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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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weniger o. k. aus, aber ich
möchte ganz sicher sein.«
    »Weißt du schon, wo wir sind?«
    »Das werde ich gleich feststellen.« Er berührte
eines der Steuerfelder, um die Spracheingabe für die
großen Schiffssysteme zu aktivieren. »Rotieren plus
eins-achtzig, dreißig Sekunden Schwenk«, befahl er.
    Das Display auf der Konsole bestätigte die Ausführung.
Vor dem ovalen Fenster schwamm eine Schar von schwachen Sternen von
einer Seite zur anderen.
    »Sprich mit mir«, bat Morwenna wieder.
    »Ich drehe das Schiff. Nach dem Abbremsen war der Schwanz auf
das System gerichtet. Jetzt müssten wir es jeden Moment ins
Blickfeld bekommen.«
    »Hat Jasmina dir etwas darüber gesagt?«
    »Ich wüsste nicht. Und dir?«
    »Auch nicht«, sagte sie. Zum ersten Mal, seit sie
aufgewacht war, hörte sie sich fast wieder an wie die alte
Morwenna. Vermutlich ein Verfahren zur Stressbewältigung. Wenn
sie sich normal verhielt, konnte sie die Panik in Schach halten. Und
durchzudrehen war im Ehernen Panzer wahrhaftig nicht empfehlenswert.
»Nur, dass es ein System wie alle anderen sei, nicht weiter
bemerkenswert. Eine Sonne und einige Planeten. Keine Aufzeichnungen
über menschliche Kolonisierung. Eigentlich
todlangweilig.«
    »›Keine Aufzeichnungen‹ bedeutet nicht, dass nicht
irgendwann jemand hier vorbeigekommen ist, so wie wir jetzt. Und der
könnte etwas zurückgelassen haben.«
    »Wie schön, wenn man noch Hoffnungen hat«, bemerkte
Morwenna spitz.
    »Ich bemühe mich nur, optimistisch zu bleiben.«
    »Entschuldige. Ich weiß ja, du meinst es gut, aber wir
sollten doch lieber nicht mit dem Unmöglichen rechnen.«
    »Vielleicht müssen wir das«, flüsterte er so
leise, dass das Schiff es hoffentlich nicht aufnehmen und an Morwenna
weiterleiten konnte.
    Inzwischen hatte das Shuttle seine halbe Drehung um die
Längsachse vollendet. Ein besonders heller Stern glitt ins
Blickfeld und blieb in der Mitte des Ovals stehen. Auf diese
Entfernung sah er eigentlich mehr wie eine Sonne aus: Ohne den
selektiven Blendschutz des Kommandodecks wäre er unangenehm
grell gewesen.
    »Ich habe etwas«, sagte Quaiche. Seine Finger glitten
über die Konsole. »Mal sehen. Vom Spektraltyp her eine
kühle G-Sonne. Hauptsequenz, etwa drei Fünftel
Sonnenhelligkeit. Ein paar Flecken, aber keine beunruhigende koronale
Aktivität. Etwa zwanzig AE entfernt.«
    »Das ist noch ziemlich weit«, bemerkte Morwenna.
    »Nicht, wenn man alle großen Planeten im gleichen
Raumabschnitt sehen will.«
    »Was ist mit den Welten?«
    »Sekunde.« Wieder tanzten seine Finger über die
Konsole. Die Aussicht veränderte sich. Umlaufbahnen leuchteten,
zu Ellipsen abgeflacht, als bunte Linien auf. Neben jeder Bahn waren
in Zahlen die wichtigsten Merkmale der dazugehörigen Welt
angegeben. Quaiche studierte die Parameter: Masse, Umlaufperiode,
Tageslänge, Inklination, Durchmesser,
Oberflächenschwerkraft, mittlere Dichte, Stärke der
Magnetosphäre, Vorhandensein von Monden oder Ringsystemen. Aus
den Konfidenzgrenzen, die den Werten zugewiesen waren, war zu
ersehen, dass sie von der Dominatrix mit ihren eigenen
Sensoren und Interpretationsalgorithmen errechnet worden waren.
Hätte man die Systemparameter aus einer bereits existierenden
Datenbank ausgegraben, dann wären sie deutlich präziser
gewesen.
    Die Angaben würden zuverlässiger werden, je näher
die Dominatrix dem System kam, aber bis dahin sollte man nicht
vergessen, dass dieser Raumabschnitt so gut wie unerforscht war.
Selbst wenn schon einmal jemand durchgekommen sein sollte, war er
offenbar nicht lange genug geblieben, um einen offiziellen Bericht
abzusetzen. Damit stieg die Chance, dass das System etwas enthielt,
das für irgendjemanden irgendwo von Wert sein könnte, und
sei es nur, weil es neu war.
    »Wenn Sie so weit sind…« Das Schiff wollte mit der
Arbeit beginnen.
    »Schon gut, schon gut«, antwortete Quaiche.
»Nachdem nichts Ungewöhnliches vorliegt, werden wir uns
zunächst Welt für Welt zur Sonne hin vorarbeiten. Auf dem
Weg zurück in den interstellaren Raum nehmen wir uns dann die
Welten auf der anderen Seite vor. Errechne nach diesen Vorgaben die
fünf treibstoffsparendsten Suchkurse und lege sie mir vor.
Sollte es wesentlich effizienter sein, eine Welt zu überspringen
und erst später anzufliegen, dann möchte ich auch diesen
Kurs sehen.«
    »Einen Augenblick, Quaiche.« Die Pause war kaum lang
genug, um in der Nase zu bohren. »Bitteschön. Unter
Berücksichtigung Ihrer vorgegebenen

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