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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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interessieren.«
    Grelier untersuchte den Kommunikator mit misstrauisch
geschürzten Lippen. »Vielleicht sollte ich das
übernehmen«, sagte er.
    »Ist mir auch recht«, erklärte Vasko.
    Grelier lauschte der Stimme aus dem Armband. Dann sprach er
vorsichtig hinein, hörte sich die Antworten an, nickte
gelegentlich und zog in gespieltem Erstaunen die schneeweißen
Augenbrauen hoch. Endlich zuckte er die Achseln und gab Vasko den
Kommunikator zurück.
    »Und?«, fragte Quaiche.
    »Der Kathedralengarde ist es nicht gelungen, das Schiff in
ihre Gewalt zu bringen«, sagte der Generalmedikus. »Sie
wurde einschließlich der Verstärkungstruppen völlig
aufgerieben. Ich hatte soeben eine freundschaftliche Unterhaltung mit
dem Hyperschwein, das auf dem Schiff das Kommando führt.
Für ein Schwein verhält es sich ganz
vernünftig.«
    »Nein«, hauchte Quaiche. »Seyfarth hat mir sein
Ehrenwort gegeben. Er versicherte mir, er hätte für ein
solches Unternehmen die richtigen Leute. Es kann nicht
missglückt sein.«
    »Es ist missglückt.«
    »Wie, ist das möglich? Gab es auf diesem Schiff etwas,
worüber Seyfarth nicht informiert war? Wartete dort eine ganze
Armee?«
    »Das Schwein bestreitet es.«
    »Und das Schwein hat Recht«, sagte Vasko. »Das
Schiff selbst hat Ihre Pläne vereitelt. Es ist nicht wie andere
Schiffe, jedenfalls nicht im Innern. Es hat seine eigenen
Vorstellungen. Und es war von dem Überfall nicht sehr
angetan.«
    »Es war ganz anders geplant«, wimmerte Quaiche.
    »Mir scheint, Sie sitzen ziemlich in der Klemme«,
bemerkte Grelier. »Das Schwein deutete an, man wolle die
Kathedrale mit Gewalt einnehmen.«
    »Man hat mich getäuscht«, sagte Quaiche, dem jetzt
ein Licht aufging.
    »Sie sollten das nicht persönlich nehmen. Die Leute
wollten nur Zugang zu Haldora. Dass sie in Ihre Pläne
hineingeraten sind, war nicht beabsichtigt. Sie hätten Ihnen
nichts getan, wenn Sie nicht versucht hätten, sie zu
benutzen.«
    »Wir stecken in Schwierigkeiten«, sagte Quaiche
leise.
    »Tatsächlich«, sagte Grelier, als sei ihm
plötzlich etwas Wichtiges eingefallen, »sieht es nicht ganz
so schlimm aus, wie Sie glauben.« Er beugte sich tiefer
über den Dekan, dann schaute er zu den drei Menschen
zurück, die um den Tisch saßen: »Ein kleines
Druckmittel haben wir nämlich noch.«
    »Wirklich?«, fragte Quaiche.
    Grelier wandte sich an Vasko. »Geben Sie mir bitte noch
einmal das Armband.«
    Vasko reichte es ihm. Grelier lächelte und sprach hinein.
»Hallo, ist dort das Schwein? Freut mich, noch einmal das
Vergnügen zu haben. Ich habe eine Nachricht für Sie. Wir
haben das Mädchen. Wenn Sie es heil und gesund wiedersehen
wollen, würde ich Ihnen empfehlen, unsere Anweisungen zu
befolgen.«
    Dann gab er den Kommunikator an den Dekan weiter. »Jetzt sind
Sie dran«, sagte er.

 
Vierundvierzig

     
     
    Die Stimme des Dekans knisterte wie Papier. Scorpio hatte
Mühe, ihn zu verstehen. Er gebot den anderen mit erhobener Hand
Schweigen, kniff die Augen zu und bemühte sich, das Pochen der
frisch verschlossenen Wunden zu ignorieren. Valensin hatte sein Werk
vollendet und wickelte seine Instrumente und Salben in das blutige
Laken.
    »Ich weiß nichts von einem Mädchen«, sagte
Scorpio.
    Die Antwort des Dekans klang so schrill, als kratzten Nägel
über ein Blech. »Sie heißt Rachmika Els. Ihren
wirklichen Namen kenne ich nicht, ich will ihn auch gar nicht wissen.
Aber ich weiß, dass sie vor neun Jahren von Ihrem Schiff nach
Hela gebracht wurde. Nachdem wir das zweifelsfrei festgestellt
hatten, fügt sich plötzlich auch vieles andere zu einem
Bild zusammen.«
    »Tatsächlich?«
    Die Stimme wechselte: Der Generalmedikus war wieder am
Kommunikator. »Ich weiß nicht genau, wie Sie es geschafft
haben«, sagte er, »aber ich bin beeindruckt.
Verschüttete Erinnerungen, Autosuggestion… was war
es?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Die Sache mit der Gendarmerie von Vigrid.«
    Einmal mehr: »Wie bitte?«
    »Das Mädchen musste ein Zeichen bekommen, damit es sein
Schneckenhaus verließ. Es muss irgendeinen Impuls gegeben
haben: Vielleicht sagte ihr Unterbewusstsein nach acht oder neun
Jahren, es hätte genügend Zeit unter den
Ödlandbewohnern verbracht. Dann begann die nächste Phase:
das Einschleusen in die höchsten Ränge dieses Ordens. Ich
habe noch nicht herausgefunden, was damit bezweckt werden sollte,
aber ich werde den Verdacht nicht los, dass Sie es sehr genau
wissen.«
    Scorpio sagte

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