Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
Mobiltelefon auf der Ranch zurückgelassen. Budi hatte seines mitgenommen. Vielleicht als letzte Hoffnung auf die Rückkehr, oder als Erinnerung. Was auch immer der Grund gewesen war, der Sudanese warf einen leicht beschämten Blick auf Kepler, während er das Handy aus der Tasche zog. Dann sah er auf das Display und lächelte knapp, bevor er den Anruf annahm.
"N gabe...", rief er plötzlich dumpf und verstummte abrupt.
Es war Budis Gesichtausdruck , der Kepler wissen ließ, dass etwas fürchterlich schiefgelaufen war, noch bevor er unverständlich eine Stimme laut und herrisch etwas sagen hörte. Daraufhin reichte Budi ihm wortlos das Telefon. Das Leuchten in seinen Augen war tiefster Schwärze gewichen.
"Ja?"
"Bist du Kepler?", wollte eine männliche Stimme wissen.
"Wer ist da?" , fragte Kepler zurück, aber nur pro forma.
"Das ist egal", behauptete der Anrufer. "Ich will den braunen Aktenko ffer."
"Bitte?", fragte Kepler völlig perplex.
"Entschuldigung", tönte es höhnisch aus dem Hörer. "Eigentlich will ich natü rlich nur den Inhalt des Koffers."
"Wovon reden Sie?"
"Stell dich nicht dümmer dar als du es bist", befahl der Anrufer diesmal etwas ungehalten. "Hör zu. Ich habe hier zwei von deinen Negern. Sie haben sich stundenlang tapfer gehalten ohne dich zu verraten. Der zweite auch dann, nachdem ich den anderen erschossen habe. Aber dann kam eine nette Familie her und der Typ hier hat genügend Vorstellungskraft, damit ich nur Sekunden später diese Nummer hatte." Der Anrufer machte eine Pause. "Bring mir meine Papiere zurück. Sonst stirbt nicht nur hier jeder, sondern ich fahre auch nach Kenia."
"Warten Sie, ich will es nur verstehen", bat Kepler. "Sie wollen meinen Aktenkoffer haben. Beziehungsweise, die zehn Millionen Rand, die drin waren, richtig?" Er schwieg kurz. "Dafür haben Sie meinen Soldaten umgebracht?"
"Ich will kein Geld", erwiderte der Anrufer drohend, "sondern die Papiere."
"Ich hatte nur Geld im Koffer", unterbrach Kepler ihn.
" Begreif endlich, dass ich mich nicht lumpen lasse", herrschte der Anrufer ihn an. "Buyten hatte in der Bank einen Aktenkoffer gestohlen. Da du diesen Idioten vor mir erwischt hast, hast du nicht nur das Geld, sondern auch den Koffer. Und weißt du was, mein deutscher Freund? Deine Akte ist seltsam. Ob du immer noch für die deutsche Polizei arbeitest, ist mir egal, mir ist nur wichtig, dass du diese Papiere gar keiner Polizei gibst. Klar?" Sein Ton wurde endgültig. "Hör zu. Entweder bekomme ich diese Papiere, oder es gibt ein Massaker."
Roy hatte die Bank mit einem braunen Aktenkoffer verlassen. Und weil der ihn aus dem Tresor mitgenommen hatte, waren darin wohl ziemlich brisante Unterlagen gewesen. Viel schlimmer war jedoch, dass der Anrufer davon überzeugt war, dass Buyten diese Papiere weitergegeben hatte.
"Ich wollte Buyten für den Mord an David Galema töten", sagte Kepler deutlich. "Das habe ich getan. Der Koffer war mir egal."
" Wenn du deinen wie auch immer gearteten Plan gegen uns umsetzt", erwiderte der Anrufer uneinsichtig, "muss ich wirklich nach Kenia."
Kepler dachte kurz nach. Es war sinnlos, er konnte den Anrufer nicht überzeugen. Und auch wenn Kepler es doch schaffen sollte – der Anrufer hatte sich schon zu sehr exponiert. Deswegen würde er in jedem Fall alle auf der Ranch töten, um seine Spuren zu verwischen, und vielleicht auch die Galemas. Das einzige was noch zählte, war die Chance, sie und einen Kameraden zu retten.
" Ich bringe Ihnen die Papiere", sagte Kepler dumpf. "Aber ich bin gerade in Durban angekommen, ich schaffe es erst gegen morgen Abend zurück."
"Ach, das brauchst du gar nicht", meinte der Anrufer. "Wenn du in Durban bist, dann liefere den Koffer einfach dort ab, wo ich es dir gleich sagen werde."
"Nein", widersprach Kepler. "Ich tausche ihn persönlich gegen das Leben meines Mannes und des Ehepaares ein."
"Du bist nicht in Position, Forderungen zu stellen", sagte der Anrufer scharf.
"Aber ich bin in der Lage, Sie zu finden", erwiderte Kepler ruhig. "So wie ich Roy gefunden habe. Wollen Sie die Papiere?"
Der Anrufer wusste einiges von ihm, und er durfte dieses Bild nicht verfä lschen. Außerdem musste er wissen, wie überlegen dieser Mann sich ihm fühlte und ihm vor Augen führen, dass er tatsächlich im Vorteil war.
" Na dann komm mal her", erlaubte der Anrufer in einem Ton, der fast unmerklich, aber deutlich vergnügt und zufrieden war. "Und komm nicht auf die Idee, die Polizei einzuschalten",
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