Oh Happy Dates
du wissen solltest …«, beginne ich. Aber er sieht mich an. Er greift wie zur
Unterstützung nach meiner Hand und sagt das Wort »Maggie« auf eine Weise, wie man sonst das Wort »Politesse« sagt.
»Hä?« Das ist nicht sehr eloquent, aber manchmal rutscht es mir heraus.
»Maggie!«, wiederholt er. Diesmal legt er so viel gekünsteltes Entzücken in dieses Wort, dass es sich anhört, als würde ihm jemand die Schultern massieren. Er springt auf, breitet seine Arme aus und beginnt, die Luft in einem etwa dreißig Zentimeter großen Radius um das Gesicht einer Frau herum zu küssen, die von Kopf bis Fuß in ein hellbeiges Ensemble gekleidet ist. Es gehört schon viel Mut dazu, einen hellbeigen Zweiteiler mit einem hellbeigen Schal und hellbeigen Schuhen zu kombinieren. Selbst die Haare der Frau sind hellbeige. Sie sieht aus wie Porridge mit Lippen. Sie schielt zu mir.
»Und was ist das, Eamonn?« Sie hört sich an, als hätte sie in einem Pub um Senf gebeten und diesen dann im Beutel serviert bekommen.
»Ich bin Sarah«, sage ich, bemüht, ihr zu demonstrieren, dass ich im Unterschied zu Heinz oder Thomy ein menschliches Wesen bin.
»Ist sie nicht süß?« Jetzt gurrt sie, als wäre ich eine brandneue Küchenmaschine von Magimix. Maggie und Leute wie sie üben eine starke und seltsame Wirkung auf mich aus. Ich würde am liebsten unanständige Witze reißen oder furchtbar laut rülpsen.
»Ach, ich bin nicht süß. Ich bin verdorben«, sage ich mit zuckersüßer Stimme. Meine Antwort fällt nicht so schlimm aus, wie sie hätte sein können, aber Eamonns Augenbrauen nähern sich immer mehr seinem Haaransatz.
»Und wie geht es den Kindern?«, redet Maggie weiter.
»Gut, gut, weißt du«, sagt Eamonn.
»Marcus macht sich gut, nicht wahr? Aber jetzt sag mal, hat er inzwischen eine nette Frau gefunden? Wirst du bald Großvater?«
Ich mache mich daran, Brotkrümel von der Tischdecke zu fegen.
»Nun«, beginnt Eamonn sehr bedächtig. Es ist so ein »nun«, wie man es gemeinhin benutzt, um erlesenen Klatsch einzuleiten.
»Oh, erzähl mir alles!«, fordert Maggie, die kurz vor dem Orgasmus steht.
»Nun«, wiederholt Eamonn.
Sämtliche Krümel auf dem Tisch bilden nun ein ordentliches Häufchen.
»Raus damit. Ist sie reizend?«, keucht Maggie.
»Ich denke schon. Marcus’ Mädchen sind das normalerweise.«
»Wie heißt sie denn? Gibt es eine Hochzeit?« Maggie kriegt einen Höhepunkt nach dem anderen.
»Nun. Das hat er mir natürlich noch nicht gesagt. Aber ich sah es heute im Mirror . Nun sieh mich nicht so an, Maggie. Ich muss das im Moment lesen, falls irgendein Tratsch über meinen Film drinsteht. Jedenfalls war darin das Foto von meinem Sohn abgedruckt, der mit einer geheimnisvollen Frau hier hereingeeilt kommt. Ich denke, sie ist womöglich sehr prominent, und er hält sie deshalb geheim.«
Maggie verschränkt ihre Hände in ehrfürchtiger Glückseligkeit. Sie stößt einen zitternden Seufzer aus. Vermutlich wird sie sich gleich über das Rauchverbot hinwegsetzen und eine postkoitale Zigarette anzünden.
»Nun denn, und wie habt ihr beide euch kennengelernt?«
»Oh, ich habe Eamonn jahrelang das Frühstück serviert«, sage ich fröhlich.
Maggie lacht so heftig, dass ich Angst kriege, ihre inneren Organe könnten durcheinandergeraten. Ich studiere einen Krümel Make-up, der sich von ihrer Wange löst, und hoffe, dass er nicht auf mir landet. Aber Maggie ist unerschütterlich. Sie fängt sich wieder und macht einen Schritt auf Eamonn zu.
»Bist du denn auf dem neuesten Stand, was Jeremys Rücken betrifft?«, fragt sie ernst. Maggie stellt diese Frage so überzeugt, dass der Make-up-Krümel von ihrer Wange bröckelt und eine Bruchlandung auf ihrem hellbeigen Schal hinlegt. »Hast du gehört, was der Spezialist sagt?«
Maggie beim Sprechen zu beobachten, ist wie ein Monty-Python-Film, nur dass man nicht lachen darf. Dass ich nicht lachen darf, stellt mich auf eine harte Probe, denn:
1. Meine Mundwinkel zucken.
2. Mein Zwerchfell verfällt in unwillkürliche Krämpfe.
3. Ich grunze, da ich beim Einsetzen der Krämpfe die Luft anhalte.
Die ersten drei Stadien des Lachens können noch verschleiert werden. Stadium vier, das laute unkontrollierbare Lachen, nicht mehr. Ich wende meinen Blick von Maggie ab und sehe Eamonn an, um nicht loslachen zu müssen. Aber Eamonn sieht noch ernster aus als Maggie. Er hat seine Wangen eingesaugt und nickt heftig zu Maggies monoton vorgetragenem Monolog über die
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