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Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Titel: Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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begann Kepler erbost. "Wir sind erst vor acht Stunden in Bukavu angekommen – wegen der Geheimhaltung. Wegen ihr sind wir fast erschossen worden, dann sind wir fast ersoffen und haben einen Unfall gehabt. Und ich kann zwar an meinem Finger saugen, Sir, aber wenn dabei etwas Vernünftiges herauskommen soll, müssen Sie mir schon helfen. So präzise wie möglich."
    "Ich denke mal nach", murmelte Grady. "Also, die Regierung hat den Chinesen eine umfassende Zusammenarbeit im Kongo angeboten. Die Mine wurde nicht erwähnt, und die Chinesen können die Männer nicht sofort holen, denn dann hätten die Verhandlungen keinen Sinn. Sie würden sie abbrechen und das würde uns zeigen, dass sie uns hintergehen. Damit würden die Chinesen andere Aspekte unserer Beziehungen mit ihnen gefährden. Sie müssen zum Schein verhandeln, um Zeit zu schinden. Deswegen hatten wir die Zeit, unsere Leute unauffällig in die DRK einzuschleusen. Die Chinesen werden die Verhandlungen eine Zeitlang weiterführen. Aber irgendwann werden sie merken, dass wir sie hinhalten. Und trotz der Risiken mit einem durchgeknallten Rebellenführer – Kobala zu bezahlen würde sie weniger kosten, als das Geschäft mit uns. Bald werden sie die Verhandlungen mit uns abbrechen und Kontakt zu Kobala aufnehmen. So, und ich weiß, wer von uns mit ihnen gerade verhandelt, deswegen haben unsere Leute in Bukavu...", seine Stimme wurde lauter, "Joe, Sie haben noch höchstens vier Tage, um die Geiseln zu befreien. Diesen Tag miteingeschlossen."
    "Okay", erwiderte Kepler. "Wie gewaltbereit sind die Chinesen?"
    "Nicht weniger als wir", antwortete der Direktor des MSS ehrlich.
    "Wir werden Geld für die dreihundert Kilometer brauchen", sagte Kepler.
    "Anruf genügt", versicherte Grady ihm.
    "Gut."
    "Viel Erfolg."
    Kepler legte auf.
    Budi hatte den Bettler schon verjagt, und Kepler gab ihm das Gespräch mit Grady wieder. Währenddessen sah er zum Stand, neben dem sie standen.
    Das Essen, das dort angeboten wurde, schien mehr die Gefahr krank zu werden zu f ördern als den Hunger stillen zu können. Kepler und Budi kauften trotzdem zwei halbherzig gebratene Hühner. Einfach, damit die erschöpfte Frau am grob aus alten Brettern gezimmerten Stand wenigstens etwas verdiente.
    Kepler und Budi gingen weiter, um Bukavu noch mehr kennenzulernen.
    Es waren auch hier wieder einmal die Frauen, die ihre Familien ernährten. Sie kauften Ware auf Kredit bei Großhändlern und veräußerten sie am Markt zu gerade so knapp kalkulierten Preisen, dass sie das Abendessen bezahlen konnten.
    Denn Arbeit für Männer gab es fast nur in den Minen. Die Besitzer bestimmten den Lohn nach ihrem Wunsch dessen, was sie selbst verdienen wollten. Und in letzter Zeit war der Preis für Coltan gefallen. Früher wurde ein Kilo für 145 Dollar verkauft, jetzt unter fünf. In den Dörfern, in denen nach Gold gegraben wurde, arbeiteten alle zwischen zehn und vierzig in den Minen, um zu überleben.
    V iele der Männer, die keine Arbeit hatten, lebten völlig passiv dahin, ohne etwas für das eigene Überleben zu tun. Solche wurden warum auch immer wie die Fischspeise Zuk O'lye genannt, und brachten ihre Tage damit zu, vor Läden auf kaufkräftige Kunden zu lauern, um von ihnen Alkohol zu erbetteln. Viele kamen so auf mehrere Gläser Kanyanga pro Tag. Und lebten im Vergessen.
    Dass sie nichts für ihre Familie taten. Dass niemand etwas für sie tat. Dass um sie herum nebenbei der Krieg tobte.
    Die Kämpfe zwischen den vielen Rebellengruppierungen hielten an. Um sich vor Plünderungen zu schützen, lebten die Bauern auf den Feldern. Aber auch dort wurden sie überfallen. Frauen wurden oft am Leben gelassen, aber nur, um sie zu vergewaltigen. Männer brachte man meist sofort um, wenn sie kein Geld hatten. Außerdem kassierten die Bewaffneten enorme Wegzölle auf den sowieso fast unpassierbaren Straßen, auf denen mal die absolut notwendigen Güter in die Dörfer durchkamen. Als Folge herrschte Landflucht, fruchtbare Äcker wurden verlassen, Tiere geschlachtet. Daraus resultierten Hungersnöte, Menschen flüchteten in die Städte. Dort stieg die Arbeitslosenzahl, die Armut der Flüchtenden und die der Städter verschmolz miteinander.
    Kepler und Budi schenkten ihre Hühner gerade einem Kind, als sie jemanden Deutsch sprechen hörten. Ein erschöpft wirkender Mann redete verbittert auf einen anderen Mann ein, der allem Anschein nach erst vor kurzen in Bukavu angekommen war. Kepler und Budi folgten den beiden

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