Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
Information über Kobala?", fragte Kepler.
"Zu fünfundneunzig Prozent", antwortete der Direktor.
"Verbindung?"
"Über Ihr Satellitentelefon."
"Die Nummer, unter der ich Sie immer erreichen kann."
Grady nannte sie. Kepler speicherte sie in der Schnellvorwahl seines Satellitentelefons unter der Eins.
" Waffen", verlangte er danach. "Und eine beschusshemmende KMW."
"Smith wird genügend Ausrüstung dabeihaben und vielleicht weitere Inform ationen", antwortete Grady. "Sonst noch etwas?"
"Nein."
"Viel Erfolg", wünschte Grady. "Und auch viel Glück."
Kepler und Budi sahen einander an. Dann nickten sie und gingen hinaus.
Keplers selbstgemachte Kampfmittelweste ging in der Zivilisation als extrav agantes Kleidungsstück durch, aber nur, wenn sie leer war. Mit der Glock darin würde ihn niemand für einen Touristen halten, weder hier und schon gar nicht im Kongo. Für Budi hatte er eben eine KMW bestellt, und die musste ebenfalls verborgen werden. Deswegen kauften er und Budi in einer Shopping Mall zwei weite Jacken, die gut über die Kampfmittelwesten passten. Außerdem waren sie hellgrau und hatten Manschetten an den Ärmeln, am Kragen und am Bund. Beide Merkmale waren in den Gegenden, in denen Anophelesmücken die Malaria tropica übertrugen, ein besserer Schutz gegen die Insekten als jedes Spray.
In der Apotheke in der ersten Ebene des Kaufhauses kauften sie Tabletten gegen Gelbfieber, Ruhr und Meningokokken-Krankheit.
" Kondome, mein paarungsfreudiger Colonel?", erkundigte Budi sich auf dem Weg zur Kasse und deutete auf das entsprechend bestückte Regal.
" Erwähne noch Viagra ", warnte Kepler ihn unheilvoll.
"Das Zeug brauchst du nicht", meinte Budi ungerührt.
Die ersten Tabletten für die Prophylaxe schluckten Kepler und Budi noch in der Apotheke. Das Malarone gegen Malaria verursachte bei ihnen sofort eine Magenverstimmung. Sie schafften es gerade noch bis zur Buchhandlung in der zweiten Ebene, rannten auf die Toilette und mussten sich übergeben.
Anschließend kaufte Kepler zwei Sprachführer. Es gab nur Bücher für Touristen, aber Suaheli und Lingala, die in Kongo neben Französisch gesprochen wurden, waren wie iXhosa Bantusprachen. Kepler hoffte, dass ihm das helfen würde, ein Gefühl für die Grammatik zu bekommen. Sehr zuversichtlich war er trotz seiner Sprachbegabung nicht. Auch wenn er sich schnell einen großen Wortschatz aneignen konnte, solange er nicht wusste wie die Laute ausgesprochen wurden, würde er nicht weit damit kommen. Und Tonträger gab es für die beiden Sprachen leider nicht zu kaufen.
Danach ging Budi in die Apotheke, um ein anderes Malariamedikament zu besorgen. Kepler versuchte währenddessen Spoon anzurufen. Sie ging aber nicht ans Telefon. Deswegen fuhren Kepler und Budi zum Polizeipräsidium.
Die MSS-Marke wirkte auf zweierlei Art. Niemand mochte Geheimdienstagenten, der Polizist an der Information blickte recht gallig auf den Adler. Aber er erklärte Kepler dennoch ziemlich respektvoll, wo er Spoon finden konnte.
S ie saß gebeugt an einem Tisch vor einer aufgeschlagenen Akte und stütze den Kopf mit beiden Händen. Spoon machte einen konzentrierten Eindruck und sie hatte ihre geschlossenen Augen gut mit den Händen abgeschirmt. Kepler sah dennoch, dass ihre Wimpern sich nicht bewegten. Spoon schlief.
Kepler ließ sich auf den Stuhl vor ihrem Tisch fallen. Spoon schreckte auf, dann lächelte sie verlegen, fing sich aber schnell.
"Was tust du hier?" , fragte sie dennoch erstaunt.
"Dir einen Kaffee ausgeben", antwortete Kepler. "Mach eine Pause, wir haben etwas zu besprechen, dann kannst du weite rschlafen."
Spoon lachte und ging zur Einsa tzzentrale, um sich abzumelden.
Gleich gegenüber dem Präsidium gab es ein Café. Budi holte drei doppelte Espresso. Nach zwei großen Schlucken blickte Spoon fast munter.
"Oh je, war das eben peinlich", meinte sie schuldhaft.
"Hat niemand mitgekriegt", beruhigte Kepler sie.
"Von wegen. Der Sardg in der Zentrale hat ziemlich fies gegrinst."
"Vielleicht, weil es beweist, dass du tatsächlich ein Mensch bist."
"Du verstehst es, ein Mädchen aufzumuntern", entgegnete Spoon sarkastisch und sah an sich herunter. "Wie sehe ich überhaupt aus?"
Kepler musterte sie. Sie trug wieder eine Hose und ein Jackett, mit einem weißen Hemd darunter. Sogar in dieser Kleidung, die sie sehr korrekt wirken ließ, sah sie sehr weiblich aus, nicht einmal die Polizeimarke und die RAP-401 an ihrem Gürtel minderten diesen Eindruck.
"Lecker"
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