Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
durch, bevor er den Blick hob.
"Z ufrieden?"
"Ja , das war wirklich gut", antwortete Kepler beeindruckt.
"Danke ." Galemas Mund lächelte ihn an, die Augen nicht. "Es tut mir so Leid wegen Sue", flehte er plötzlich fast.
"Muss es nicht", erwiderte Kepler. "Sie bringt schon paar richtige Ansichten in diese Familie. Passen Sie nur auf, dass sie nicht übertreibt. Gehen Sie in gewissen Dingen mit ihr so um wie mit Rebecca eben, und es wird gut funktionieren."
"Welche Ansichten?", staunte Galema. "Eigentlich ist sie schwach, sie hat Angst. Und im Grunde ist sie nicht besser als wir", fügte er unsicher hinzu.
"Wenn man mir die Waffe und meinen Körper wegnimmt, was bin ich dann wohl?", fragte Kepler. Galema sah ihn stutzig an und er beantwortete die eigene Frage selbst. "Gar nichts bin ich dann." Er machte eine Pause. "Mauto, Sue ist härter als wir beide zusammen und sie hat weniger Angst als wir beide." Er lächelte bitter. "Sie ist nicht nur hart, sie ist stark. Dieser Mörder hat ihr den Mann genommen, aber sie ist Mensch geblieben."
Galema sah ihn gequält an.
"Einen Tag, nur einen Tag später hätte ich David angerufen und ihm gesagt, er soll hierhin ziehen, damit wir wieder eine Familie sind."
"Sie haben eine Familie, Mauto", sagte Kepler. "Machen Sie das Beste draus."
Er ging ins Büro, löste Sahi ab und rief Budi an.
Der Sudanese hörte ihm erstaunt zu, als er ihm das Gespräch mit Sue wiedergab. Nachdem Kepler fertig war, kauerte Budi einige Minuten lang in apathischer Regungslosigkeit in seinem Sitz und blickte schwermütig vor sich hin.
" Hat sie Recht, Sir?", fragte er angespannt. "Haben wir gemordet?"
E r akzeptierte die Tatsachen, aber er wollte wissen, ob die Veränderungen in seinem Leben durch die Willkür von Sue bedingt waren oder die gerechte Strafe für das was er getan hatte. Kepler und er hatten vier Menschen getötet, und zwar in der Überzeugung, das richtige zu tun. Dennoch hatten die Konsequenzen dessen ihr Leben radikal verändert.
"Budi, es gibt einen lateinischen Spruch, der früher die Eingänge zu anatom ischen Sammlungen zierte. Er lautet – Hic Locus est, ubi mors gaudet sucurrere vitarn – das ist ein Platz, wo der Tod frohlockt, während er dem Leben dient", sagte Kepler. "Sue ist ein guter Mensch, aber jemand kann nur dann der Gewalt abschwören, wenn andere sie für ihn ausüben. Das kannst du Sue sowenig begreiflich machen, wie William Wordsworths Ferse über blassgelbe Narzisse einem blinden Maulwurf erklären. Sue kann jetzt viel Gutes machen. Solange sie das tut, juckt es mich nicht, was sie über mich denkt." Er sah Budi an. "Vergiss ihre Sichtweise niemals, aber entweder ist es auch deine – oder nicht." Er atmete durch. "Ich weiß nicht, ob sie Recht hat", sagte er. "Ja und nein."
"Und jetzt?", fragte Budi.
"Wir müssen weg", antwortete Kepler. "Du bekommst von Mauto etwas Geld und kannst irgendwo neu anfangen." Er sah Budi bittend an. "Nur eins. Lass uns den Kameraden nicht die wirklichen Gründe nennen, sie sollten ohne Groll für die Galemas weiterarbeiten. Wir sagen ihnen, dass Benjamin meint, wir wären kurz davor, aufzufliegen. Deswegen müssen wir untertauchen. Lass es uns einfach schnell und möglichst reibungslos hinter uns bringen."
"Okay, Sir", antwortete Budi bedrückt.
E ine Stunde später kamen Rebecca und Ngabe nach Hause. Kepler versammelte seine Männer im Büro.
Das Gespräch mit ihnen empfand er viel schwieriger, als die Entscheidung zu treffen, die sein Leben verändert hatte. Für Budi war es genauso quälend. Und für Massa, Ngabe und Sahi ebenfalls, nachdem sie verstanden hatten, wie endgültig das Ganze werden würde.
"Sahi, du bist gut an der Pistole, du bist für Galema verantwortlich", begann Kepler mit den Anweisungen. "Massa – du bist für die Basis verantwortlich. Also für das, was auch immer in Kenia das Äquivalent für diese Ranch hier sein wird. Mach als erstes diesem Matis-Überbutler klar, dass du immer das letzte Wort hast." Er lächelte. "So bleibst du doch Kommandeur."
"Von Frauen", stichelte Sahi dazwischen.
"Bist du eine?", fragte Kepler ihn scharf.
Massa grinste schadenfroh. Kepler sah ihn nicht minder scharf als Sahi an, und er verschluckte sich an seinem Gri nsen. Kepler wandte sich wieder an Sahi.
"Du lässt dir von Nomba nda nichts sagen. Von Galema selbst auch nicht – du machst es so wie du", Kepler betonte das Wort, "es für richtig hältst. Solange du mit ihnen auf der Ranch bist, hat Massa das
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