Offene Rechnungen
und Kollegen aufklären wollte. Also sah sie sich ein weiteres Mal die Daten von Tobias Landau an und plötzlich verbanden sich die beiden Gedankenschienen.
»Das ist es! Ralphs Eltern stammen doch auch aus Achterwehr.«
Die Erkenntnis weckte Esthers kriminalistisches Jagdfieber und sie wählte den einfachsten Weg, um etwas über Ralphs Schulzeit zu erfahren. Sie rief bei Ariane Wiese an und fragte ihre Freundin danach.
*
Frank Reuter hatte den Passat über die alte Kieler Landstraße gesteuert und sich dabei diese kleine Randbemerkung über das Licht in der Cafeteria des Zentrums ins Gedächtnis gerufen. Der Mitarbeiter der Sicherheitsfirma, die regelmäßig Kontrollfahrten zum Zentrum durchführte, hatte das brennende Licht als besonderes Vorkommnis in seinem Protokoll vermerkt. Diesem ungeklärten Punkt wollte Frank nachgehen und doch wählte er an der Kreuzung Aalborg Straße und Kieler Straße den Weg ins Stadtzentrum. Ihm war der magere Eintrag nicht ausreichend, um eine gezielte Befragung durchführen zu können. In der Denkerstraße fand er die Einsatzzentrale der Sicherheitsfirma. Frank wies sich am Empfangstresen aus und verlangte den Geschäftsführer zu sprechen. Er wurde umgehend in den ersten Stock geführt, wo er in einem spartanisch eingerichteten Büro Herbert Scholz vorgestellt wurde.
»Mir gehört Scholz Security, wie der Name schon verrät. Was führt einen Hauptkommissar des LKA zu mir?«
Der hochgewachsene Scholz musterte Frank aus intelligenten, grauen Augen. Natürlich hatte Herbert so eine Ahnung, was den Kriminalbeamten aus Kiel in sein Büro gebracht hatte. Trotzdem hielt er sich lieber zurück, weil seine Erfahrung ihn dieses Vorgehen als beste Methode zum Sammeln von Informationen gelehrt hatte.
»Ich bin zu den Ermittlungen im Fall des ermordeten Kollegen Wiese hinzugezogen worden. In dem Zusammenhang habe ich die Protokolle Ihres Mitarbeiters aus der betreffenden Nacht gelesen. Da sind einige Auffälligkeiten vermerkt, über die ich mit dem Mann sprechen möchte«, erklärte Frank seinen Besuch.
Scholz deutete auf einen Besprechungstisch.
»Setzen wir uns doch, Herr Reuter. Kaffee oder Wasser?«
Frank nahm den Kaffee und verfolgte wie Scholz den Kaffee selbst besorgte sowie einschenkte. Insgesamt vermittelte Scholz einen kompetenten Eindruck.
»Ralph war ein guter Polizist, Herr Reuter. Wir haben einige Jahre zusammen Dienst geschoben. Ich war vierzehn Jahre als Streifenpolizist in Rendsburg tätig, bevor es meine Bandscheiben nicht mehr zuließen. Seit drei Jahren bin ich Frühpensionär, aber Rumsitzen ist nicht meine Sache.«
Frank hörte interessiert zu, beglückwünschte sich zum spontanen Einfall, zuerst zur Sicherheitsfirma zu fahren. Offenbar eröffnete sich hier eine unerwartete Gelegenheit an weit mehr Informationen zu kommen als ursprünglich erwartet.
»Das kann ich gut nachvollziehen, Herr Scholz. Erzählen Sie mir mehr über Herrn Wiese. Wie war er so als Kollege?«
Herbert Scholz legte sich die Worte sorgfältig zurecht, erstellte dann ein lebendiges Bild eines engagierten, zuverlässigen Polizeibeamten. Er musste nichts beschönigen, da er Ralph als guten Ermittler erlebt hatte.
»Ralph war genau der richtige Kripomann für Rendsburg, Herr Reuter. Er konnte gut mit Menschen umgehen und hatte ein gutes Gespür für Zusammenhänge. Verdammt schade um diesen Kollegen.«
»Was denken Sie über den Mord an ihn?«
Frank nippte am Kaffee, musterte dabei Scholz. Dessen Gesichtsausdruck spiegelte unterschiedliche Gefühle wider. Dieser ehemalige Polizist war ganz offensichtlich kein Mensch, der allzu leichtfertig seine Meinung über andere Menschen mitteilte. Durchaus ein angenehmer Charakterzug in Franks Augen.
»Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich ratlos. Ralph war nie unvorsichtig und deswegen kann ich mir nicht erklären, wieso er einen Alleingang gestartet haben soll. Ich habe nicht nur die Berichte meines Mitarbeiters studiert, Herr Reuter. Ich habe Thomas befragt, aber leider keine Hinweise finden können.«
Während Scholz antwortete, hatte er sich an einen Aktenschrank begeben und daraus eine Akte gezogen. Er legte sie vor Frank auf den Tisch, der sie neugierig aufschlug. Sie enthielt einiges Material, welches auf intensive Nachforschungen durch Scholz und seine Leute hindeutete.
»Sie stellen eigene Ermittlungen an, Herr Scholz?«, fragte Frank scharf nach.
Ehemaliger Kollege hin oder her. Er schätzte es überhaupt nicht, wenn man ihm in seine Arbeit
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