Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
vollgeschrieben.
"Warum hast ihn über den zweiten Qintino ausgefragt?" wollte der Sudanese wissen, als Kepler und er das Büro verließen.
"Planänderung", gab Kepler knapp zurück.
"Warum das denn?", fragte Budi.
"Wenn wir Johannesburg in ihrem Blut ertränken, kommen weder wir beide heile davon, noch die Galemas", antwortete Kepler.
D er Wind, der durch das kleine Einschussloch im Fenster ins Wohnzimmer blies, kam Kepler kalt und feindselig vor. Ngabe schlief trotzdem weiter. Diesmal zuckte er im Schlaf nicht pausenlos zusammen, aber sein Gesicht war noch immer schmerzerfüllt. Seine Hand umklammerte seine P99, die Budi bei einer Leiche gefunden hatte. Plötzlich schnellte Ngabe hoch und richtete die Pistole benommen hoch. Kepler machte eine beruhigende Geste und der Sudanese entspannte sich. Kepler setzte sich neben ihn hin.
" Du musst weg", befahl er. "Geh sofort nach Kenia und sorge dafür, dass so etwas sich dort nicht wiederholen kann. Budi und ich kümmern uns hier darum."
" Ist es noch nicht vorbei?", fragte Ngabe niedergeschlagen.
" Nein", antwortete Kepler. "Wir müssen es noch zu Ende bringen."
" Okay, aber dann helfe ich euch wenigstens bei dieser Sache", sagte Ngabe.
"Ne in", wies Kepler ihn sofort ab.
Er und Budi würden bald nicht mehr als die weiter existieren, die sie einmal gewesen waren. Und es wartete niemand auf sie. Ngabe konnte dagegen unter seinem richtigen Namen leben und er selbst sein. Vielleicht sogar mit Rebecca zusammen. Kepler und Budi mussten dafür sorgen, dass sie und die anderen frei atmen konnten. Oder bei dem Versuch, das zu tun, sterben.
"Falls Budi und mir etwas passiert, bevor wir damit fertig sind, will ich euch in Sicherheit wissen", sagte Kepler. "Es sind schon zu viele gestorben."
"Aber...", setzte Ngabe an.
"Kein aber", unterbrach Kepler ihn. "Ich hatte die Galemas gewarnt, dass der Preis für ihre Rache sehr hoch werden könnte. Jetzt musste Sahi ihn mit seinem Leben bezahlen." Er sah Ngabe kompromisslos an. "Du wirst das nicht."
Ngabe suchte Beistand bei Budi, mit der Begründung, ihn und Kepler nicht allein in einen Kampf ziehen lassen zu können. Budi antwortete nur, dass Ngabe sich an Befehle zu halten habe. Sein Ton machte deutlich, dass es keine Bitte und kein Vorschlag waren. Ngabe sträubte sich weiter. Erst nachdem Kepler ihm sagte, dass er und Budi gleich seine Hilfe brauchen würden, gab Ngabe endlich nach. Mit dem Gefühl der Erleichterung gingen Kepler und Budi ins Büro.
Melandri war schon wieder wach.
"V ersuchst du, dich zu erinnern was passiert ist?", erkundigte Kepler sich. "Ich helfe dir." Er machte eine Pause. "Du hättest niemals herkommen sollen, Quintino. Du hältst dich für einen schlimmen Menschen und du bist es auch. Aber ich bin dein schrecklichster Alptraum." Er nahm die von Budi vollgeschriebenen Blätter und sah sie durch. "Du hast mir interessante Sachen über deine Familie erzählt. Was meinst du, stehen deine Schwestern darauf, vergewaltigt zu werden? Wie alt ist die jüngste?" Er sah auf den Zettel, dann zu Melandri. "Siebzehn. Meinst du, sie steht auf so etwas?", fragte er kalt. "Ich besuche sie mal und frage nach. Oder nein, fragen werde ich nicht."
Robertos Wut, dass so etwas gerade ihm passierte, wich der Resignation. Weil er sich mächtig wähnte, ließ er für andere nichts davon gelten, was er für sich in Anspruch nahm. Er begriff innerhalb weniger Sekunden, wie brutal und endgültig ihm diese Macht genommen worden war. Kepler konfrontierte ihn mit derselben Angst, die er zum Instrument seiner Stärke gemacht hatte. Melandri brach unter ihr schneller zusammen als die meisten seiner Opfer. Er hatte sein Leben lang anderen ohne mit der Wimper zu zucken nur Böses angetan, und war nun da, wo diese Menschen waren, als er ihnen alles genommen hatte.
N achdem er Kepler in die Augen geblickt hatte, wusste er, dass es sinnlos war, um Gnade zu flehen. Er selbst hatte nie das Bitten anderer erhört. Und jetzt sah er dieselbe unbarmherzige Entschlossenheit.
"Der Mann, den ihr getötet habt, war mein Soldat", sagte Kepler langsam und deutlich. "Er hatte mit mir den verfluchten Krieg im Sudan überlebt, nur um von einer Verbrecherin erschossen zu werden." Er ging zu Melandri und riss dessen Kinn hoch, damit der Mafioso ihm in die Augen sah. "Um schnell und schmerzlos sterben zu dürfen, sagst du mir jetzt, wer alles weiß, wie wir aussehen."
Dieser Teil der Unterhaltung war schnell abgeschlossen. Kepler zweifelte nicht
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