Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
Sobald er das hinter sich hatte, brachte er die junge Frau innerhalb von zwei Minuten zum Lachen. Danach, obwohl die Barkeeperin sehr beschäftigt war, rang Budi ihr eine Viertelstunde ihrer kostbaren Zeit ab. Als immer mehr Menschen etwas zu trinken haben wollten, schrieb die Barkeeperin lächelnd etwas auf einen Bierdeckel und gab ihn Budi. Mit dem selbstgefälligen Grinsen eines Siegers kehrte der Sudanese zurück zum Tisch.
"Tastatur nicht, aber einen Touchscreen-Bildschirm hatte sie schon mal umg eworfen", berichtete er. "Ich hab' ihre Nummer."
"Bin stolz auf dich ", lobte Kepler ihn.
Budi lächelte flüchtig, aber er war doch ziemlich aufgeregt.
" Das fängt ja gut an, Sir, war eine gute Idee von Ihnen... von dir, herzukommen." Er zwinkerte Kepler zu. "Ach, und da sitzt eine Blondine an der Bar, die starrt dich an, und zwar sehr interessiert..."
Er brach ab . Am Tisch rechts von ihnen nahm eine Frau, fröhlich vor sich hin summend, Platz. Budi blickte hin, dann sah er Kepler undefiniert an.
Kepler brauchte nicht hinzusehen, diese Stimme hätte er unter Millionen e rkannt. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals in wilder Hoffnung, dass das Schicksal es einmal gut mit ihm meinte. Er schnellte herum und wollte aufspringen.
Im sanften goldenen Licht des Pubs sah Katrin noch wunderschöner aus als er sie in Erinnerung hatte. Eine Sekunde später weiteten sich ihre sanftblauen Augen im maßlosen Erstaunen und ihr Blick berührte etwas ganz tief in Keplers Innerem. So, wie es vor Jahren auf einer sudanesischen Lichtung geschehen war.
In diesem Moment kam ein Mann zu Katrin und beugte sich zu ihr. Erst jetzt bemerkte Kepler, dass ihr Gesicht einen Hauch rundlicher geworden war und dass ihr Bauch sich leicht wölbte. Der Mann küsste Katrin, setzte sich neben sie und nahm mit einem Lächeln auf den Lippen ihre Hand.
Kepler drehte sich um und atmete durch zusammengepresste Zähne durch.
"Du guckst, als ob du einen Geist gesehen hättest", hörte er den Mann sagen.
"Zwei..." , hauchte Katrin.
Ihr schwermütiges Flüstern ging im Lärm der Umgebung unter. Kepler war froh darüber, ihre Stimme nicht mehr hören zu können.
Er hatte es schon versucht, aber erst jetzt gab er Katrin endgültig auf. Wenn der Mann nicht da wäre – nichts würde Kepler jetzt daran hindern, mit Katrin zu gehen, und es gab nichts, das es rechtfertigte, sie gehen zu lassen.
Nur Budi . Der ihn erschrocken ansah. Aber er hätte schon irgendetwas überlegt, er hätte seinen Kameraden nicht zurückgelassen.
Doch er brauchte sich keine Gedanken darüber zu machen . Und er war froh, dass Budi in diesem Moment wieder bei ihm war. Er nickte ihm zu.
Budi lächelte erleichtert, winkte dem Kellner und bat um die Rechnung. Nachdem er das Geld ins Mäppchen gelegt hatte, erhoben Kepler und er sich. Budi passierte Katrins Tisch ohne hinzublicken. Kepler wollte es genauso tun.
Er schaf fte es aber nicht. Er drehte den Kopf, ganz leicht nur. Aber er sah es.
Dasselbe Lächeln, mit dem Katrin damals ins Flugzeug gestiegen war, ihr letztes Geschenk an ihn. Es war traurig, und dennoch tröstete es Kepler. Mit bedauerndem Mitgefühl erinnerte es ihn daran, dass es für ihn immer noch eine Chance gab, mehr zu sein und zu haben als die unerfüllte kalte Leere, die ihn definierte und ihn zu dem machte, was er war.
Darin war er gut. Und wie es schien, war er das endgültig und völlig ausweglos. Aber diese Gewissheit tat nicht mehr stechend weh. Weil er Katrin gerettet hatte und sie jetzt glücklich war.
Er erwiderte Katrins unendlich gütigen Blick, nickte ihr fast unmerklich zu und nahm ihre Freude darüber und ihre Dankbarkeit mit, als er weiterging.
2 3. Es war kurz nach elf. Kepler und Budi saßen im dunklen Zimmer in der vierten Etage des Albany Hotels am offenen Fenster, durch das der laue Wind gedämpft das Lärmen von Durban hineintrug, und tranken langsam und bedächtig Savanna-Dry -Cidre. Weder Kepler noch Budi hatten ein Wort gesagt seit sie sich für die Übernachtung in dem unweit vom Hafen gelegenen Hotel entschieden hatten. Irgendwann war Budi einfach mit der Flasche in Keplers Zimmer gekommen, hatte ihm eingeschenkt und sich neben ihn gesetzt. Der schwachalkoholische Apfelwein war ein passabler Ersatz für Merisa, und während Kepler ihn trank, erinnerte er sich an Sudan. Budi starrte schweigend in die Weite. Sie schwiegen miteinander. Und sie beide hatten Freude daran.
Das Klingeln des Handys schreckte Kepler auf. Er hatte sein
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