Offenbarung
verweigern?«
Crozet zuckte die Achseln. »Ich habe weder Waffen noch
Munition. Wenn auf Hela noch irgendjemand menschliche Waffen
ausgräbt, dann bestimmt nicht ich.«
»Irgendetwas müssen Sie aber doch haben.«
»Nicht allzu viel.« An diesem Punkt tat er so, als
wollte er gehen. Das Spiel wiederholte sich auch in allen folgenden
Sitzungen. »Dann mache ich mich jetzt wohl besser auf den Weg
– ich will schließlich weder Ihre noch meine Zeit
verschwenden.«
»Sie haben wirklich gar nichts anzubieten?«
»Nichts, woran Sie interessiert wären. Natürlich
hätte ich ein paar Flitzerfunde, aber Sie sagten ja
schon…« Crozet parodierte exakt den verächtlichen Ton
des Einkäufers: »Keine Nachfrage nach
Alien-Krempel.«
Die Einkäufer sahen sich seufzend an; der Quästor beugte
sich vor und flüsterte ihnen etwas zu.
»Wir können uns ja einmal ansehen, was Sie haben«,
sagte einer der Einkäufer widerwillig, »aber machen Sie
sich keine Hoffnungen. Wahrscheinlich sind wir nicht interessiert.
Eigentlich können Sie sogar davon ausgehen.«
Es war ein Spiel, und Crozet musste sich an die Regeln halten, so
sinnlos oder kindisch sie auch sein mochten. Er griff unter seinen
Stuhl und holte ein Paket hervor, das in Schutzfolie gewickelt war.
Es hatte die Form einer kleinen Tierleiche.
Die Einkäufer verzogen angewidert die Gesichter.
Crozet legte das Paket auf den Tisch und wickelte es Schicht
für Schicht feierlich aus. Er ließ sich aufreizend viel
Zeit, rühmte die Seltenheit des Objekts, schilderte die
außergewöhnlichen Umstände, unter denen es entdeckt
worden war, und verknüpfte die lückenhafte
Herkunftsgeschichte mit einer rührseligen Anekdote von
zweifelhaftem Wahrheitsgehalt.
»Kommen sie zur Sache, Crozet.«
»Ich will Sie doch nur in die richtige Stimmung
versetzen.«
Endlich kam er zur letzten Verpackungsschicht und breitete sie auf
dem Tisch aus. Jetzt lag das Objekt offen da.
Rachmika kannte es: Sie hatte mit ihm und einigen anderen
Stücken für ihre Fahrt auf dem Eisjammer bezahlt.
Flitzerantiquitäten machten nicht viel her. Rachmika hatte
tausende von Funden aus den Ausgrabungsstätten von Vigrid
gesehen und sogar untersucht, bevor sie an die Händlerfamilien
weitergegeben wurden, aber es war nichts darunter gewesen, was ihre
Bewunderung oder ihr Entzücken erregt hätte. Die
Gegenstände waren ohne Zweifel künstlich hergestellt, aber
im Allgemeinen bestanden sie aus glanzlosem, fleckigem Metall oder
verschmutztem, unglasiertem Ton. Die Oberflächen waren nur
selten verziert – keine Farbe, kein Metallüberzug, keine
Inschriften. Unter tausend Funden trug vielleicht einer eine Kette
von Symbolen, und einige Forscher glaubten sogar, einige dieser
Zeichen entschlüsseln zu können. Doch meistens waren die
Dinge schmucklos, unförmig und primitiv. Sie erinnerten eher an
die ausgegrabenen Überreste einer frühen Bronzekultur als
an die blitzenden Errungenschaften einer Raumfahrerzivilisation
– die sich noch dazu gewiss nicht im System von 107 Piscium
entwickelt hatte.
Dennoch hatte es im vergangenen Jahrhundert lange Zeit
tatsächlich einen Markt für diese Funde gegeben. Zum Teil
deshalb, weil keine der anderen ausgestorbenen Kulturen – wie
etwa die Amarantin – eine solche Fülle an
Alltagsgerätschaften hinterlassen hatte. Jene Zivilisationen
waren so gründlich ausgerottet worden, dass nichts geblieben
war, und was an Objekten gefunden wurde, war so kostbar, dass es von
den großen wissenschaftlichen Organisationen wie dem
Sylveste-Institut in Verwahrung genommen wurde. Nur von den Flitzern
waren so viele Objekte vorhanden, dass auch Privatsammler Stücke
nachweislich nichtmenschlicher Herkunft erwerben konnten. Es spielte
keine Rolle, dass sie klein und unscheinbar waren, Hauptsache, sie
waren sehr alt und sehr fremd. Und umweht von der Tragödie einer
ausgerotteten Zivilisation.
Auch bei den Antiquitäten waren niemals zwei Stücke
gleich. Flitzermöbel, sogar Flitzerbehausungen verrieten, wie
sehr ihre Hersteller oder Erbauer die Ähnlichkeit verabscheuten.
Was mit der Anatomie begonnen hatte, hatte auch auf den Lebensraum
übergegriffen. Es gab Massenproduktion, aber in der Endphase
wurde jedes Objekt von einem Handwerker bearbeitet und damit einmalig
gemacht.
Der Verkauf dieser Antiquitäten an das übrige Universum
wurde von den Kirchen kontrolliert. Aber um die tiefere Frage,
wofür die Flitzer standen und wie sie sich mit dem Mysterium des
Quaiche-Wunders
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