Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
rollte das Flugzeug aus dem Hangar. Über dem Durchgang leuchtete das Anschnallzeichen auf.
Die G550 wendete am Ende der Startbahn, dann musste sie warten, bis eine Boeing der AeroAfrica gestartet war. Danach beschleunigte die Gulfstream und erhob sich in die Luft.
Hinter den Fenstern wurde es immer heller, bald war das Licht draußen genauso intensiv wie die indirekte Kabinenbeleuchtung. Das Anschnallzeichen erlosch und Smith löste seinen Gurt. Er öffnete die kleine Bar, die sich neben seinem Sitz befand, und holte eine Flasche Scotch heraus. Er goss ein Glas ein, machte es sich in seinem Sessel gemütlich und blickte Kepler abwartend an.
In diesem Moment verstand Kepler, wie wenig hier von ihm selbst a bhing und wie viel von anderen. Er war auf den Direktor und auf den Mann ihm gegenüber angewiesen, wollte er das hier überleben. Bis zu dem denkwürdigen Gespräch beim MSS hatte er wirklich geglaubt, er hätte sein Leben größtenteils selbst im Griff. Dass das Glück dabei ein entscheidender Faktor gewesen war, wusste er, und er akzeptierte das. Dass allerdings sehr viel von anderen Menschen abhing, von Dingen, von denen er nicht einmal ansatzweise eine Ahnung hatte, ließ ihn zweifeln. Nicht an sich oder seinen Fähigkeiten, sondern an den eigenen Möglichkeiten. Und auf jemanden angewiesen zu sein, das hatte er noch nie gemocht. Dennoch war es wieder einmal so.
"Der Direktor hat uns Infos versprochen", sagte er.
"Er hat sich darum bemüht", versicherte Smith ihm. "Aber er kann Ihnen nicht mehr sagen, als er es schon getan hat."
" Weil ihm nur die Geheimhaltung wichtig ist?"
" Die ist sehr wichtig", erwiderte Smith nachdrücklich, "aber sollte er neue Erkenntnisse bekommen, wird er sie euch zukommen lassen, direkt oder über mich." Der Waffenhändler schwieg kurz. "Joe, er tut wirklich alles, damit ihr eine Chance habt, am Leben zu bleiben."
"Meinst du?"
Im Niederländischen ging man zum du über, wenn eine gewisse Vertrautheit da war, im Afrikaans geschah es noch schneller. Und Smith schien aufrichtig zu sein, soweit das bei einem Waffenhändler möglich war. Kepler lächelte in sich hinein. Er als Killer frage sich, ob er einem waffenhandelnden Geheimdiensthandlanger vertrauen konnte. So weit war es mit dieser Welt gekommen.
"Ja, das tue ich", antwortete Smith und sah ihn an, während er die Reste seines Drinks mit einer geistesabwesenden Bewegung im Glas schwen kte.
Kepler sah ihm in die Augen, dann ni ckte er.
"Wie genau kommen wir rein und raus?"
"Wir fliegen nach Kinshasa ", begann Smith. "Dort wird das Flugzeug aufgetankt und wir fliegen nach Kalemie in der Provinz Katanga. Ihr geht nach Bukavu und führt den Auftrag aus. Dann kommt ihr zurück und wir fliegen heim."
"Es sind dreihundert Kilometer zwischen Kalemie und Bukavu", sagte Kepler erbost. "Warum landen wir nicht in Kavumu? Von dort bis Bukavu sind es fünfzig Kilometer, die wir mit dem Blick über die Schulter schaffen müssen."
"Schon", gab Smith ruhig zu. "Aber man kennt mich dort. Was meinst du, was passiert, wenn mein Flugzeug da landet und die Gefangenen kurz darauf befreit werden? Ganz davon abgesehen, dass ich dann dort nie wieder Geschäfte m achen kann, wäre die Geheimhaltung hin. Südafrika darf nicht in Verbindung mit der Aktion gebracht werden und wir exponieren uns so schon zu viel." Er schwieg und sah Kepler bittend und versöhnlich, aber entschlossen an. "Und wegen der Coltan-Minen sind die Kontrollen dort viel schärfer als sogar in Kinshasa. Wenn man euch schnappt..." Er beendete den Satz nicht. "Kalemie liegt in einer anderen Provinz und ich habe Vorkehrungen getroffen, damit unsere Landung dort einen legitimen Anschein hat. In vier Tagen lande ich wieder dort und werde durch Suff und sexuelle Zügellosigkeit genug Zeit schinden, um auf euch warten zu können, aber ich kann nur nach Kalemie, auf keinen Fall woanders hin", stellte er unmissverständlich und endgültig klar. "Beeilt euch. Zum einen wegen der Chinesen, zum anderen damit wir ungestört abhauen können. Wenn ihr den Rückweg antretet, ruft an. Und nochmal, wenn ihr fünf Stunden vor Kalemie seid. Dann kann das Flugzeug sofort starten sobald ihr da seid."
"Okay. Hast du eine Karte von der Gegend?"
Nachdem der Waffenhändler ihm eine gereicht hatte, studierte Kepler sie schnell, aber eingehend eine halbe Stunde lang, dann hob er den Blick.
"Wie sind die Straßen?"
"Bleibt auf Nebenstrecken", riet Smith. "In der Gegend wimmelt es von Bewaffneten
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