Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
Kepler direkt in die Augen. "Ich denke, Sie wollten entdeckt werden, deswegen hatten Sie die Glock nicht zusammen mit dem Gewehr versenkt. Sie haben einen bestimmten Drang in sich, und der bestimmt Ihr Handeln."
Kepler erwiderte nichts und Grady sprach weiter.
"Wir hatten Sie irgendwann gefunden und überlegten uns, wie wir Sie rekruti eren konnten. Dass Sie zurück nach Afrika wollten, stand außer Frage, dieser Kontinent lässt niemanden los. Wir brauchten nur einen guten Vorwand, etwas, das Sie berührte." Grady machte eine kurze Pause. "Aber die Dinge, die zusammen gehören, fügen sich letztendlich zusammen. Bald hatte Benjamin erwähnt, dass sein Bruder Ihre Männer eingestellt hat. Danach war es nicht schwierig, Mauto dazu zu bringen, auch Sie herzuholen." Grady machte eine Pause. "Und prompt bewiesen Sie, wie Recht ich mit meinen Vermutungen hatte. Sie machen es einem aber nicht leicht", rügte er. "Das mit dem Mädchen in der Township ist eins, aber was meinen Sie, was es gekostet hatte, die drei Leichen in der Wüste aus der Welt zu schaffen? Oder das Massaker auf der Ranch?" Er sah Kepler schief an. "Wenigstens waren Sie so clever, diese Festplatte abzuliefern, das machte es einfacher, aber meine Güte, Mann."
"Das war Budis Idee, nicht meine", stellte Kepler richtig. "Und wenn das alles Sie so sehr stört, was wollen Sie dann von uns?", fragte er.
"Es stört mich nicht", erwiderte Grady. "Ich habe bewundernd g esprochen."
"Dann müssen Sie an Ihrer Artikulation arbe iten", merkte Kepler an.
"Ich bewundere Sie wirklich", stellte der Direktor klar. "Wollen Sie wissen, warum?", fragte er. "Sie sind nicht von Macht besessen", beantwort ete er die Frage. "Sie haben zwar gern welche, aber es genügt Ihnen, wenn sie dazu ausreicht, dass Sie das machen können, was Sie sich vorgenommen haben."
Es klopfte an der Tür und die Sekretärin trug ein Tablett mit Kaffeegeschirr herein. Kepler sah zu ihr. Er könnte Gradys Blick auch länger standhalten, aber er war froh, einen Vorwand zu haben, woanders hinsehen zu können. Dem Direktor schien es allerdings genauso zu gehen.
Nachdem die Frau gegangen war, beugte Kepler sich vor und füllte drei Tassen. Eine schob er Budi zu, die andere zu Grady, die dritte nahm er selbst. Er trank einen Schluck, lehnte sich zurück und blickte fragend zum Direktor.
"Schmeckt Ihnen der Kaffe?", erkundigte der sich sehr höflich.
"Vorzüglich", antwortete Kepler ebenso.
"Es ist ein besonderer Kaffee. Schmeckt er Ihnen auch, Mister Hassim?"
"Sehr gut", antwortete Budi ruhig. Er nahm einen Schluck, gurgelte kurz und überlegte. "Ein unvergleichlich volles Aroma", resümierte er nachdenklich, "der Geschmack ist sirupartig, nach Schokolade und Karamell, aber ein wenig muffig. Kopi Luwak letzten Jahrgangs?", schätze er. "Oder des vorletzten?"
Von dem teuersten Kaffee der Welt wurden pro Jahr etwa dreihundert Kil ogramm produziert. Die Menge hing vom Appetit der indonesischen Zibetkatzen ab, die Kaffeebohnen fraßen und unverdaut, aber fermentiert ausschieden, was ihren Geschmack nachhaltig verbesserte.
Kepler konnte sich das Lächeln verkneifen, den Direktor hatte Budi unvorb ereitet erwischt, Kopi Luwak konnte er eher unwahrscheinlich am Geschmack erkennen. Dass er sich alles schnell zusammengereimt und die richtigen Schlüsse gezogen hatte, war so unerwartet und beeindruckend, dass der Direktor eine Sekunde lang verblüfft dreinschaute, bevor er sich gefangen hatte.
"Sehr gut, Budi", sagte er anerkennend, wobei er den Namen betonte. "Ko mpliment, Herr Kepler", gratulierte er anschließend.
Kepler nickte mit gleicher sparsam zurückhaltender Geste zurück und nahm einen Schluck. Dass der Inhalt der kleinen Tasse in seiner Hand zehn Dollar kostete, half ihm nicht darüber hinweg, woher der Kaffee kam, aber letztendlich war es doch alles Natur. Budi leerte schnell seine Tasse und bediente sich enth usiastisch erneut aus der filigranen Kanne, die bestimmt ein paar tausend Jahre alt und mit Sicherheit ein Geschenk des chinesischen Botschafters war. Budi klimperte lässig mit dem Porzellan, bevor er sich ebenso wie Kepler zurücklehnte und den Direktor fragend ansah, während er den Kaffee trank.
"Sie beide sind schwer zu beeindrucken", meinte der Chef des Gehei mdienstes.
Ein Punkt für uns, dachte Kepler.
"Wenn Sie eine junge schlanke vollbusige Frau wären", meinte er, "dann wären wir glatt aus dem Häuschen."
"So eine wie Ihre neue Freundin?", fragte Grady annähernd
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