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Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Titel: Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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müssen, hatte er auch keine Lust.
    Seine und Budis Stimmung hatte sich vorhin nur kurz gehoben, nach zwanzig Minuten saßen sie schweigend da, blickten auf das Asphaltband vor ihnen und versuchten, die gähnende Leere in sich nicht wieder größer werden zu lassen.
    Kurz hinter Mossel Bay kam die Autobahn N2 nah an die Küstenlinie, und als sie an einem Strand vorbeifuhren, deutete Kepler mit der Hand an den Straßenrand. Budi fuhr abrupt links heran und stieg in die Bremse. Dann sah er Kepler fragend an. Ohne diesen Blick in irgendeiner Form zu beantworten oder darauf auch nur zu reagieren, stieg Kepler aus. Er lehnte sich an den RAV4, blickte auf die blaue Weite des Indischen Ozeans und hörte seinem Grummeln zu. Budi stellte sich neben ihn, und sie starrten schweigend auf das Wasser.
    Südafrikanische Städte waren so undurchdringlich wie es der Dschungel im Sudan gewesen war. Der Ozean glich der Savanne Kurdufans. Und seine wechselvolle in sich selbst wiegende Ruhe übertrug sich auf Kepler und Budi.
    Sie fühlten sich gelöster, als sie weiterfuhren.
    Elf Stunden nach dem Aufbruch in ihr neues Leben passierten sie East London. Obwohl es schon dunkel war, verließen sie die N2 und fuhren auf einer Nebenstraße entlang der Küste weiter. Aus irgendeinem Grund wollten sie beide in der Nähe des Ozeans bleiben.
    Bald erreichten sie die Wild Coast, einen Küstenabschnitt, der früher Kaffernküste genannt wurde. Er war noch nicht vollends kommerzialisiert. Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit kamen sie zu einer Xhosa-Siedlung, an der die Wirren der Zeit unbemerkt vorbeigegangen zu sein schienen. Statt den Weg zu einer Pension erklärt zu bekommen, wurden sie willkommen geheißen. Sie nahmen das Angebot der Bewohner an, hier zu übernachten. Man führte sie zu einer kleinen weißen Rundhütte, in der aus Pflanzen geflochtene Matten lagen. Danach brachte man ihnen vergorene Kuhmilch. Sie saßen mit zwei fröhlichen Dorfbewohnern am Rande der Hütte, tranken gemächlich das Amasi, und ihr gegen sich selbst gerichteter Grimm löste sich langsam auf.
    N achdem sie einige Geldscheine auf die Matten hingelegt hatten, verließen sie das Dorf am nächsten Morgen heimlich und schnell noch vor dem Sonnenaufgang. Einfach weil sie nicht wussten, wie sie ihre tief empfundene Dankbarkeit für die ihnen entgegengebrachte Freundlichkeit zum Ausdruck bringen konnten.
    D ie nächsten zweihundertsiebzig Kilometer der afrikanischen Wildnis ließen Kepler und Budi auf ihrem Weg ins Ungewisse innehalten.
    Die Straße schlängelte sich zwischen Rohrfeldern und mit Hibiskus bewachsenen Hügeln. Dann wurde das unberührte Buschland subtropisch. Dichte Wälder wechselten sich mit hügeligem Grasland, steilen Klippen und weißen Stränden mit gewaltigen Sanddünen ab. Zwischen malerischen Flussmündungen und reizvollen Lagunen blühten wie fröhliche Farbtupfer noch einige wenige Azaleen und bildeten einen scharfen Kontrast zu den bizarren Felsenriffen.
    D ie grandiose, aber schlichte Anmut der Schöpfung legte sich sanft wie ein Balsam um Keplers und Budis Seelen. Und dann sprach die Wild Coast ihnen leise und unaufdringlich Trost zu.
    Weil es hier Dinge gab, die ihnen Hoffnung machten. So wie der im Wasser liegende Landblock mit steilen Wänden, in dessen Mitte die Wellen ein Loch hineingefressen hatten. Das Hole in the Wall war so seltsam wie Kepler und Budi sich selbst empfanden. Aber dieser Felsen existierte, und sogar Pflanzen gediehen darauf. Und etwas weiter nördlich war im neunzehnten Jahrhundert in der Coffee Bay ein mit Kaffee beladenes Schiff havariert. Die Bohnen wurden an den Strand gespült und hatten in Sand gewurzelt. Es gab die Kaffeesträucher längst nicht mehr, nichts währte ewig, aber einige Zeit hatten sie geschafft.
    Von Oma hatte Kepler gelernt, dass es im Universum eine Wahrheit gab, die nicht anders ausgelegt werden konnte als so, wie sie lautete. Bei anderen Dingen war das, was sie makaber erscheinen ließ, nur eine von vielen möglichen Sichtweisen. So hatte Kepler es zu Sue gesagt, und die Wild Coast bestätigte seine Worte. Diese Gegend war pastoral im direkten Sinn dieses Wortes, weil hier und da plumpes Rindvieh und Zuchtpferde auf weiten Grasflächen grasten. Gleichzeitig war diese in ihrer unaufdringlichen Erhabenheit ruhende Landschaft auch im anderen Wortsinn pastoral. Hier konnte man die Seele baumeln lassen.
    A uf eine seltsame Art gab die Wild Coast Kepler und Budi ihre unauffindbar

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