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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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geholt. Es war Ihr Fehler.«
    »Sie hätte früher oder später auf jeden Fall
zu Ihnen gefunden«, antwortete Grelier. »Das war
schließlich Ihr Auftrag. Warum zerbrechen Sie sich Ihretwegen
überhaupt noch den Kopf?« Grelier deutete auf das Videobild
des landenden Schiffes. »Sie haben doch, was Sie wollten? Sogar
Ihre heilige Maschine schaut beifällig auf Sie herab.«
    »Das Schiff sieht anders aus als zuvor«, sagte Quaiche
und deutete mit zitternder Hand auf das Bild. Dann musterte er Vasko
mit scharfem Blick. »Was soll das?«
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete der.
    »Das Schiff wird seinen Zweck erfüllen«, sagte
Khouri. »Sie brauchen es doch nur wegen seiner Triebwerke. Und
die bekommen Sie. Nun geben Sie den Ehernen Panzer heraus und lassen
Sie uns gehen.«
    Quaiche schien den Vorschlag ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
»Wo wollen Sie damit hin? Sie haben kein Schiff mehr.«
    »Hauptsache, wir können die Morwenna verlassen«, sagte Khouri. »Sie mögen
Selbstmordgedanken hegen, Dekan, aber wir neigen nicht
dazu.«
    »Glauben Sie, ich wäre so lange am Leben geblieben, wenn
mich der Gedanke an Selbstmord auch nur im Mindesten reizen
könnte?«
    Khouri sah erst Malinin, dann Rachmika an. »Er weiß,
wie er von hier wegkommt. Sie hatten niemals vor, in der Kathedrale
zu bleiben, nicht wahr?«
    »Alles eine Frage des richtigen Zeitpunkts«, sagte
Quaiche. »Das Schiff hat die Haltebucht fast erreicht. Das ist
der Augenblick meines Sieges. Der Augenblick, der alles auf Hela
verändert. Der sogar Hela selbst verändert. Denn danach
wird nichts wieder so sein wie früher. Es wird keinen Ewigen
Weg mehr geben, keine Prozession der Kathedralen. Nur eine Stelle
auf Hela wird genau unter Haldora liegen, diese Stelle wird sich
nicht mehr bewegen, und nur eine einzige Kathedrale wird sie
besetzen.«
    »Diese Kathedrale ist noch nicht gebaut«, sagte
Grelier.
    »Das hat Zeit, Generalmedikus. Alle Zeit der Welt, sobald ich
meinen Anspruch geltend gemacht habe. Denn ich bin es, der
diese Stelle aussucht, verstehen Sie? Meine Hand liegt auf Hela. Ich
kann die Welt wie einen Globus drehen. Und mit meinem Finger wieder
anhalten.«
    »Und die Morwenna?«, fragte Grelier.
    »Wenn diese Kathedrale auf der anderen Seite der Brücke
ankommt, gut. Wenn nicht, dann unterstreicht das nur, dass eine
Ära zu Ende geht und eine neue beginnt.«
    »Er will gar nicht, dass es ihr gelingt«, flüsterte
Vasko. »Das wollte er nie.«
    Der Krankenstuhl des Dekans gab ein Klingelzeichen.
     
    Scorpio wich nicht von der Stelle, obwohl alle Instinkte ihn zur
Flucht drängten. Die runzlige schwärzlich violette Kugel,
die bei der Detonation der vordersten Blasenmine entstanden war,
hatte sich binnen eines Lidschlags auf ihn zugewälzt – eine
Wand, die durch nichts aufzuhalten war und ihn selbst mitsamt dem
Teil der Brücke, auf dem er stand, zu verschlingen drohte. Aber
er hatte die drei Sprengkörper sorgfältig platziert, und
aus Remontoires Beschreibung wusste er, dass die Wirkung von
Blasenminen sehr zuverlässig zu berechnen war, immer
vorausgesetzt, sie detonierten überhaupt. Auf Hela gab es keine
Luft, also brauchte er keine Druckwelle zu fürchten; das
Einzige, was er zu berücksichtigen hatte, war der Radius der
expandierenden Sphäre, die ihm am nächsten war. Wenn er
für eventuelle Schwingungen der Oberfläche einen kleinen
Sicherheitsspielraum einplante, müsste er gefahrlos bis auf
wenige hundert Meter an die Nominalgrenze herangehen können.
    Die Brücke war vierzig Kilometer breit. Er hatte die
Sprengkörper in einer Reihe angeordnet. Die Zentren waren
jeweils sieben Kilometer voneinander entfernt, die mittlere Mine
befand sich am höchsten Punkt des Brückenbogens. Wenn sich
die Kugeln überschnitten, müssten sie gemeinsam
vierunddreißig Kilometer aus der Brückenmitte
heraussprengen und nur zu beiden Seiten der Spalte wenige Kilometer
stehen lassen. Als Scorpio die Minen zündete, hatte er immer
noch mehr als anderthalb Kilometer über dem Abgrund
gestanden.
    Die Kugelgrenze schien dicht vor seiner Nase zu sein, dabei war
sie fast einen Kilometer entfernt. Die runzlige Oberfläche
kräuselte und wölbte sich, Falten und Blasen entstanden und
verschwanden wieder. Vor ihm führte die Brücke noch immer
in die Wand hinein: In seiner Fantasie wölbte sie sich nach wie
vor über die ganze Spalte. Doch in Wirklichkeit war sie schon
nicht mehr da: Wenn die Kugel sich verflüchtigte, würde von
dem Bauwerk nichts mehr zu

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