Oh Happy Dates
Schuldgefühle. Er ist hergekommen, um sich einen Abend lang wild und anhaltend den Hintern versohlen zu lassen, und wen trifft er? Ausgerechnet die Frau, mit der er ausgeht.
»Sarah, ich werde jetzt zur Bar gehen und mir etwas zu trinken holen. Dann sollten wir uns eine dunkle Ecke suchen und uns unterhalten.«
»Gewiss«, sage ich. »Obwohl man sich hier drin vor dunklen Ecken hüten muss.« Ich spreche noch immer mit Cockney-Akzent. Jetzt wird er mich bestimmt für keine Rolle mehr casten.
Eamonn bewegt sich raschen Schritts auf die Bar zu. »Ich werd nicht mehr. Wer hätte gedacht, dass Eamonn Nigels auf so was steht?«, wispert Julia.
»Ich weiß!«, flüstere ich zurück. Langsam fange ich an, mich zu fragen, ob ich womöglich ein sehr behütetes Leben geführt habe.
»Merkwürdig«, sagt sie halb zu sich selbst. Dann setzt sie ihr Lümmelada-Grinsen auf und widmet sich wieder ihrer Schwesternaufgabe.
Ich beobachte Eamonn Nigels dabei, wie er sich an der Bar etwas zu trinken bestellt. Nachdem er ein paar große Schlucke genommen hat, geselle ich mich zu ihm.
»Wie war es denn in L.A.?« Versehentlich senke ich meinen Blick. Ich sehe die Hinteransicht eines älteren Mannes, der nichts weiter als einen Werkzeuggürtel trägt und sich bückt, um sich die Schnürsenkel zuzubinden. Ich blicke rasch wieder nach oben.
»Schön«, sagt er. Er sieht mich nicht an. Er lässt seinen Blick durch den Raum und über die Gäste schweifen.
»Weißt du, ich möchte dir nur sagen, dass ich normalerweise nicht hierherkomme. Ich helfe meinem Mitbewohner nur bei seiner neuen Geschäftsidee«, stammele ich. Es
ist mir wichtig, dies klarzustellen, für den Fall, dass er mich zu sich nach Hause einladen, mir eine Kapuzenmaske überziehen und seinen Folterkeller aufschließen will.
»Was du hier machst, Sarah, ist deine Sache. Und offenbar die des Internets.«
Eamonn ist richtig sauer. Ich bin mir nicht sicher, ob mein Herz oder die Bässe aus den Boxen lauter pochen.
»Ich wusste, dass du heute Abend hier sein würdest. Das habe ich deinem Blog entnommen.«
»Ah.«
»Weißt du, was ich wirklich wissen möchte, ist …« Er stockt plötzlich und sieht so müde aus, dass ich ihn am liebsten nach Hause bringen und ins Bett stecken würde. »Ist mein Sohn schwul?«
Das ist eine leichte Frage. Ich kenne die Antwort. Aber ich kann sie ihm nicht sagen.
»Hm. Warum fragst du?«
»Sarah, ich war heute in meinem Büro in L.A., und meine Assistentin saß vor dem PC und ist vor Lachen fast erstickt. Ich fragte sie, was sie da liest, und sie sagte, den Blog dieser Schauspielerin/Kellnerin aus London. Nun, dann habe ich ihr über die Schulter geschaut und was davon gelesen. Es drehte sich alles um mich. Offensichtlich um dich und mich. Wie du zwei unmittelbar aufeinanderfolgende, identische Verabredungen mit dem Vater und dem Sohn hattest. Und alles über den Altersunterschied. Die Markknochen. Es tut mir übrigens leid, dass sie dir nicht geschmeckt haben. Und Maggie! Mein Gott, ich kann nur hoffen, dass sie das nicht liest.«
Ich zucke zusammen. Bei Maggie habe ich Clives Ratschlag, gehässig zu sein, ins Extrem gesteigert.
»Aber ich bin ein Vater, und die Tatsache, dass mir mein Sohn nicht mal sagen kann, dass er schwul ist, tut weh.«
Wieder ein Seufzer. Dann durchbohrt mich sein stählerner Blick. »Ich möchte wissen, ob es stimmt.«
Das geht alles so schnell. Ich kann nicht antworten. Ich muss erst noch die Tatsache verdauen, dass jemand in L.A. meinen Blog liest!
»Ist er das?«, hakt er ungeduldig nach.
»Ja.«
»Gut«, sagt er. Er blickt nach unten. Ich möchte ihn warnen, tue es aber nicht.
»Es tut mir wirklich leid, Eamonn.«
»Ich hatte einen ganzen Flug lang Zeit, über alles nachzudenken. Ich werde Marcus morgen zum Essen einladen und ihn ganz offen darauf ansprechen. Die andere Sache, über die ich nachgedacht habe, und vermutlich bin ich ein alter Narr, dir das zu sagen, aber ich mag dich, Sarah. Ich finde dich lustig und erfrischend und bodenständig, und ich bin süchtig nach deinem Lächeln und deinem Lachen. Ich habe den Blog gelesen. Deine Zweifel wegen des Altersunterschieds kann ich nachvollziehen und auch, dass du mir nichts von deinem Schauspielberuf erzählen wolltest. Ich verstehe auch, weshalb du mit mir nicht über Marcus gesprochen hast. Sarah, ich würde mich sehr gern weiterhin mit dir treffen. Möchtest du das auch?«
»Ja«, sage ich mit einem Lächeln, »ich finde dich toll.«
»Das
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