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Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Titel: Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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zusammen rauchten. Sie tranken Alkohol mit Männern, die ihre Väter sein könnten. Die meisten dieser Kinder trugen dünne, aufreizende Kleider, die ihre noch unreifen Körper hemmungslos enthüllten.
    Das Rindfilet hatte Kepler und Budi vorzüglich geschmeckt, steckte ihnen aber jetzt quer im Hals. Mit der Qualität der Speise hatte das nichts zu tun. Kepler und Budi wollten nur noch weg hier, aber sie mussten ihre Mission erfolgreich zu Ende bringen. Sie gingen an die Bar.
    Kepler brauchte einen bestimmten Menschentyp, und obwohl an der Bar nur wenige Menschen waren, sah er mehrere Männer, die seinen Kriterien entsprachen. Er und Budi stellten sich an die Theke, bestellten Bier und tranken es gemächlich. Nach einigen Minuten beachteten die anderen Besucher sie nicht mehr. Kepler sagte Budi, er solle zur Toilette gehen. Sobald sein Freund weg war, ging Kepler zu dem Weißen, der nicht einmal kurz aufgeblickt hatte, und sonst völlig in sein Bier vertieft dasaß. Der Mann trug zwar eine Krawatte, sein Anzug hatte jedoch den Schnitt einer Uniform und neben seinem Arm lag eine Schirmmütze mit goldener Kokarde, die stilisierte Schwingen darstellte.
    Der Mann sah slawisch aus und war etwas älter. Mehr als Pilot zu sein hatte er in seinem Leben anscheinend nicht. Genau das hatte Kepler gesucht – absolute Gleichgültigkeit und Verachtung sich selbst und der Welt gegenüber. Solche ermatteten Glücksritter traf man immer in Häfen und Orten wie dem hier.
    Oder die Typen waren auf seltsamen Mi ssionen quer durch Afrika unterwegs.
    Als Kepler sich auf den Hocker neben dem Piloten setzte, sah der Mann ihn mürrisch an und schüttelte abweisend den Kopf.
    "Ich kaufe nichts", sagte er auf Englisch.
    Der Akzent und der Satzaufbau waren unverwechse lbar.
    " Ich will dir nichts verkaufen, Kolja", erwiderte Kepler auf Russisch.
    Der Mann stierte ihn verwundert an.
    Er war beim Militär gewesen, bevor er in die zivile Luftfahrt gewechselt hatte, und beim sowjetischen Militär war es eine Zeitlang üblich, den eigenen Namen auf die Hand zu tätowieren. Bei dem Piloten standen die Buchstaben der Kurzform seines Namens auf den Fingern der rechten Hand. Er hatte mal versucht, sie zu entfernen, aber die Tinte war noch da, wenn auch blass. Die Tätowierung war ein Teil dieses Mannes, er hatte sie vergessen.
    Kepler zwinkerte ihm zu deutete mit den Augen auf seine Finger. Der Russe sah hin und lächelte verlegen. Dann wurde sein Blick misstrauisch.
    "Klassen, Iwan Egorowitsch ", stellte Kepler sich vor.
    Seinen Akzent hörte j eder russische Muttersprachler sofort und ganz klar. Um ihn zu erklären, erfand Kepler sich zügig eine neue Identität. Als Grundlage benutzte er das Wissen über einen Kameraden bei der Bundeswehr.
    Sehr viele Aussiedler hatten in Russland das Plautdietsch gesprochen, Russisch hatten sie erst gelernt, als sie in die Schule gekommen waren. Wenn sie in Russland nicht gerade in einer großen Stadt gelebt hatten, hörte man ihnen den ostniederdeutschen Dialekt deutlich an.
    "Deutscher? ", fragte der Russe entspannter nach. "Aus Kasachstan?"
    "Kirgisien", antwortete Kepler. "Dorf Tellmann, sagt dir das etwas?"
    "Nein."
    "Ist auch ganz klein."
    "Skalkin Nikolai Petrowitsch", erinnerte der Pilot sich an die Höflichkeit und reichte Kepler die Hand. "Arbeitest du für die GTZ?"
    " Nein, ich bin nicht nach Deutschland ausgewandert", antwortete Kepler leichthin. "Meine Arbeit gefällt mir und dort würde ich eine solche nie kriegen."
    Die Skepsis des Russen kehrte augenblicklich zurück.
    "Welche Arbeit soll das denn sein?", erkundigte er sich argwöhnisch.
    Wie es jetzt war, wusste Kepler nicht genau. Zu Sowjetzeiten hatten die Russlanddeutschen es schwer gehabt, sich in der Gesellschaft zu etablieren. Aber manche, trotz ihres Akzents und obwohl sie ihre deutsche Namen nicht gegen russische getauscht hatten, waren Chefs von großen Zeitungen und Rüstungsfabriken geworden. Und Testpiloten bei der Luftwaffe.
    "Dinge in Erfahrung bringen", antwortete Kepler.
    Der Russe überlegte nur kurz. Ein Berufsmilitär erkannte einen anderen meist sehr schnell. Der Pilot blickte ihm in die Augen. Der Mann war nicht erschrocken, aber er wusste nicht, woran er war, und er konnte die Situation nicht einschätzen. Er dachte wohl, Kepler würde für einen russischen Großindustriellen arbeiten, damit eigentlich für die Mafia. Aber so etwas fragte man nicht geradeheraus. Das erfuhr man über Antworten auf andere Fragen.
    " Bist du

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