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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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dieser Zeit nicht unter mehr oder
weniger strengem Hausarrest stand, hatte er geduldig geforscht, denn
das Interesse an den Amarantin hatte er auch in der Gefangenschaft
nicht verloren. Doch solange er sich mit den Mitteln begnügen
musste, die ihm die Kolonie zur Verfügung stellte, blieben seine
Ideen zwangsläufig Spekulation. Dann waren Ultras ins
Resurgam-System gekommen. Mithilfe ihres Schiffs hatte Sylveste das
letzte Steinchen entdeckt und ins Mosaik der Amarantingeschichte
eingefügt. Sein Verdacht hatte sich als stichhaltig
herausgestellt: Die Amarantin waren nicht durch einen isolierten
kosmischen Unfall ausgelöscht worden, sondern durch einen immer
noch aktiven Mechanismus, der die Aufgabe hatte, die Entwicklung von
intelligenten raumfahrenden Spezies zu verhindern.
    Es hatte Jahre gedauert, bis sich die Nachricht zu anderen
Systemen verbreitete. Inzwischen war sie, durch Propaganda
verfälscht, durch mehrere Hände gegangen und wäre
über den Kämpfen zwischen verschiedenen Menschheitsparteien
beinahe in Vergessenheit geraten. Doch die Synthetiker waren
unabhängig von Sylveste zu ähnlichen Schlussfolgerungen
gelangt. Und andere Archäologengruppen, die ebenfalls die
Überreste ausgestorbener Kulturen durchwühlten, schlossen
sich den bestürzenden Erkenntnissen an.
    Die Killermaschinen, die die Amarantin vernichtet hatten, lauerten
immer noch in den Weiten des Alls. Sie hatten viele Namen. Die
Synthetiker hatten sie »Wölfe« genannt. Andere
inzwischen untergegangene Kulturen hatten von den
»Unterdrückern« gesprochen.
    Im Lauf des letzten Jahrhunderts hatte man sich allmählich
eingestanden, dass diese Unterdrücker existierten. Doch lange
Zeit war die Gefahr beruhigend weit weg gewesen: Man konnte das
Problem getrost einer späteren Generation überlassen.
    In letzter Zeit hatte sich daran einiges geändert. Es gab
schon seit langem unbestätigte Berichte über
merkwürdige Aktivitäten im Resurgam-System: Es hieß,
ganze Welten seien auseinander gerissen und zu verwirrend
fremdartigen Maschinen zusammengesetzt worden. Man munkelte von einer
Evakuierung des ganzen Systems; mit der Sonne des Systems seien
schreckliche Dinge geschehen; Resurgam sei nur noch ein
unbewohnbarer, ausgeglühter Steinbrocken.
    Doch sogar Resurgam konnte man noch eine Weile verdrängen. Es
handelte sich schließlich nur um eine Archäologenkolonie,
die nicht ans interstellare Handelsnetz angeschlossen war und von
einem totalitären Regime mit einer Vorliebe für
Falschinformationen regiert wurde. Die Katastrophenmeldungen
ließen sich nicht nachprüfen. Und so lebte man in den
anderen Systemen des von Menschen besiedelten Raums noch einige
Jahrzehnte lang mehr oder weniger unbekümmert in den Tag
hinein.
    Doch inzwischen hatten sich die Unterdrücker auch im Umkreis
anderer Sterne breit gemacht.
    Als Erste hatten die Ultras die schlechte Nachricht unter die
Leute gebracht. Schiffe warnten einander vor bestimmten Systemen. Da
sei etwas im Gange, das alle bisherigen menschlichen Vorstellungen
von einer Katastrophe sprengte. Weder ein Krieg noch eine Seuche,
sondern unendlich viel schlimmer. Die Amarantin und – vermutlich
– auch die Flitzer seien bereits daran zugrunde gegangen.
    Bisher waren nur knapp ein Dutzend menschlicher Kolonien Zeuge
direkter Angriffe durch Unterdrückermaschinen geworden, aber die
Panik, die sich mit der Geschwindigkeit von Radiowellen ausbreitete,
trug kaum weniger dazu bei, Zivilisationen zum Einsturz zu bringen.
Ganze Planetenbevölkerungen wurden evakuiert und suchten ihr
Heil im Weltall oder flüchteten sich in unterirdische
Höhlen, wenn es keine andere Rettung gab. Krypten und Bunker,
die seit den dunklen Jahren der Schmelzseuche ungenützt
geblieben waren, wurden hastig wieder geöffnet. Natürlich
gab es weder auf den Fluchtschiffen, noch in den Schutzräumen
genügend Platz für alle. Aufstände und erbitterte
Kleinkriege brachen aus. Noch beim Zusammenbruch ihrer Zivilisation
häuften all jene, die einen Blick für solche Chancen
hatten, nutzlose Vermögen an. Im fruchtbar feuchten Humus der
Angst erblühten apokalyptische Kulte wie schwarze Orchideen. Die
Menschen waren überzeugt, das Ende der Welt sei gekommen.
    Vor diesem Hintergrund war es nicht verwunderlich, dass Hela so
viele Menschen anzog. In besseren Zeiten hätte Quaiches Wunder
wenig Aufmerksamkeit erregt, doch jetzt war ein Wunder genau das,
wonach die Menschen suchten. Jedes neue Ultra-Schiff hatte
zehntausende von

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