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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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nicht, Generalmedikus. Das Induktionskabel –
wir verwenden es für die Navigation in Notfällen – ist
eindeutig durchtrennt.«
    »Dann muss es jemand durchgeschnitten haben.«
    »Ich bekomme gleich die Bilder von der Oberfläche. Dann
wissen wir mehr.«
    Alle wandten sich dem Bildschirm zu, der den Sinkflug der Sehnsucht nach Unendlichkeit gezeigt hatte. Das Bild flimmerte
in gespenstischen Farben, dann stabilisierte es sich und zeigte eine
vertraute Szene, eingefangen von einer statischen Kamera, die wohl an
der Wand der Ginnungagap-Spalte angebracht sein musste.
    Der Dekan hatte Recht: Es gab keine Brücke mehr. Geblieben
waren nur die beiden Enden: Die verschnörkelten Zuckerkringel
ragten aus den Klippen, als wollten sie den Rest der Brücke
durch eine elegante mathematische Extrapolation andeuten. Der
größte Teil des Bogens fehlte. Und auf dem Grund waren
keine Trümmer zu sehen. Seit Rachmika von der Überquerung
wusste, hatte sie sich hin und wieder den Einsturz des Bauwerks
ausgemalt. Doch immer hatte sich vor ihrem inneren Auge eine Lawine
aus Splittern und Scherben zu einem glitzernden Geröllhaufen
aufgetürmt, der selbst schon ein Wunder war: ein Zauberwald aus
Glas, in dem man sich verirren konnte.
    »Was ist geschehen?«, fragte der Dekan.
    Rachmika wandte sich ihm zu. »Spielt das eine Rolle? Sie
sehen doch selbst, dass sie nicht mehr da ist. Sie können die
Schlucht nicht mehr überqueren. Was hindert Sie noch, die
Kathedrale anzuhalten?«
    »Haben Sie nicht zugehört, Kind?«, fragte er.
»Die Kathedrale wird nicht anhalten, weil sie nicht anhalten kann.«
    Khouri stand auf. Vasko folgte ihrem Beispiel. »Dann
können wir nicht länger bleiben. Du kommst mit uns,
Aura.«
    Rachmika schüttelte den Kopf. Sie war an den Namen noch nicht
gewöhnt. »Ich gehe nicht, ohne mitzunehmen, wozu ich
gekommen bin.«
    »Sie hat Recht«, sagte eine neue Stimme, die dünn
und metallisch klang.
    Niemand sagte ein Wort. Nicht die Stimme an sich war erschreckend,
sondern der Ort, von dem sie ganz eindeutig kam. Alle wandten sich
dem Ehernen Panzer zu. Äußerlich hatte er sich nicht
verändert: finster, grau und über und über bedeckt mit
sinnverwirrend feinen Zeichnungen und groben, blasigen
Schweißnähten.
    »Sie hat Recht«, wiederholte der Anzug. »Wir
müssen jetzt gehen, Quaiche. Du hast dein Schiff, dein
sehnlichster Wunsch wurde erfüllt. Du hast die Möglichkeit,
Hela abzubremsen. Jetzt gib uns frei. Wir haben mit deinen
Plänen nichts zu tun.«
    »Bisher habt ihr immer nur zu mir gesprochen, wenn ich allein
war«, sagte Quaiche.
    »Wir haben auch zu dem Mädchen gesprochen, wenn du nicht
zuhören wolltest. Bei ihr war es einfacher: Wir konnten direkt
in ihren Kopf schauen. Das stimmt doch, Rachmika?«
    Sie sagte tapfer: »Ich möchte, dass ihr mich von jetzt
an Aura nennt.«
    »Dann eben Aura. Aber das ändert doch nichts? Du hast
einen weiten Weg zurückgelegt, um uns zu finden. Nun bist du am
Ziel. Und es gibt keinen Grund mehr, warum uns der Dekan nicht an
dich übergeben sollte.«
    Grelier schüttelte den Kopf, als fühle er sich als Opfer
eines Scherzes, der zu weit gegangen war. »Der Panzer spricht.
Der Panzer spricht, und alle stehen da und tun so, als sei das ganz
alltäglich.«
    »Für einige von uns«, sagte Quaiche, »ist es
das auch.«
    »Das sind also die Schatten?«, fragte Grelier.
    »Nur ihr Abgesandter«, verbesserte der Panzer.
»Aber der Unterschied ist im Moment nicht von Belang. Und jetzt
möchten wir die Morwenna bitte unverzüglich
verlassen.«
    »Ihr bleibt hier«, sagte Quaiche.
    »Nein«, sagte Rachmika. »Dekan – geben Sie uns
den Panzer. Ihnen bedeutet er nichts, für uns ist er von
größtem Wert. Die Schatten wollen uns helfen, gegen die
Unterdrücker zu bestehen. Und dieser Panzer ist unsere einzige
direkte Verbindung zu ihnen.«
    »Wenn sie Ihnen so wichtig sind, dann schicken Sie doch noch
eine Sonde nach Haldora.«
    »Wir wissen nicht, ob das ein zweites Mal funktioniert. Was
immer Sie erlebt haben, könnte eine Ausnahme gewesen sein. Wir
können nicht alles auf die schwache Chance setzen, dass es sich
wiederholt.«
    »Hör auf sie, Quaiche«, drängte der Panzer.
»Sie hat Recht: Wir sind die einzig sichere Verbindung zu den
Schatten. Wenn ihr unsere Hilfe wollt, müsst ihr für unsere
Sicherheit sorgen.«
    »Und der Preis für diese Hilfe?«, fragte
Quaiche.
    »Ist kaum der Rede wert, wenn dagegen die Ausrottung steht.
Wir wollen nur von unserer Seite des Bulk zu

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