Offenbarung
Parameter gibt es keine
Lösung, die stark zu favorisieren wäre, und es gibt auch
kein wesentlich günstigeres Muster für eine nicht lineare
Suche.«
»Gut. Zeig mir jetzt fünf Varianten in absteigender
Reihenfolge, sortiert nach der Zeit, die ich in der Bremsphase
verbringen müsste.«
Die Optionen wurden neu gemischt. Quaiche strich sich über
das Kinn und versuchte eine Wahl zu treffen. Er könnte die
letzte Entscheidung dem Schiff und seinen obskuren
Selektionskriterien überlassen, aber er zog es immer vor, sie
selbst zu treffen. Dabei griff er nicht etwa willkürlich eine
Möglichkeit heraus, denn eine der Lösungen wirkte immer
irgendwie richtiger. Quaiche gab gerne zu, dass solche Eindrücke
eher auf unterschwellige Gefühle denn auf einen bewussten
Eliminierungsprozess zurückgingen, dennoch hielt er sie für
zuverlässig. Schließlich schickte man ihn gerade wegen
dieser vagen Ahnungen, die sich nicht so leicht in algorithmische
Anweisungen an Maschinen pressen ließen, auf Erkundungsmission
in Sonnensysteme. Er war nur dabei, um das Muster zu wählen, das
ihm am besten gefiel.
Diesmal sah er auf den ersten Blick keinen entscheidenden
Unterschied. Keine der Lösungen war elegant, aber daran war er
gewöhnt: An der Stellung der Planeten zu einer gegebenen Zeit
ließ sich nichts ändern. Manchmal hatte er Glück und
traf ein, wenn sich drei oder vier interessante Welten auf ihren
jeweiligen Umlaufbahnen ordentlich in einer Reihe hintereinander
befanden, sodass er einen geradlinigen und damit Treibstoff sparenden
Kurs wählen konnte. Hier standen sie kreuz und quer, und die
errechneten Flugbahnen schwankten, als wären sie betrunken.
Aber das hatte auch Vorteile. Wenn er ohnehin
regelmäßig die Richtung wechseln musste, kostete es nicht
viel mehr Treibstoff, vollends abzubremsen und sich eine Welt, die
ihm gerade ins Auge fiel, aus der Nähe anzusehen. Anstatt nur
bei hoher Geschwindigkeit vorbeizufliegen und Instrumentenpakete
abzuwerfen, konnte er die Räubertochter nehmen und eine
gründlichere Untersuchung durchführen.
Über der Aussicht auf einen Flug mit der Tochter hatte
er Morwenna ganz vergessen. Aber nur für einen Moment. Dann
wurde ihm klar, dass er nicht nur die Dominatrix verließe, sondern auch sie.
Wie würde sie das aufnehmen?
»Haben Sie eine Entscheidung getroffen, Quaiche?«,
fragte das Schiff.
»Ja«, sagte er. »Ich denke, wir nehmen Kurs
zwei.«
»Ist das endgültig?«
»Mal sehen: Minimalzeit in der Bremsphase. Eine Woche
für die meisten größeren Planeten, zwei für das
Gasriesensystem mit den vielen Monden… ein paar Tage für
die Kieselsteine… und falls wir etwa einen größeren
Fund machen, hätten wir immer noch genügend Treibstoff
übrig.«
»Ich stimme zu.«
»Du sagst mir doch Bescheid, wenn du etwas
Ungewöhnliches entdeckst, Schiff? Ich meine, du hast dahingehend
nicht etwa besondere Anweisungen bekommen?«
»Nichts dergleichen, Quaiche.«
»Gut.« Ob das Schiff sein Misstrauen wohl bemerkt hatte?
»Ich möchte jedenfalls sofort informiert werden, wenn
irgendetwas Ungewöhnliches auftaucht.«
»Sie können sich auf mich verlassen, Quaiche.«
»Was bleibt mir denn auch anderes übrig?«
»Horris?« Das war Morwenna. »Was ist los?«
Das Schiff hatte wohl die Audioverbindung zu ihr geschlossen,
während es mit Quaiche den Kurs erörterte.
»Ich wäge nur die Möglichkeiten ab. Ich habe ein
Suchmuster zusammengestellt. Damit können wir uns da unten alles
genau ansehen, was uns interessiert.«
»Gibt es denn etwas von Interesse?«
»Nichts Besonderes«, antwortete er. »Nur das
Übliche, eine einzelne Sonne mit einer Schar von Welten. Ich
finde nirgendwo eindeutige Spuren einer Biosphäre, und nichts
weist darauf hin, dass vor uns schon jemand hier gewesen wäre.
Und selbst wenn irgendwo kleinere Artefakte herumlägen,
würden wir sie aus dieser Entfernung wahrscheinlich
übersehen, es sei denn, sie würden sich aktiv bemerkbar
machen, was sie eindeutig nicht tun. Aber noch gebe ich die Hoffnung
nicht auf. Wir gehen näher heran und sehen uns sehr
gründlich um.«
»Sei lieber vorsichtig, Horris. Es könnte jede Menge von
unbekannten Gefahren geben.«
»Natürlich«, erwiderte er, »aber das ist
gerade jetzt doch sicher nicht unsere größte
Sorge?«
»Quaiche?«, fragte das Schiff, bevor Morwenna antworten
konnte. »Ich initiiere die Suche. Sind Sie bereit?«
»Habe ich noch Zeit, mich in den Abbremsbehälter zu
legen?«
»Die Bremsbelastung
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