Oh Happy Dates
Rosafarbenes geschenkt hat.
Aber Paul sieht mich nicht an, sondern behält sein missmutiges Gesicht und sucht den Raum nach etwas Essbarem ab.
»Bist du sicher, dass alles okay ist? Du siehst aus, als hättest du Schmerzen«, taste ich mich vorsichtig an ihn heran.
»Ich bin hungrig, Sare«, schnauzt er. Ich halte die Luft an.
Es war definitiv ein Anschnauzen. Ich hasse es, angeschnauzt zu werden. Anschnauzen dulde ich nur bei elektrischen Dingen. Es tut gut, eine Fernbedienung oder eine launische Mikrowelle anzuschnauzen, aber bei einem Menschen macht man das nicht, nicht mal bei einem Hund. Vielleicht noch bei einer Wespe, aber nicht bei Personen. Ich warte auf eine Entschuldigung. Sie kommt nicht.
»Such Simon. Der hält sich normalerweise neben der Küche auf, damit er sich als Erster die Kanapees grapschen kann«, brumme ich ihm zu, während wir jeder einen Champagnercocktail vom Tablett nehmen, das uns ein Kellner hinhält.
»Oh ja, genau. Gute Idee. Wir sind ja so tolle Kumpel!«, erwidert Paul sarkastisch. Bitte, lieber Gott, mach, dass Paul kein Anschnauzer ist und auch kein grantiger Spielverderber, der mir den Abend ruiniert.
Ich entdecke meine Mum und meinen Dad und Simon und Julia. Sie stehen mit Eamonn Nigels und Selina Gutteridge zusammen. Offensichtlich unterhalten sie sich über meine Geburtstagsparty, denn mein Dad demonstriert Eamonn seine persönliche Version eines griechischen Sirtakis. Eamonn nickt. Ich gehe auf sie zu. Sie fangen an zu klatschen. Es ist sehr peinlich. Ich mache die Bekanntschaft mehrerer Achselhöhlen, da ich ständig umarmt werde. Nach Luft ringend tauche ich wieder auf.
Vor mir steht Dominic, der Regisseur. Auch er drückt mich. Langsam fühle ich mich wie der Stressball einer neurotischen Hausfrau in den Wechseljahren.
»Ich danke dir für sie«, sagt Dominic zu Eamonn.
Eamonn kichert. »Hast du gut gemacht, Dom. Es hat mir sehr gefallen. Wirklich sehr. Und Sarah kann dir bestätigen, dass ich mich normalerweise im Theater schrecklich langweile. Und Dom, ich möchte dir Selina Gutteridge vorstellen. Sie arbeitet für mich.« Eamonn deutet auf meine Selina, die eigentlich bei Casualty damit beschäftigt sein sollte, mir eine Rolle als Hebamme zu besorgen.
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Dominic. Ich bin Eamonns neue Castingfrau. Ich habe jahrelang bei Casualty gearbeitet, aber Eamonn hat mich so lange weich gekocht, bis ich zu ihm wechselte.«
»Gesünder als braten«, sagt mein Dad. Eine Sekunde lang schauen ihn alle an und fangen dann an zu lachen. Nur ein Mann im Rentenalter kommt mit einem derart fürchterlichen Scherz durch.
»Haben Sie schon meinen Dad, den Spezialisten für schlechte Witze, kennengelernt, Dominic?«, sage ich.
Dass Selina jetzt für Eamonn arbeitet, sind verheerende Neuigkeiten. Alle Hoffnungen auf eine Hebammenrolle bei Casualty wurden damit chirurgisch entfernt.
»Kleiner als ein Mückenstich! Man braucht schon ein Mikroskop, um zu sehen, was das sein soll!«, brummt Paul finster angesichts eines winzigen Dings, das er gerade vom Tablett mit den Kanapees genommen hat. Daraufhin wirft er mir einen spitzen Blick zu, der wohl bedeuten soll, dass ich persönlich dieses mikroskopische Ding gemacht habe, um ihn zu ärgern. Paul schiebt das Häppchen in seinen Mund und verfolgt dann den Kellner mit dem Kanapee-Tablett.
»Was hat er denn?«, fragt Simon, der sich neben mich gestellt hat.
»Er hat Hunger«, sage ich matt.
»Ja und? Ist er Diabetiker?«
»Das bezweifle ich. Wenn ein Diabetiker seinen Zucker nicht kriegt, stirbt er. Wenn Paul nichts zu essen kriegt, wird er vermutlich nicht gleich sterben, es sei denn, ich finde irgendwo ein Beil und werfe es ihm an seinen mürrischen Schädel.«
Simon lacht herzhaft. Ein wenig zu herzhaft für meinen Geschmack. Ich beobachte ihn traurig, bis er sich wieder gefangen hat.
»Was immer du tust, lass dir bloß nicht diesen Abend verderben. Du hast sehr hart gearbeitet, um das zu erreichen. Du warst ganz hervorragend bei der Vorstellung. Und das meine ich so. Es ist dein Abend.«
»Hm.« Ich versuche ein Lächeln.
Tristan kommt.
»Du musst Paul sein, und du musst sehr stolz sein«, sagt er und reicht Simon die Hand.
»Nein, Kumpel, ich bin Simon, Sarahs Mitbewohner. Aber ich bin verdammt stolz auf sie. Das da drüben ist Paul«, sagt er und deutet auf ihn. Wir drehen uns alle um und schauen Paul an, der ganz allein dasteht und ein Gesicht
zieht, wie Männer das tun, wenn sie gezwungen
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