Offene Rechnungen
Sonntag. Frau Helmholtz und ich ermitteln in dem Fall. Erzählen Sie uns bitte, was es mit dem brennenden Licht auf sich hatte.«
Mit gleichgültiger Stimme berichtete die Pächterin der Cafeteria, wie sie am Morgen nach dem Mord zur Seitentür der Cafeteria hineingekommen war.
»Da stand eine kreuzunglückliche Martha und beichtete von ihrem Missgeschick mit der Lampe über dem Herd. Natürlich habe ich ihr eine Standpauke verpasst, von wegen Vergeudung und so, aber damit hatte es sich auch schon. Ich verstehe nicht, was an einer vergessenen Lampe so interessant sein soll?«
Heike verhielt sich bewusst ablehnend. Es gab Dinge, die weder die Polizei noch andere Menschen etwas angingen und damit basta.
Frank führte die Befragung, während Esther sich eifrig Notizen machte. Ihr war eine Sache aufgefallen und daher sah sie zu ihrem Kollegen, ob er von sich aus die Seitentür ansprechen würde.
»Ich habe gehört, dass Sie früher eine Kneipe in der Stadt geführt haben?«
Frank ließ Heike Sonntag zunächst mehr über sich erzählen, fragte sie nach dem Personal und wollte dann auch mit Martha sprechen. Trotz seiner vieljährigen Erfahrung wollte sich kein rundes Bild zur Persönlichkeit der Pächterin einstellen. Hart arbeitende Frau, Neigung zu leichten Verstößen gegen gesetzliche Bestimmungen und was noch?
»Bevor Sie uns verlassen, würde ich mir gern die Seitentür ansehen«, kam Reuter doch noch auf den Punkt zu sprechen, der Esther unter den Nägeln brannte.
Mürrisch führte Heike die beiden Beamten in ihre Küche und zeigte ihnen die besagte Tür. Frank öffnete sie und trat hinaus, warf prüfende Blicke nach links und rechts am Gebäude vorbei.
»Hier kann man also unbemerkt ins Gebäude kommen. Niemand müsste es bemerken.«
Frank Reuter schien mit sich selbst zu reden, dennoch sprang die Pächterin darauf an.
»Unbemerkt ins Gebäude kommen? Was reden Sie denn da? Warum sollte das jemand wollen?«
Heike Sonntag feuerte ihre Fragen in wachsender Erregung ab. Was wusste dieser Kripomann? Reuter war ein völlig anderes Kaliber als Polizist. Mit Ralph Wiese und dessen Kollegin war Heike besser klargekommen, wohingegen der Mann aus Kiel ihr bis auf den Grund der Seele zu sehen schien. Seine Art verunsicherte Heike sehr.
»Ja, warum? Gute Frage, Frau Sonntag.«
Der Hauptkommissar musterte die aufgebrachte Pächterin eingehend, bis diese die Augen niederschlug. Anschließend gingen Frank und Esther mit der Teilzeitangestellten Martha vor die Tür und befragten die sichtlich eingeschüchterte Frau nach dem Ereignis. Im Gegensatz zu Heike Sonntag, hörte sie bei der Belehrung sehr aufmerksam zu und war sichtlich beeindruckt. Sie schilderte die Vorgänge im Wesentlichen so, wie es auch Heike Sonntag getan hatte.
»Fiel die Reaktion Ihrer Chefin so aus, wie Sie es erwartet hatten?«, hakte Frank dann nach.
Martha rang ein Geschirrtuch zwischen den geröteten Fingern, sah betreten zu Boden. Es gefiel der einfachen Frau nicht, sich mit Fremden über ihre Arbeitgeberin zu unterhalten. Heike Sonntag war eine harte Chefin, deren Unmut Martha sich unter keinen Umständen zuziehen wollte. Durfte sie deswegen aber die Polizei beschwindeln?
»Keine Angst, Ihre Chefin erfährt nichts von diesem Gespräch.«
Nach dieser Aufmunterung räumte Martha ein, dass ihre Chefin in diesem besonderen Fall ungewöhnlich milde reagiert hätte. Frank ließ sich andere Beispiele nennen und tauschte am Ende einen vielsagenden Blick mit Esther aus. Die Rendsburgerin konnte kaum glauben, wie viele Geheimnisse sie im Laufe ihrer Ermittlungen aufdeckten. Frank bedankte sich bei der Frau, rief sie jedoch nochmals zurück.
»Haben Sie eigentlich einmal mitbekommen, ob Ihre Chefin in irgendeiner Nacht selbst in der Cafeteria gewesen ist?«
Gespannt beobachtete Esther das Verhalten der Frau, die zögerte und dann antwortete.
»Ob es die Chefin gewesen ist, kann ich nicht sagen. Ich habe sie nie selbst gesehen. Aber es gab schon Tage, wo einige Dinge in der Küche anders gestanden haben, als wir sie am Vorabend hingestellt hatten.«
Frank schenkte der Frau ein dankbares Lächeln und entließ sie dann endgültig. Viele kleine Details sorgten dafür, dass immer mehr Kontur in den Fall kam.
»Na, was meinen Sie?«, wollte er von Esther wissen, kaum dass Martha durch die Seitentür verschwunden war.
»Offenbar gibt es überall Geheimnisse und eben auch bei Frau Sonntag. Wenn sie öfter des Nachts in der Cafeteria ist, könnte sie mehr über den Mord
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