seite
stand ein Rollwagen mit dem Inkubator, an der anderen ein Stuhl.
    Valensin hatte auf dem Stuhl gesessen und gearbeitet. Nun legte er
das Notepad beiseite und stand auf.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Scorpio.
    »Der Mutter oder der Tochter?«
    »Lassen Sie die Witze, Doc. Dafür bin ich nicht in
Stimmung.«
    »Der Mutter geht es gut – abgesehen davon, dass Stress
und Erschöpfung natürlich irgendwann ihren Tribut
fordern.« Durch ein hohes schmales Fenster – eigentlich nur
ein Streifen Muschelmaterial, das nicht gestrichen war – fiel
milchig trübes Licht herein und ließ Valensins
rautenförmige Brillengläser aufblitzen. »Ich denke,
sie braucht nicht mehr als Zeit und Ruhe, um sich zu
erholen.«
    »Und Aura?«
    »Dem Kind geht es den Umständen entsprechend.«
    Scorpio sah sich das kleine Ding im Brutkasten verwundert an. Es
war rot und schrumpelig und zuckte wie ein Fisch, der auf dem
Trockenen lag und nach Luft japste.
    »Damit kann ich nicht viel anfangen.«
    »Ich kann auch deutlicher werden«, sagte Valensin. Sein
geöltes, straff nach hinten

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