Oh Happy Dates
Frau zwischen achtzehn und fünfundzwanzig. ‹«
»Und hier, Sarah, sehen Sie«, fährt er fort. »Er hat geschrieben ›Interesiert?‹.«
»Ach je, hau ab und lern erst mal richtig schreiben«, brumme ich ungnädig.
Mein Lieblingsgast und ich sitzen Seite an Seite auf seinem Sofa und studieren die feuchte Kontaktanzeigenseite. Wir trinken Rotwein und schütteln oft den Kopf. Den Donner hatte ich tatsächlich als Zeichen verstanden. Ich rechnete fest damit, auf eine Anzeige zu stoßen, die lautet: »Arbeitslose Schauspielerin mit dickem Hintern für nacktes X Factor -Schauen gesucht.« Das war nicht der Fall. Stattdessen lese ich Anzeigen von Männern, die sich für lustig, gut aussehend und fürsorglich halten. Wenigstens lese ich dies bei einem guten Glas Wein in einem stattlichen Heim, das mein Lieblingsgast sein Zuhause nennt. Er muss ungeheuer reich sein. Ich muss mich bremsen, nicht bei jedem einzelnen Kunstwerk oder Möbelstück, das ich erblicke, aufzuschreien: »Himmel, das ist ja unglaublich! Hat das nicht ein Vermögen gekostet?« Das fällt mir nicht leicht. Sein Haus befindet sich nur zwei Häuserblocks
von meiner Wohnung entfernt. Aber während man mein Gebäude gierig in acht Apartments aufgeteilt hat, bewahrte man seins in seiner ganzen viktorianischen Schönheit. Hier würde ich ein Drama aufführen, mit Stephen Fry in der Hauptrolle. Stephen Fry würde in einem handbestickten Hausmantel über diese kostbaren Teppiche schreiten und dabei ausladende Gesten mit der Hand machen, in der er eine Zigarre hält.
Doch mein Lieblingsgast ist trotz seines Reichtums sehr bodenständig. Er hat mir erlaubt, meine nassen Klamotten in sein Bad zu hängen, mir einen übergroßen Trainingsanzug geliehen und begeistert meine Seite mit Kontaktanzeigen studiert. Ich wüsste nur gern seinen Namen. Meinen kennt er. Doch ich habe das Gefühl, zu lange gewartet zu haben, um jetzt noch zu fragen.
»Und dieser Typ.« Ich deute auf die Anzeige. »Er sucht jemanden, der mit ihm nach Griechenland geht. Ich bitte Sie! Wer macht denn so was!« Ich lege theatralisch und mit Fistelstimme los: »Oh ja, ich werde mit dir nach Griechenland fahren, damit du mich weit weg vom britischen Justizsystem zerstückeln kannst.«
Darüber lacht der Lieblingsgast mit rauer Stimme. Es gefällt mir, wenn Leute über meine Albernheiten lachen und mich nicht einfach nur anglotzen, als hätte ich einen Stich. Das Problem dabei ist nur, dass Leute, die über meine Albernheiten lachen, mich zu mehr ermutigen.
»Und sie suchen alle nach wirklich jungen Frauen, diese üblen Pädophilen.« Mein Lieblingsgast lacht nicht, als ich die Pädophilen erwähne. Am besten, du kommst wieder runter, Sarah.
Ein sehr gut aussehender Mann taucht in der Tür auf.
»Kann ich dir noch irgendetwas bringen, Eamonn?«, erkundigt er sich lässig. Er ist über eins achtzig groß. Und
sieht aus wie Ende dreißig. Er würde gut in eine Werbung von Gillette passen, und er hat gerade den Namen meines Lieblingsgastes gesagt. Ich liebe ihn.
»Nein, alles bestens, Alistair, danke«, lächelt mein Lieblingsgast oder Eamonn, wie ich ihn nun nennen kann. Alistair verschwindet, um irgendwo anders umwerfend zu sein.
Ich bin so blöd. Mein Lieblingsgast ist schwul. Das war mir nie in den Sinn gekommen, aber ich hatte darüber auch nie nachgedacht. Aber es ergab Sinn. Er kleidet sich gut, achtet auf sich und isst gern außer Haus. Ich muss ihn fragen, was ich mit meinen Haaren machen soll. Alistair, der Umwerfende, wird sein Freund sein. Was für ein glücklicher Mann.
»Gibt es denn jemanden, für den Sie sich interessieren könnten?«, erkundigt sich Eamonn.
»Hmmm.« Ich sehe mir die Seite an und überlege. »Der hört sich nett an.« Ich deute auf die einzige Anzeige, die ich lesen kann, ohne dabei sofort an vorsätzliche Tötung zu denken. »›Sie suchen jemanden, der jung und unterhaltsam ist, Regale aufbauen kann & gut im Bett ist? Problem gelöst: Fünfundsiebzig Prozent davon erfülle ich. Anfang fünfzig, Schriftsteller, schlank, witzig, leidenschaftlich.‹«
»Was gefällt Ihnen an ihm?«, erkundigt Eamonn sich neugierig.
»Nun ja, wahrscheinlich ist er verrückt, aber ich mag ihn, weil er mit etwas anfängt, was ich möchte, nicht mit etwas, was er möchte, und er sagt auch nicht, dass er eine neunzehnjährige Nymphe mit viel Busen und einem hohen IQ sucht, die sinnlich, fürsorglich, tierlieb blablabla ist, und er spricht von Sex, was ich sehr erfrischend
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