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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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wieder verließ.
    »Du hast es mit Menschen zu tun«, sagte er. »Und
mit Hyperschweinen. Sie von der Fortplatzung abzuhalten, wäre
genauso, als wolltest du Katzen wie Schafe hüten.«
    Clavain wandte sich Vasko zu. »Und was sind Sie von
Beruf?«
    »Ich arbeite in den Bioanlagen, Sir, hauptsächlich auf
den Sedimentationsbeeten. Wir kratzen den Schlamm von den Schabern
und wechseln die Schaufeln an den Abschöpfern aus.«
    »Klingt hochinteressant.«
    »Ich will ganz ehrlich sein, Sir. Wenn die Arbeit so
interessant wäre, dann wäre ich heute nicht hier.«
    »Vasko ist auch in der Ortsgruppe des
Sicherheitsdienstes«, sagte Scorpio. »Er hat die
übliche Ausbildung erhalten: Umgang mit Feuerwaffen,
Niederschlagung von Unruhen und so weiter. Meistens wird er
natürlich bei der Brandbekämpfung oder bei der Verteilung
von Lebensmitteln oder Medikamenten aus der Versorgungszentrale
eingesetzt.«
    »Alles wichtige Tätigkeiten«, bemerkte Clavain.
    »Vasko wäre der Letzte, der das bestreiten
würde«, sagte Scorpio. »Dennoch hat er erkennen
lassen, er hätte gegen etwas mehr Abenteuer nichts einzuwenden.
Und er bedrängt die Verwaltung des Sicherheitsdienstes schon
seit längerem wegen einer Vollzeitstelle. Seine Beurteilungen
sind ausgezeichnet, und er wünscht sich eine Aufgabe, die ein
klein wenig anspruchsvoller ist, als Scheiße zu
schaufeln.«
    Clavain kniff die Augen zusammen und sah den jungen Mann scharf
an. »Was hat Ihnen Scorpio über die Kapsel
erzählt?«
    Vasko warf einen kurzen Blick auf das Schwein, dann sagte er:
»Nichts, Sir.«
    »Er hat nur erfahren, was er wissen musste, und das war nicht
viel.«
    »Dann solltest du ihm jetzt auch den Rest
erzählen«, sagte Clavain.
    Scorpio wiederholte, was er bereits vorgetragen hatte, und
beobachtete fasziniert, wie sich Vaskos Gesichtsausdruck
veränderte, als dem Jungen klar wurde, was das bedeutete.
    Er konnte ihn gut verstehen: Er hielt Ararat seit zwanzig Jahren
für eine vollkommen isolierte Welt. Diese Überzeugung war
ein so fester Bestandteil seines Lebens wie das ewige Rauschen des
Meeres und der warme Wind, der nach Ozon und verwesenden Pflanzen
roch. Sie war so bedingungslos, so allgegenwärtig, dass sie
nicht mehr bewusst reflektiert wurde. Und jetzt wurde er in seiner
Gewissheit erschüttert: Er musste erkennen, dass diese
Meereswelt nicht mehr war als ein unsicheres, zeitlich begrenztes
Versteck inmitten eines riesigen Schlachtfeldes.
    »Sie werden einsehen«, sagte Scorpio, »dass wir die
Geschichte nicht in der Öffentlichkeit breit treten wollen,
bevor wir genauer wissen, was eigentlich vorgeht und was in dem Ding
steckt.«
    »Ich nehme an, du hast gewisse Vermutungen«, sagte
Clavain.
    Scorpio nickte. »Es könnte Remontoire sein. Wir haben
immer damit gerechnet, dass die Zodiakallicht irgendwann
wieder auftaucht. Zugegeben, wir hätten sie früher
erwartet, aber wer weiß, was sie erlebt hat, nachdem wir sie
verlassen hatten, oder wie lange sie brauchte, um die nötigen
Reparaturen an sich durchzuführen. Wenn wir die Kapsel
öffnen, sitzt vielleicht mein zweitliebster Synthetiker
darin.«
    »Das klingt nicht sehr überzeugt.«
    »Kannst du mir eines erklären, Clavain?«, fragte
Scorpio. »Wenn es Remontoire und seine Leute sind, wozu die
Geheimniskrämerei? Warum gehen sie nicht einfach in die
Umlaufbahn und melden sich bei uns? Zumindest hätten sie die
Kapsel etwas näher am Festland abwerfen können, dann
hätten wir nicht so lange gebraucht, um sie zu bergen.«
    »Also ziehen wir die Alternative in Betracht«, sagte
Clavain. »Es könnte auch dein mit Abstand ungeliebtester
Synthethiker sein.«
    »Natürlich habe ich auch daran gedacht. Wenn Skade in
unser System gekommen wäre, hätte sie natürlich alles
getan, um unbemerkt zu bleiben. Aber irgendetwas wäre uns doch
aufgefallen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sie
eine Invasion mit einer einzigen Kapsel durchführen würde
– es sei denn, sie enthielte eine ganz besondere
Gemeinheit.«
    »Skade wäre an sich schon eine Gemeinheit«,
bemerkte Clavain. »Aber ich glaube auch nicht, dass sie es ist.
Allein hier zu landen, wäre glatter Selbstmord. Eine sinnlose
Geste, die ganz und gar nicht zu ihr passt.«
    Sie hatten das Zelt erreicht. Clavain öffnete die Klappe und
ging voran. An der Schwelle blieb er stehen und sah sich ein wenig
verschämt um, als sei er in die Wohnung eines Fremden
eingedrungen.
    »Ich habe mich sehr an diesen Ort gewöhnt«, sagte
er. Es klang

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