Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
Budi nur beiläufig an. Das Hotelpersonal widmete sich ihnen dagegen sehr aufmerksam.
Obwohl Huhn ihm schon quer im Hals steckte, wählte Kepler wieder Piri-Piri, er kannte andere Gerichte auf der reichhaltigen Speisekarte nicht. Auf Exotik hatte er keine Lust, er wollte einfach nur schnell satt werden. Er bestellte das Huhn möglichst knusprig und bat um Kaffee.
Sowohl die Qualität des Essens, als auch die schnelle und zuvorkommende Bedienung und der leckere Kaffee machten dem Hotel alle Ehre.
Aber einen Mietwagen zu besorgen lag außerhalb der Möglichkeiten des Ha uses. Man klärte Kepler auf, dass Verleihfirmen nur in Kinshasa ihre Dienste anboten, wo es Touristen gab. In Bukavu war höchstens ein Taxi möglich, aber es würde sehr lange dauern, den Preis müsste man selbst aushandeln und in Dollar bezahlen. Kepler und Budi zogen zu Fuß los.
Sie konnten niemanden danach fragen, was sie wissen wollten, sie mussten es indirekt in Erfahrung bringen. Deswegen durften sie nicht auffallen, während sie nach den nötigen Informationen suchten.
Wie Fliegen, die sich nicht versteckten, sondern wie Wespen aussahen, mus sten Kepler und Budi sich anders präsentieren. Das war keine Tarnung, sondern Mimikry. Und wie die besagten Fliegen sich nicht für Drachen ausgaben, verzichtete auch Kepler bewusst auf Anzüge. Zu suggerieren, er und Budi seien Geschäftsleute, könnte dazu führen, dass jemand sie darauf ansprach. Sich für Einheimische auszugeben war allein aufgrund von Keplers Hautfarbe und Budis nicht vorhandenen Sprachkenntnissen unmöglich. Also zeigten sie offen, dass sie hier fremd waren. Mit ihren hochwertigen Jacken, Hosen und Stiefeln sahen sie wie gut bezahlte technische Mitarbeiter einer ausländischen Firma aus. Solche gab es in jeder wirtschaftlich bedeutenden Stadt in Afrika und sie fielen nicht auf. Kepler und Budi tauchten in den Wirrwarr von Bukavu ein.
Zuerst gingen sie zur President-Mabuto-Avenue. Dort hatte Kobala in einer luxuriösen Villa sein Hauptquartier eingerichtet. Kepler und Budi umrundeten das Gebäude mehrmals und gingen, bevor sie den Wachen auffielen.
Sie zogen in Spiralen durch Bukavu und prägten sich die Gegebenheiten der Straßen ein, um zu wissen, wohin sie rannten, sollten sie es hier müssen.
Sie sahen hin und hörten zu. Es war eine mühsame Weise, Informationen zu sammeln. Aber auch wenn es nicht die effizienteste Art war, sie ermöglichte das, was für einen Scharfschützen das Wichtigste war – das richtige Gefühl für seine direkte Umgebung zu bekommen.
Zweitausendvier hatte Laurent Nkunda die Stadt nach blutigen Auseinandersetzungen mit Regierungstruppen seinen Freischärlern für drei Tage zum Plündern überlassen. Zehntausende Frauen wurden vergewaltigt, ein Teil der Bevölkerung massakriert. Nkunda wurde seitdem zwar von der UNO als Kriegsverbrecher gesucht, aber so wirklich unternahm niemand den Versuch ihn zu fassen. Die Wunden dieser Grausamkeit schienen mittlerweile halbwegs verheilt zu sein, aber immer noch fielen Banden in die Vororte ein, raubten Hab und Gut und verschleppten Frauen, die gar nicht oder halbtot vergewaltigt zurückkehrten.
In anderen Stadtteilen sah man vom Krieg überhaupt nichts. Hier standen die exzellent restaurierten Behausungen belgischer Kolonialherren. Das Strahlen ihrer Fassaden mischte sich mit dem Glanz von neuesten Geländewagen. Wie überall in Afrika grassierte direkt neben den prächtigen Häusern das Elend.
Die Menschen litten an Unterernährung, Malaria und Pest. Wenn sie kein Geld hatten, mussten sie im Krankenhaus die Nähmaschine der Familie abgeben, d amit sie behandelt wurden. Viele starben, weil sie kein Geld hatten, und keine Nähmaschine. In der kongolesischen Verfassung gab es vierzehn Grundartikel, aber für die Menschen war nur der Artikel 15 von Bedeutung, der nicht geschriebene, aber der in der Realität einzig wirkliche – sieh selbst zu, wie du zurechtkommst. Doch sehr viele kamen damit nicht zurecht.
Ein Bettler sprach Kepler an, als er und Budi durch einen Markt gingen. Kepler wollte den Mann abweisen, als sein Satellitentelefon klingelte.
"Hallo, Joe", grüßte Grady ihn knapp. "Alles klar?"
"Soweit."
"Schön", meinte Grady. "Ich habe eine Information für Sie."
"Endlich", brummte Kepler, aber erfreut.
"Sie haben noch höchstens vier Tage , um die Geiseln zu befreien."
"Worauf beruht diese unpräzise Zeitangabe?", wollte Kepler wissen.
"Das ist eine Schätzung", wich Grady aus.
"Direktor",
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