Offenbarung
nötig von zu Hause entfernen.«
Das seltsame Tier – Peppermint – kroch wieder
zurück auf die Schulter des Quästors. Das Festmahl war
vorbei. Es begann sich mit hektischen Bewegungen seiner winzigen
Ärmchen das Gesicht zu putzen.
»Ist das Mädchen Ihrer Obhut unterstellt, Crozet?«,
fragte der Quästor.
»Streng genommen nicht.« Er sah Rachmika an und
verbesserte sich. »Ich meine, ja, ich kümmere mich um sie,
bis sie am Ziel ist, und falls jemand sich an ihr vergreifen sollte,
bekommt er es mit mir zu tun. Doch was sie danach anfängt, ist
nicht mehr meine Sache.«
Der Quästor wandte sich wieder an Rachmika. »Wie alt
sind Sie eigentlich?«
»Alt genug«, sagte sie.
Das grüne Tier drehte ihr den Kopf zu. Die schwarzen
Facettenaugen waren so ausdruckslos wie zwei Brombeeren.
Auf Hela
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Quaiche verlor immer wieder das Bewusstsein. Die Grenze zwischen
Wachen und Ohnmacht verschwamm mehr und mehr. Er halluzinierte, bis
er überzeugt war, die Halluzinationen seien real. Er sah Retter
über das Geröll klettern, schneller werden, als sie ihn
entdeckten, mit behandschuhten Händen winken. Beim zweiten oder
dritten Mal musste er lachen. Er gaukelte sich seine Rettung unter
genau den gleichen Umständen vor, die auch tatsächlich
herrschten. Das würde ihm niemand glauben.
Doch jedes Mal landete er nach der Ankunft der Retter und bevor
sie ihn in Sicherheit bringen konnten, unweigerlich wieder im Schiff.
Seine Brust schmerzte, und mit einem Auge sah er die Welt wie durch
ein Stück Verbandsmull.
Die Dominatrix glitt ein ums andere Mal zwischen den
schroffen Wänden der Spalte herab und setzte auf dünnen
Bremsschubstrahlen auf. Die Luke in der Rumpfmitte öffnete sich,
Morwenna trat heraus und eilte, großartig und erschreckend wie
eine ganze Armee in Schlachtformation, mit rasend schnellen
Bewegungen ihrer kolbengetriebenen Beine zu ihm. Sie zog ihn aus dem
Wrack der Tochter und führte ihn – die Logik des
Traumes wollte es, dass er nicht zu atmen brauchte – durch eine
harte, luftleere Landschaft aus Schatten und Licht zum Shuttle
zurück. Oder sie erschien im Ehernen Panzer und schaffte es,
darin zu gehen, obwohl er wusste, dass das Ding zugeschweißt
und vollkommen unbeweglich war.
Mit der Zeit wurden die Halluzinationen stärker als die
Vernunft. In einem lichten Moment begriff er, dass es am
gnädigsten wäre, während einer dieser Szenen zu
sterben. Dann bliebe ihm die schockierende Erkenntnis erspart, dass
die Rettung nur ein Traum gewesen war.
Jasmina kam mit großen Schritten über das Geröll.
Grelier folgte ihr auf dem Fuße. Die Königin kratzte sich
im Gehen die Augen aus, und das Blut schwebte in langen Bändern
hinter ihr her.
Er wachte auch weiterhin auf, aber die Halluzinationen gingen
zunehmend ineinander über, und die Gefühle, die das Virus
erzeugte, wurden stärker. So intensiv waren sie nicht einmal
gewesen, als es sich erstmals seiner bemächtigt hatte. Jeder
Gedanke war von Orgelmusik getragen, jedes Atom des Universums war
durchdrungen vom Licht der Kirchenfenster. Er wurde intensiv
beobachtet, intensiv geliebt. Die Gefühle waren keine
papierdünne Fassade mehr, sie waren die Realität. Es war,
als hätte er bis jetzt immer nur den Widerschein eines Lichts
gesehen, das gedämpfte Echo einer Musik von
herzzerreißender Schönheit gehört. War dies wirklich
nur der Einfluss eines künstlich erzeugten Virus auf sein
Gehirn? Bisher hatte er die Emotionen immer als primitive Reaktionen
auf mechanische Reize empfunden, doch nun schienen sie fest zu ihm zu
gehören und erfüllten ihn ganz und gar. Es war wie der
Unterschied zwischen Theaterdonner und einem echten Gewitter.
Die Stimme der Vernunft wurde schwächer. Sie beteuerte ihm
auch weiterhin, es hätte sich im Grunde nichts geändert.
Die Gefühle seien nach wie vor durch das Virus erzeugt. Sein
Gehirn leide unter Sauerstoffmangel, weil die Luft in der Kabine zur
Neige gehe. Unter diesen Umständen seien emotionale
Veränderungen nicht ungewöhnlich. Und da das Virus noch
aktiv sei, könnten die Wirkungen um ein Vielfaches
verstärkt sein.
Doch bald wurde diese Stimme vollends in den Hintergrund
gedrängt.
Er spürte nur noch die Gegenwart des Allmächtigen.
»Schön«, sagte Quaiche, bevor er abermals das
Bewusstsein verlor. »Du hast gewonnen. Ich glaube. Aber ich
warte noch immer auf ein Wunder.«
Zehn
Hela
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Er erwachte. Er war in Bewegung. Die Luft war kalt, aber frisch,
und seine
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