Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
und sein kalter Verstand begann wieder logisch zu denken, und trotz der sich in ihm ausbreitenden Kälte lächelte Roberto leicht. Er war nur an ein einziges Gesetz gebunden, und zwar an das der 'Ndrangheta. Und damit konnte er über andere Gesetze gebieten. Roberto lehnte sich wieder zurück, schloss die Augen und begann zu planen.
IV.
18. Kepler saß im Liegestuhl am Pool hinter der Villa und dachte nach. Darüber, was die Rache für David von der Rettung von Thembeka unterschied.
"Mister Kepler", hörte er plötzlich eine sanfte kehlige Sti mme.
Er hob die Augen. Davids Witwe stand vor ihm. Suanita war keine Bantu, so ndern eine Schwarzafrikanerin, recht groß, mit sehr dunkler Haut. Der Tod ihres Mannes hatte sie gezeichnet, aber ihre Augen blickten nicht entmutigt.
"Darf ich mich zu Ihnen setzten?", fragte sie.
"Natürlich ", antwortete Kepler. "Was kann ich für Sie tun, Misses Galema?"
Sue schob einen Liegest uhl heran und setzte sich hin.
"Mepuku und Thembeka haben hinter den Ställen sehr viele Hülsen gefunden und bauen etwas daraus." Sue machte eine Pause. "Ich möchte Sie bitten, die anderen Bodyguards anzuweisen, woanders zu schießen, wenn es denn unbedingt sein muss. Auch in Kenia." Sie sah Kepler nachdrücklich an. "Vor allem diese beiden Kinder müssen nicht noch mehr mitbekommen, wie die Welt ist."
Kepler wollte erwidern, dass man Kinder nicht vor der Welt beschützen kon nte, und dass man sie nicht zu lange im Ungewissen über sie lassen sollte, aber er ließ es sein. Diese beiden Kinder waren schon traumatisiert genug.
"Ja wohl, Ma'am", sagte er.
Eine Pause entstand, in der Sue ihn eindringlich anblickte.
"Sie haben David gerächt", begann sie dann langsam. "Meine beiden Schwager und Rebecca wollten das." Sie schwieg kurz. "Fanden Sie das richtig?"
Kepler verriet seine Überraschung mit keiner Regung.
"Ja", antwortete er.
"Die Sache an sich, oder dass sie das wollen?"
"Beides."
" Rache ist dumm und sinnlos", eröffnete Sue ihm. "Und sie ist illegal."
"Wäre David legal umgebracht worden", erwiderte Kepler höhnisch und war froh, die Sonnenbrille auf zu haben, "hätte ich keinen Finger gerührt, ehrlich."
S ue sah seine Wut vielleicht nicht, aber gehört hatte sie sie.
"Die Galemas sind nicht Ihre Familie", sagte sie überrascht. "Also, warum n ahm Davids Tod Sie so mit, warum wollten Sie diese Rache? Sie persönlich?"
S ie sah ihn mit Ablehnung an und sie hatte verurteilend und von oben herab gefragt, als ob sie nur eine fadenscheinige Ausrede erwartete.
Kepler wusste, wofür David sein ganzes Leben lang eingetreten war. Dass er Entbehrungen dem Luxus vorgezogen hatte, damit er seinen Kampf für die Gerechtigkeit niemals vergaß. Sue hatte ihn unterstützt. Anscheinend mit ihrer ganzen Seele. Weil sie an Ideale glaubte. Dank solcher Menschen wie Sue und David wurde die Welt besser und die Güte obsiegte letztendlich.
Doch manchmal musste sie einfach mit Gewalt vor der ausufernden Grausa mkeit beschützt werden. Aber wer Ungeheuer bekämpfte, wurde selbst zu einem.
Das zu sein leugnete Kepler nicht. Und trotzdem hatte er Davids verzweifelt hilfslosen Blick kaum ertragen können. Weil der letzte Gedanke dieses Mannes, als er den Tod anblickte, seiner Frau und seinem Sohn gegolten hatte.
" David war bestimmt nicht der erste, den dieser Typ einfach so umgebracht hat", sagte Kepler. "Ich wollte nicht nur Rache, ich wollte auch verhindern, dass er noch mehr Kinder zu Waisen macht. Sonst wäre Ihr Sohn nicht der letzte."
"Das mag sein", räumte Sue ein, "aber Sie haben dennoch ein großes Unrecht begangen. Durch so etwas hört die Gewalt nicht auf – sie triumphiert. "
"Aber leise", erwiderte Kepler.
S ue sah ihn missmutig an.
" Verstecken Sie etwas hinter Ihrer Brille?", verlangte sie zu wissen.
" Nur meine blauen Augen, Ma'am", antwortete Kepler.
"Nehmen Sie die Brille ab", befahl Sue rigoros.
Kepler führte die Anweisung aus . Sue sah ihn prüfend an.
"Sie haben ja wirklich blaue Augen ."
"Und?", fragte Ke pler.
Sue sah ihm in die Augen.
" Sie müssen die Verantwortung für den Mord übernehmen", behauptete sie.
Sie hatte es leise , aber nicht schwach gesagt. Eigentlich hatte sie es verlangt.
" Das macht David auch nicht wieder lebendig", erwiderte Kepler bestimmt.
Sue blickte ihn nunmehr ablehnend an.
"Aber es wäre das Richtige!", sagte sie Silbe für Silbe. "Wie können Sie bloß den Menschen um Sie herum in die Augen sehen?"
"Da ist ein kleines Mädchen,
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