Offensive Minotaurus
er ist noch etwas verwirrt.«
Ohne meine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und stapfte durch den Neuschnee auf seine Behausung zu. Ludinow öffnete die Thermaltür des Atomschleppers. Ich sah mich um. Der Abschied von Sibirien fiel mir nicht leicht.
Der Wolf heulte wieder. Niemand achtete darauf. Für die grauen Gesellen war die Zeit des Hungers angebrochen. Wahrscheinlich würden sie oft Fedors Hütte umschleichen.
Ludinow spähte zum Waldrand hinüber. Er war nur dreißig Meter entfernt. Ich sah, daß der Major die Büchse nach einem geringschätzigen Abwinken in die Traktorkabine zurücklegte.
Ich folgte seinem Blick. Der Wolf stand geduckt und fluchtbereit im Unterholz. Ich bemerkte seine wachsamen Lichter, die gestreckte Rute und die zum Sprung eingeknickten Hinterläufe.
War der Graue schon so ausgehungert, daß er sich vor Menschen zeigte? Das Wild war noch nicht so rar wie im Februar oder März.
Ludinow ließ die Maschine anlaufen. Das Geräusch der Generatorturbine hörte ich kaum.
Fast unbewußt entsicherte ich die Automatik. Die rote Kontrollampe leuchtete auf. Der vorschnappende Signalstift bewies, daß die Geschoßzuführung auf Magazinstreifen II eingerastet war. Darin steckten acht hochexplosive Minirak-Projektile …
Die Augen des Wolfes leuchteten bernsteingelb. Unverwandt starrte er uns an. Stana Imorgin kicherte. Ich vernahm die Laute wie im Traum. Ludinow stellte das Triebwerk wieder ab. Schwerfällig kletterte er aus der Fahrerkabine.
Als er an mir vorbeischritt, schüttelte ich die Starre von mir ab. Verwirrt sah ich mich um. Ludinow hatte Fedor erreicht. Der Alte ging wie ein Schlafwandler in seine Hütte hinein. Stanas Kichern steigerte sich zu einem anomalen Lachen. Wahrscheinlich war es der Instinkt des GWA-Schattens, der mich folgerichtig handeln ließ. Ich wandte mich ebenfalls ab und stapfte auf das Blockhaus zu.
In meinem Kopf breitete sich ein fühlbares Ziehen aus. Das waren parapsychische Tastversuche.
Aus den Augenwinkeln sah ich zum Wald hinüber. Kurz stehenbleibend, stellte ich mich mit meinen Psi-Sinnen auf die Umgebung ein. Dabei verlor ich für wenige Sekunden die Kontrolle über mein Wachbewußtsein.
Ich wollte auf die Impulse lauschen, sie möglichst anpeilen – doch da geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte.
Der Wolf war plötzlich verschwunden. An seiner Stelle bemerkte ich eine formlose Gestalt, deren Umrisse unter dem weiten Schutzumhang nicht zu erkennen waren.
Dort, wo sich der Kopf befinden sollte, entdeckte ich eine irrlichternde Leuchtscheibe, aus der die rätselhaften Impulse hervorströmten. Es dauerte eine Sekunde, bis ich das Gebilde als riesiges Auge identifizierte.
Es war das Auge des Zwerges Gormat, der Halluzination des Stana Imorgin. Nur stand drüben kein Zwerg, sondern ein menschenhohes Wesen, das ich vorher mit einem sibirischen Wolf verwechselt hatte.
Ich handelte aus dem Instinkt heraus. Überlegungsvorgänge über die Ursachen dieses Effektes hätten zu lange gedauert.
Ich riß den Maschinenkarabiner hoch, drehte mich um und ging so schnell ins Ziel, wie ich es auf der GWA-Waffenschule in vielen tausend Übungsstunden gelernt hatte. Ehe ich abdrückte, schaltete ich auf Dauerfeuer. Dann zog ich durch.
Das Pfeifen der Minirak-Geschosse peinigte mein Gehör. Die Abgaslohe aus den Umlenkdüsen der Laufmündung erhellte die rasch niedersinkende Dämmerung.
Die Minirak-Salve zog infolge des flammenden Treibsatzabbrandes einen glühenden Strich durch die Luft. Er war deutlicher zu sehen als die veralteten Leuchtspurgeschosse.
Drüben explodierten die
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