Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
klemmte Kepler einen Stuhl unter die Türklinke und ging duschen. Er machte es schnell, nicht nur sein Körper brauchte Pflege.
Der Bundeswehrrucksack war gut, aber dem Regen von letzter Nacht war er nicht gewachsen. Doch immerhin hatte er die Dinge in seinem Innern vor vollständigem Auflösen bewahrt. Kepler putzte sie trocken. Danach legte er die Granaten, die Munition und alles andere, das er nicht umgehend brauchte, in den Safe, der sich im Kleiderschrank befand. Das MSG passte nicht hinein. Kepler verfrachtete das Gewehr auf den Schrank und zwängte seine Weste in den Safe.
Danach legte er sich mit der Glock in der Hand auf das Bett. Wahrscheinlich war es zu weich und zu bequem, es kam ihm unnatürlich vor. Wohl deswegen schlief er nicht sofort ein. Oder er konnte es nicht, weil er zu viel nachdachte.
Sein Plan hatte mehr oder minder gut funktioniert, er und Budi waren in Bukavu angekommen. Über die weitere Vorgehensweise schwieg der Plan sich mangels Existenz aus. Jetzt war es an der Zeit, diese Vorgehensweise festzulegen.
Zweitens mussten sie die Geiseln finden. Gedanken über den Rückweg mus sten sie sich machen noch bevor sie wussten, wie es um die Geiseln stand.
Die Anspannung, die Kepler seit dem Aufbruch aus Südafrika hatte, gefiel ihm einerseits. Andererseits nicht. Es gab zu viele Aspekte, die er nicht kannte. Er war einfach gestrickt. Die Kreativität bei der Ausführung einer Aufgabe reichte ihm aus, die Planung überließ er lieber anderen. Den Drogenhändler in Al Muglad, den Ingenieur in al-Ubayyid und den Minister in Obdurman zu eliminieren war einfacher gewesen. Auch bei anderen ähnlichen Einsätzen hatte Kepler sich zwar ebenfalls auf feindlichem Terrain befunden, aber auf so etwas war er spezialisiert – solange seine Ziele klar definiert waren. Jetzt war alles vage, und er und Budi waren weit vom sicheren Rückzugsraum entfernt.
Bei der Bundeswehr hatte Kepler sich nie hochdienen wollen, ebensowenig bei Abudi. Nicht, weil er sich das nicht zutraute. Der Grund war viel profaner, er scheute jegliche Verantwortung. In Deutschland war ihm das Drücken davor halbwegs gelungen, im Sudan weniger. Aber dort waren es wenigstens Soldaten gewesen, auf hilflose Zivilisten aufzupassen hatte Kepler seit Katrin gänzlich und überhaupt keine Lust. Er war diesem Vorsatz mit Galema ein einziges Mal untreu geworden, und das hatte ihm genau das hier eingebracht. Innerlich hoffte er, die Geiseln wären tot, sodass er und Budi leise verschwinden konnten.
Solange das nicht geklärt war, mussten sie weitermachen. Aber als Angler konnten sie keinen zweiten Auftritt wagen, es musste eine andere Tarnung her.
64. Der Orchids Safari Club bot exzellenten Service. Pünktlich zum versprochenen Zeitpunkt brachte ein Zimmermädchen die vorzüglich gereinigte Kleidung und die geputzten Stiefel.
Bei hundert Dollar pro Nacht war auch nichts anderes zu erwarten. Für dieses Geld mussten die meisten Kongolesen zwei bis drei Monate lang schuften.
Die adrett gekleidete junge Schwarze blinzelte überrascht, als Kepler ihr nur mit der Unterhose bekleidet die Tür öffnete. Vom kurzen Schlaf mehr demoliert als erfrischt, war er nur froh, dass er daran gedacht hatte, die Glock unter das Kissen zu stecken. Die Frau zwängte sich an ihm vorbei, legte seine Kleidung ordentlich auf das Bett und stellte die Schuhe davor. Sie richtete sie exakt aus, bevor sie aufstand und einen vollendeten Knicks machte. Kepler war trotz seiner Benommenheit beeindruckt. Er machte der Frau ein Zeichen, damit sie wartete, holte aus dem Schrank einen Geldschein und reichte ihn ihr. Zu dem Zeitpunkt war er wach genug zu merken, dass die Frau ihn verstohlen musterte. Sie lächelte ihn kokett an, dankte und ging. Kepler rieb über seine Wangen. Sie waren borstig. Er warf einen Blick auf das Bett, seufzte und ging ins Badezimmer.
Budi hatte sich bestimmt wieder hingelegt nachdem er seine Kleidung in Em pfang genommen hatte, er öffnete trotz des nachdrücklichen Klopfens nicht. Nach zwei Minuten war Kepler im Begriff, die Tür mit dem Fuß zu öffnen, da ging sie auf und Budi grinste ihn munter an. Er hatte sich nicht einfach nur rasiert, seine Wangen glänzten geradezu. Kepler unterließ die Mutmaßungen darüber, warum wohl. Er fühlte sich noch zu schlaff, um über das Zimmermädchen zu reden.
E s war schon kurz vor zehn, trotzdem frühstückten noch sehr viele gutsituiert aussehende Geschäftsleute auf der Hotelterrasse. Sie sahen Kepler und
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