Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
immer stärker an seine Brust, bis der Sudanese keine Luft mehr bekam und sein Krampf abebbte. Kepler ließ ihn abrupt los und Ngabe atmete hastig durch. Kepler drückte ihn wieder an sich. Ngabe atmete erst gepresst, dann ruhiger und gleichmäßiger, dann hörte er auf zu zittern. Kepler lockerte die Umarmung und Ngabe drückte sich an ihn, weinend und nach Trost suchend.
"Ich wollte früher aufgeben", wimmerte er. "Sie hätten sich ganz bestimmt etwas ausgedacht, Colonel, aber Sahi hatte mich angebrüllt, ich solle das Maul halten. Und ich... ich habe es getan. Und jetzt ist er tot... Es ist meine Schuld..."
Kepler schob ihn von sich und sah ihn wütend an.
" Und inwiefern ist das deine Schuld?", fragte er erbost. "Es ist meine."
Er hatte seinen Männern einiges beigebracht, aber dass eine Niederlage auch zum Sieg führen konnte, das anscheinend nicht nachdrücklich genug. Und deswegen war Sahi jetzt tot.
"Es ist niemandes Schuld", sagte Budi mit einem Blick in sein Gesicht. "Du kannst nichts dafür, wen es erwischt und wen nicht." Er bohrte den Blick in Keplers Augen. "Es ist nicht deine Schuld, verflucht nochmal, Colonel, Sir."
Einige Sekunden lang stierten sie einander an. Kepler wollte sagen, dass das nicht wahr sei, aber diesmal zog Ngabe ihn zu sich. Und der halbtot gefolterte Soldat umarmte ihn ungeschickt. Budi legte eine Hand auf seine Schulter.
V ielleicht hatte Budi zu einem winzigen Teil Recht. Zögernd und unwillig sah Kepler ein, dass wirklich niemand alles unter Kontrolle haben konnte.
"Lass uns jetzt keine Fehler mehr machen", sagte er.
27 . Melandri saß mit gesenktem Kopf, aber er hob ihn, als Kepler und Budi ins Büro kamen. Er versuchte sich zu bewegen, aber die stramm zusammengezogenen Kabelbinder schnitten in seine Haut und er verzog das Gesicht. Seine Augen richteten sich dennoch im blanken Hass, der alles andere ausblendete, auf Kepler, der sich wortlos an den Tisch setzte und die Tüte vor sich hinstellte.
"Das wirst du büßen", knurrte Melandri drohend. "Meine Familie..."
"Über deine Familie unterhalten wir uns", versprach Kepler. "Gleich."
Er machte Budi mit den Augen ein Zeichen und der Sudanese versetzte M elandri einen Kinnhaken, der ihn verstummen ließ.
Kepler packte die Fläschchen aus und sah sich die Etiketten an. Budi hatte das Richtige mitgebracht. Kepler nahm den Messbecher und füllte die Flüssigkeiten ab. Es war schon erstaunlich, dass man aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff durch Zugabe von Schwefel etwas machen konnte, das völlig seltsame Eigenschaften hatte. Kepler schüttelte die Mixtur durch und zog die gelblichweiße, unangenehm nach Knoblauch riechende Flüssigkeit in eine Spritze auf.
Melandri war von Budis Schlag immer noch benommen, als Kepler ihm die Spritze in eine Vene am rechten Unterarm verabreichte. Bis die Wirkung ei nsetzte, nahm Kepler einen Stuhl und setzte sich direkt vor Melandri hin.
Ein Wahrheitsserum zu verabreichen bedeutete nicht automatisch, dass man Wahrheit zu hören bekam, ein geschulter Mensch konnte trotzdem immer noch lügen. Ein ungeübter sogar auch. Aber Kepler hatte Melandri etwas Angst eingejagt, und sie beeinträchtigte das Denkvermögen. Das schaffte gute Voraussetzungen für die richtige Wirkung des Serums. Das Barbiturat Natriumpentothal beeinflusste die höheren Funktionen des Gehirns und hemmte das Urteilsvermögen und die Konzentrationsfähigkeit, sodass langfristige Folgen von Entscheidungen oder Aussagen nicht überdacht werden konnten. Der Delinquent wurde sehr kommunikativ und äußerte seine Gedanken ohne zu zögern. Der Rest hing davon ab, wie geschickt Kepler seine Fragen stellen würde.
"Du hast deine Familie sehr gern, oder, Roberto?", sagte er weich , sobald Melandris Blick entrückt geworden war. "Um sie zu schützen, musstest du diesen braunen Aktenkoffer einfach wiederhaben, nicht wahr? Egal was es kostet."
Melandri nickte.
"Weil deine Familie eine ganz besondere ist", sprach Kepler weiter und erntete eine erneute Bestätigung. "Was denn zum Beispiel, erzähl mal."
Budi saß schon bereit mit einem Stift und Papier am Tisch. Er lächelte böse und begann zu schreiben, sobald Melandri zu sprechen a nfing.
Die Droge wirkte maximal fünfzehn Minuten, Kepler musste die Spritze noch zweimal setzen. Natriumpentothal konnte Atemdepression auslösen, aber Melandri hatte zum Glück ein starkes Herz und verkraftete die Spritzen. Als die Wirkung der letzten nachließ, hatte Budi fünf Seiten
Weitere Kostenlose Bücher