Offenbarung
Passagiere nach Hela zu bringen. Und
wir legen Wert darauf, Verträge auch einzuhalten.«
»Ein ehrlicher Ultra? Wo soll das noch enden?«
»Wir sind nicht alle Blutsauger. Außerdem gab es noch
einen anderen Grund. Wir wollten nicht nur unsere Schläfer hier
abliefern, wir hatten auch Probleme mit unserem Hitzeschild. Ohne
eine umfassende Reparatur können wir keinen Interstellarflug
mehr wagen.«
»Und eine solche Reparatur ist vermutlich ziemlich
kostspielig«, bemerkte Quaiche.
Der Triumvir nickte. »Deshalb führen wir dieses
Gespräch, Dekan Quaiche. Wir hörten, Sie suchten ein gutes
Schiff. Jemanden, der Sie beschützen könnte. Weil Sie sich
bedroht fühlten.«
»Ich würde nicht von einer Bedrohung sprechen«,
sagte Quaiche. »Aber wir leben in unruhigen Zeiten… es
wäre doch töricht, sein Hab und Gut nicht zu verteidigen,
nicht wahr?«
»Die Wölfe stehen vor den Toren«, sagte der
Ultra.
»Wölfe?«
»Die Unterdrückermaschinen. Die Synthetiker nannten sie
so, bevor sie den von Menschen bewohnten Raum verließen. Das
war vor hundert Jahren. Wenn wir mehr Verstand gehabt hätten,
wären wir ihnen gefolgt.«
»Gott wird uns schützen«, sagte Quaiche. »Sie
glauben doch an Gott? Ihre Passagiere tun es jedenfalls, sonst
hätten sie diese Pilgerfahrt nicht angetreten. Sie wissen, dass
etwas geschehen wird, Triumvir. Die Haldora-Auslöschungen, die
wir bisher beobachten konnten, sind nur die Vorboten – der
Countdown – für ein echtes Wunder.«
»Oder eine Katastrophe«, entgegnete der Ultra.
»Dekan, ich bin nicht hier, um mit Ihnen über die Deutung
einer astronomischen Anomalie zu diskutieren. Wir sind strikte
Positivisten. Wir glauben nur an unser Schiff und seine
Betriebskosten. Und wir brauchen diesen neuen Hitzeschild sehr
dringend. Wie lauten Ihre Bedingungen?«
»Sie bringen ihr Schiff in einen niedrigen Orbit um Hela. Wir
testen Ihre Waffen auf Funktionsfähigkeit und Leistung.
Natürlich wird während der Laufzeit des Vertrages eine
Abordnung von adventistischen Delegierten auf Ihrem Schiff
stationiert. Die Delegierten bestimmen allein über den Einsatz
der Waffen, nur sie entscheiden, wer oder was eine Gefahr für
Helas Sicherheit darstellt. Ansonsten werden sie sich nicht in Ihre
Belange einmischen. Sie selbst genießen großzügige
Privilegien, was die Handelsbeziehungen betrifft.« Quaiche
wedelte mit der Hand, als wollte er ein Insekt verscheuchen.
»Wenn Sie Ihre Karten richtig ausspielen, nehmen Sie sehr viel
mehr von hier mit als nur einen neuen Hitzeschild.«
»Das klingt verlockend.« Der Ultra trommelte mit den
Fingernägeln gegen die Brustplatte seines Korsetts. »Aber
Sie sollten nicht unterschätzen, dass wir ein hohes Risiko
eingehen, wenn wir unser Schiff so dicht an Hela heranbringen. Wir
alle wissen, was mit der…« Er hielt inne. »Mit der Gnostische Himmelfahrt passiert ist.«
»Deshalb sind unsere Bedingungen auch überaus
generös.«
»Und diese adventistischen Delegierten? Sie sollten sich
darüber im Klaren sein, dass wir so gut wie nie jemanden an Bord
unserer Schiffe lassen. Mit zwei bis drei handverlesenen
Repräsentanten könnten wir uns vielleicht abfinden, aber
erst nach eingehender Überprüfung…«
»Diese Bedingung ist nicht verhandelbar«, unterbrach ihn
Quaiche schroff. »Bedauere, Triumvir, aber letztlich läuft
alles auf eine Frage hinaus: Wie dringend brauchen Sie diesen
Hitzeschild?«
»Wir werden darüber nachdenken«, sagte der
Ultra.
Hinterher erkundigte sich Quaiche nach Rachmikas Eindrücken.
Sie berichtete, was sie beobachtet hatte, beschränkte sich aber
auf sichere Erkenntnisse und verzichtete auf vage Vermutungen.
»Er war aufrichtig«, sagte sie, »bis Sie seine
Waffen erwähnten. An diesem Punkt suchte er etwas zu
verheimlichen. Seine Miene veränderte sich für einen
winzigen Moment. Ich könnte Ihnen nicht sagen, worin die
Veränderung bestand, aber ich weiß, was sie
bedeutet.«
»Wahrscheinlich eine Kontraktion des zygomaticus
major«, sagte Grelier. Er hatte die Finger verschränkt
und die Stirn daraufgelegt. Den Druckanzug hatte er mit einem
einfarbig grauen Adventistenkittel vertauscht. »Gekoppelt mit
einem Senken der Mundwinkel durch den risorius. Auch eine
Anspannung des mentalis – dadurch hebt sich das
Kinn.«
»Das haben Sie alles gesehen, Generalmedikus?«, fragte
Rachmika.
»Aber nur, weil ich die Kameraaufzeichnung in Zeitlupe laufen
ließ und die Veränderungen in seinem Gesichtsausdruck mit
einem
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