Offene Rechnungen
Zusammen mit den warmen braunen Augen und dem herzförmig geschnittenen Gesicht wirkte sie sehr anziehend.
»Hauptkommissar Reuter und das ist meine Kollegin, Oberkommissarin Helmholtz. Sind Sie Monika Landau?«
Beide Beamte waren am Fuße der drei Stufen stehen geblieben, die zur Haustür hinaufführten.
»Ja, das bin ich.«
Verwundert betrachtete Monika Landau die Ausweise der Kriminalbeamten. Was wollte die Polizei von ihr?
»Wir haben einige Fragen, Frau Landau. Können wir im Haus sprechen?«
Während Frank fragte, ging er bereits die Stufen hinauf und wie gehofft wich die Frau ins Haus zurück. Monika Landau führte die beiden Polizisten über eine helle Diele in eine Art Arbeitszimmer. Das nahm Frank zur Kenntnis und zog seine Schlüsse aus diesem eher geschäftlichen Verhalten.
»Es geht um den elften April, Frau Landau. Können Sie uns sagen, wo sie sich ab zwanzig Uhr am Abend aufgehalten haben?«
Frank sparte sich angesichts des Verhaltens der Frau jedweden Smalltalk und steuerte direkt aufs Ziel zu, nicht ohne vorher die Belehrung sehr deutlich vorzunehmen. Esther hatte ihr Notizbuch gezogen und war bereit, die Aussage der Frau mitzuschreiben.
»Das könnte ich sicherlich, Herr Hauptkommissar. Nur wüsste ich nicht, wieso Sie das etwas angehen sollte. Verraten Sie mir doch vorher, warum Sie mir diese Frage stellen.«
Sie war es nicht gewohnt, wie eine dahergelaufene Person behandelt zu werden und würde es diesem einfachen Polizisten garantiert nicht durchgehen lassen.
Frank räumte innerlich ein, dass Monika nicht zu den Menschen zählte, die bei dem Erscheinen von Kriminalpolizisten sofort weiche Knie bekamen.
»Es geht um den Mord an unserem Kollegen, Hauptkommissar Wiese. Er wurde am Abend des elften Aprils im Geschäftshaus am Nord-Ostsee-Kanal getötet. Der Sicherheitsdienst, der das Zentrum regelmäßig kontrolliert, hat Ihren Wagen an diesem Abend dort stehen sehen.«
Frank bemerkte, dass Esther bei dieser Unterstellung nicht einmal aufschaute oder gar zusammenzuckte. Sie lernte schnell, wie er erfreut erkannte.
»Keine Ahnung. Vermutlich hat Tobias meinen Wagen an dem Tag benutzt«, kam die viel zu schnelle Antwort von Monika.
»Nein, Frau Landau. Wir haben Ihren Mann dazu befragt und er hat es definitiv abgestritten. Möchten Sie nochmals über die Antwort nachdenken?«
Bei dieser Frage zeigten die meisten Lügner eine bestimmte Reaktion.
»Was erlauben Sie sich! Vielleicht habe ich einen Spaziergang am Kanal gemacht oder was weiß ich. Werde ich deswegen jetzt verhaftet?«
Verärgert erkannte Monika, dass dieser Beamte mehr wusste, als gut für sie war. Andererseits schien er kein genaues Wissen über die Hintergründe zu besitzen und sie würde es dem Hauptkommissar ganz bestimmt nicht freiwillig auf die Nase binden.
Monikas heftige Reaktion passte für Frank ins erwartete Schema. Sie hatte etwas zu verbergen.
»Nein, Frau Landau. Ich mache Sie aber darauf aufmerksam, dass Ihr unkooperatives Verhalten uns zu bestimmten Schlüssen zwingt.«
Die braunen Augen der Frau nahmen einen harten Glanz an, als Frank sie deutlich warnte.
»Ach, ja? Und welche Art Schlüsse wären das?«
Ein dissonanter Ton schlich sich in Monika Landaus Stimme ein, ließ sie leicht quäken.
»Dass Sie etwas zu verbergen haben, Frau Landau. Möglicherweise hat es überhaupt nichts mit dem Mord an Ralph Wiese zu tun, aber in dem Fall sollten Sie es uns lieber verraten. Wenn nicht, müssen wir weitere Nachforschungen anstellen und es wird sowieso heraus bekommen«, klärte Frank sie unmissverständlich auf.
Einen Moment fochten er und Monika ein Blickduell aus. Es gab eindeutig einen dunklen Punkt in Monikas Leben und der hing auch mit dem Wagen zusammen. Franks Hoffnung auf Einsicht wurde jedoch nicht erfüllt.
»Sie haben meine Antwort gehört. Ich möchte Sie daher bitten, mein Haus zu verlassen«, blieb Monika stur.
Reuter wusste überhaupt nichts, stocherte offensichtlich lediglich ein wenig im Nebel herum. Damit würde Monika ihn aber auf keinen Fall durchkommen lassen. Sie machte von ihrem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch. Frank nickte und verabschiedete sich knapp, als er nach Esther durch die Haustür ging. Hinter den Beamten schlug die Tür krachend ins Schloss. Wortlos setzten Frank und Esther sich in den Passat, den an diesem Tag die Rendsburgerin lenkte. Es war ihr Vorschlag gewesen, da sie über die besseren Ortskenntnisse verfügte. Das leuchtete Frank ein und so hatte er locker zustimmen können. Als
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