Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
leises Rascheln und richtete die Glock sofort dahin. Es war eine ausgemergelte Katze, die zwischen den Bäumen schlich. Es war wie bestellt. Kepler feuerte drei Schüsse in schneller Folge ab, die die Katze regelrecht zerrissen. Die Wirkung dieser Handlung war auf den Gesichtern der Jugendlichen deutlich abzulesen, obwohl diese Kinder eigentlich nichts anderes als Gewalt in ihrem Leben kannten. Es war Furcht, verstärkt dadurch, dass sie sich verrechnet hatten.
"Du willst also Geld", sagte Kepler und richtete die Glock auf den Anführer.
Der versuchte zu verneinen, während er aus aufgerissenen Augen in die Mü ndung blickte. Von seiner selbstgefälligen Lässigkeit war nichts mehr übrig. Kepler ging zu ihm und drückte den Schalldämpfer gegen seine Stirn. Er wartete einige Augenblicke, dann nahm er die Waffe langsam herunter.
"Wenn ich von dir das kriege, was ich brauche, gebe ich euch Geld."
"Und was willst du?", stotterte der Junge.
"Ein Auto mit Allradantrieb. Kannst du mir schnell ein solches besorgen?"
"Ja", antwortete der Junge erleichtert. "Ganz schnell, ganz bestimmt."
"Du bleibst am Leben", beglüc kwünschte Kepler ihn.
Er steckte die Glock ein und holte das Geldbündel hervor. Deutlich, damit der Anführer es sehen konnte, hielt er das Bündel vor sich hin, während er bedächtig die Fingerkuppen seiner linken Hand benetzte und einen Fünfziger abstreifte.
"Das Auto brauche ich morgen früh."
"Kriegst du", versprach der Junge ohne die Augen vom Fünfziger zu wenden.
Kepler reichte ihm die Bankn ote.
"Anzahlung", sagte er. "Wenn das Auto gut ist, gebe ich dir tausend Do llar."
"Tausend Dollar", echote der Junge mit Verträumtheit in den Augen.
"Tausend Dollar", bestätigte Kepler deutlich und hielt den Geldschein fest, als der Junge danach griff. "Wenn du mich aufs Kreuz zu legen versuchst, töte ich jeden von euch. Mit dir und mit ihm", er deutete auf den Kleinen, "lasse ich mir viel Zeit." Er fragte nicht mehr, ob soweit alles klar war, er sah in den Augen des Jungen, dass dem so war. Er ließ den Fünfziger los. "Hast du ein Handy?"
"Ja", antwortete der Junge ratlos. "Warum?"
"Gib her", befahl Kepler. "Wenn du das Auto hast, rufst du mich an."
Der Junge sagte schnell etwas zu einem anderen. Der reichte Kepler daraufhin ängstlich ein Mobiltelefon. Kepler steckte es ein.
"Mein Angebot gilt bis elf Uhr", sagte er.
"Ich melde mich um acht", versprach der Junge. "Spätestens."
"Fantastisch ", meinte Kepler. "Und jetzt verpisst euch."
Die jungen Räuber verschwanden zügig zwischen den Bäumen. Budi steckte seine Glock ein, dann gingen Kepler und er schweigend weiter.
6 6. Das Restaurant, das quasi als Börse im Luftfrachtgeschäft fungierte, lag hinter einem Park am Ufer der Baie De Nyofu. So idyllisch schön der Blick auf die Bucht war, so schlicht und ergreifend widerlich offenbarte sich das Lokal.
Draußen lag das nackte Leben in den letzten Zügen und kämpfte verzweifelt um die Existenz. Drinnen war die Atmosphäre so, wie Kepler sie sich in der K olonialzeit vorstellte. Schnörkellos und adrett gekleidete Schwarze bedienten die Gäste, die sich frivol und arrogant benahmen. Die kongolesischen und ruandischen Geschäftsleute trieben es noch dekadenter als die Weißen, und blickten von oben herab auf ihre weniger privilegierten Landsleute.
Was Kepler dabei verwunderte, war, dass die Angestellten dieses Verhalten förmlich erwarteten. Er bat einen Kellner höflich um ein en Rat bei der Wahl des Essens und sah ihn an, als der Mann ihm die Gerichte erläuterte, bedankte sich und bestellte das Empfohlene. Der Kellner sah ihn dabei perplex an und tuschelte mit einem anderen, als er zur Küche ging. Beide sahen abschätzend zu Kepler und Budi. Als der Kellner die Getränke brachte, tat Kepler wie andere Gäste, wie ein typischer mzungu , ein weißer Mann, als ob der Kellner eine niedere Kreatur wäre. Daraufhin zog der Kellner zufrieden von dannen.
Nach dem Essen gingen die meisten Gäste in den Salon. Anstatt dort wie zu Kolonialzeiten eine Zigarre zu rauchen, machten sie emsig Geschäfte. Und dank der Moderne frönten sie den Frauen nicht so verschmäht wie früher.
Eigentlich waren es noch Mädchen, die sich hier prostituierten. Die Selbstve rständlichkeit, mit der die Männer damit umgingen, machte Kepler rasend. Die Mädchen waren jung, vierzehn bis siebzehn Jahre alt. Kepler roch den ekligsüßlichen Geruch von Haschisch, das diese Kinder hemmungslos mit den Erwachsenen
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