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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sie übersehen hatte. »Ich
brauche ein wassertüchtiges Boot. Und ein paar Waffen.« Sie
zögerte. »Außerdem Essen und Wasser. Und etwas zum
Anziehen.«
    »Warum so eilig?«, fragte Clavain. »Kann das nicht
bis morgen warten? Wir haben uns immerhin dreiundzwanzig Jahre lang
nicht gesehen. Da gibt es sicher eine Menge zu
erzählen.«
    »Verdammt, Sie haben keine Ahnung«, sagte sie.
    Blood reichte Clavain eine Decke. Er gab sie an Khouri weiter, die
sich ohne große Begeisterung hineinwickelte.
    »Mit Booten können wir dienen«, sagte Clavain.
»Mit Waffen auch. Aber es wäre nicht schlecht, wenn wir
wenigstens eine gewisse Vorstellung hätten, warum Sie das alles
so dringend brauchen.«
    »Es geht um mein Baby«, sagte Khouri.
    Clavain nickte höflich. »Ihr Baby.«
    »Meine Tochter. Sie heißt Aura. Sie ist hier, auf…
wie, sagten Sie noch, heißt dieser Planet?«
    »Ararat«, sagte Clavain.
    »O. k. sie ist hier auf Ararat. Und ich muss sie
retten.«
    Clavain warf seinen Begleitern einen Blick zu. »Und wo soll
Ihre Tochter genau sein?«
    »Etwa achthundert Kilometer von hier«, sagte Khouri.
»Und jetzt besorgen Sie mir die Waffen. Und einen Brutkasten.
Und jemanden, der sich auf Feldchirurgie versteht.«
    »Wieso Feldchirurgie?«, fragte Clavain.
    »Weil wir sie«, antwortete Khouri, »zuerst aus
Skade herausholen müssen.«

 
Elf
Hela

2727
     
     
    Rachmika schaute nach oben. In einem weiträumigen Innenhof
des Karawanenfahrzeugs hing, ein unübersehbares Symbol des
Reichtums, ein Flitzerfossil. Es mochte zumindest in Teilen eine
Nachbildung sein, ein Flickwerk aus nicht zusammengehörigen
Elementen, aber es war der erste offenbar vollständige Flitzer,
den sie jemals gesehen hatte. Zu gerne wäre sie
hinaufgeklettert, um ihn gründlich zu untersuchen und sich die
Abriebmuster an den Kontaktstellen der harten Panzersegmente
anzusehen. Davon hatte sie bisher nur gelesen, aber sie war
überzeugt, nach einer Stunde beurteilen zu können, ob
dieses Exemplar authentisch war. Zumindest könnte sie
ausschließen, dass es sich um eine billige Fälschung
handelte.
    Vom Gefühl her hielt sie es weder für billig noch
für eine Fälschung.
    Im Geiste klassifizierte sie den Flitzer nach seiner
Körpermorphologie. Ein DK4V8M, dachte sie. Vielleicht
auch ein DK4V8L, die Schatten und der Staub um die herabhängende
Schwanzschale konnten täuschen. Immerhin konnte man das
gängige Klassifikationsschema anwenden. Bei billigen
Fälschungen waren manchmal einzelne Körperteile zu
anatomisch unmöglichen Formationen zusammengeschustert, doch
dies war eine mögliche Kombination, auch wenn die Teile nicht
unbedingt von der gleichen Fundstätte stammen mussten.
    Die Flitzer waren der Albtraum jedes Taxonomen. Als man das erste
Skelett freigelegt hatte, sah es so aus, als bräuchte man nur
die verstreuten Teile wieder aneinander zu fügen, um eine Art
Rieseninsekt oder einen große Hummer zu bekommen. Die
Körpersegmente waren sehr komplex, es gab viele verschiedene
hoch spezialisierte Gliedmaßen und Sinnesorgane, aber sie
gehörten alle mehr oder weniger logisch zusammen. Nur bei den
inneren Weichteilen war man auf Vermutungen angewiesen.
    Doch der zweite Flitzer passte nicht zum ersten. Er unterschied
sich durch die Zahl der Körpersegmente und die Zahl der
Gliedmaßen. Kopf- und Mundpartien zeigten keinerlei
Ähnlichkeit. Dennoch ließen sich – auch diesmal
– alle Stücke zu einem kompletten Exemplar zusammensetzen,
ohne dass rätselhafte Teile zurückgeblieben wären.
    Der dritte Flitzer war weder mit dem ersten noch mit dem zweiten
identisch, und mit dem vierten und fünften war es ebenso.
    Als endlich hundert Flitzer ausgegraben und zusammengesetzt waren,
gab es hundert verschiedene Versionen für den Körperbauplan
eines Flitzers.
    Die Theoretiker suchten nach einer Erklärung. Die
Schlussfolgerung lautete zunächst, alle Flitzer seien von Geburt
an verschieden. Doch diese Hypothese wurde über Nacht durch zwei
Entdeckungen zerschlagen, die zur gleichen Zeit gemacht wurden.
Erstens legte man ein ganzes Nest von Jungflitzern frei, die bis auf
geringe Unterschiede im Körperbauplan identisch waren.
Statistisch gesehen, hätte man demnach mindestens drei
identische Erwachsene gefunden haben müssen. Die zweite
Entdeckung lieferte die Erklärung für den ersten Fund. Im
gleichen Gebiet wurden aus verschiedenen, aber miteinander
verbundenen Kammern eines unterirdischen Tunnelsystems zwei
erwachsene Flitzer ans Licht

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