Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
lassen."
"Hätten wir überhaupt gewinnen können?", knurrte Spoon.
"Ja", antwortete Kepler entschieden. "Der Krieg ist schlecht, Ana, du bist es nicht. Lass dich von ihm nicht noch mehr verletzen, als er es schon getan hat."
"Wird es irgendwann mal leichter?", fragte Spoon.
"Ne", antwortete Kepler. Dann dachte er an Oma. "Doch, es gibt einen Weg."
"Welchen?"
"Den Glauben. Aber ich kenne diesen Weg nicht."
"Wie kommst du dann zurecht?"
Darüber brauchte Kepler nicht nachzudenken.
"Ich habe einen Freund", antwortete er.
"Ich tue so, als ob ich einen hätte, ich unterhalte mich sogar mit ihm." Spoon sah Kepler an und lächelte. "Du erinnerst mich an diese imaginäre Gestalt."
Es hatte verbittert geklungen und nicht leichthin wie sie es wohl beabsichtigt hatte. Und das Lächeln, das sich schon leicht auf Spoons Lippen abzeichnete, verschwand plötzlich wie ein aufgescheuchtes Tier. Spoon schüttelte Keplers Hand von ihrer Schulter, riss die Tür auf und stieg hastig ein. Kepler hielt die Tür fest. Spoon zog nicht daran, blickte aber stur nach vorn. Kepler beugte sich herunter und strich leicht über ihre Wange. Spoon fühlte sich weich und warm an. Und sie zitterte fast unmerklich, wie vor Angst.
" Ich bin nicht fiktiv, Ana", sagte Kepler.
Spoon erwiderte nichts. Sie biss sich auf die Unterlippe und blickte weiterhin geradeaus. Die Fingerknöchel ihrer linken Hand, mit der sie sich ans Lenkrad klammerte, knackten vor Anspannung. Kepler richtete sich auf und wollte die Tür zumachen. Spoon drückte dagegen.
"Joe", sagte sie leise ohne die Augen zu bewegen. "002-772-840-26-45-35..."
Sie machte die Tür zu und verharrte. Mit geschlossenen Augen atmete sie durch, dann richtete sie sich schwerfällig auf und startete den Motor. Als sie sich umsah, streifte ihr Blick über Kepler. Für einen kurzen Moment leuchteten ihre Augen dankbar und sehnsüchtig auf und sie lächelte leicht. Dann sah sie nur noch auf die Straße, während sie aus der Parklücke fuhr.
Kepler sah ihr nach. Er hatte ihr genau die Ratschläge gegeben, die er selbst nie hatte umsetzen können. Er hatte aber nicht geheuchelt, er glaubte daran, dass man seinen inneren Krieg gewinnen konnte. Wenn man jemanden hatte, mit dem man diesen Kampf ausfocht.
Er wartete bis Mittag , damit Spoon sich gut ausschlief. Das hatte sie anscheinend getan, sie nahm ab, noch während das erste Rufzeichen zu hören war.
"Bist du wieder fit?", erkundigte Kepler sich.
"Ja!"
Spoon hörte sich freudig an, als wenn sie etwas Gutes erwartete. Von ihrer Angst schien nichts mehr da zu sein.
"Schon gefrühstückt?", fragte Kepler.
"Klar – nachdem ich fast verhungert war", antwortete Spoon schelmisch. "Ich hatte nämlich gehofft, du würdest mir ein anständiges Frühstück spendieren und habe gewartet und gewartet. Und du rufst erst gegen Mittag an."
"Ich hatte mein e Gründe dafür", ließ Kepler sich kein schlechtes Gewissen einreden, während er seine Zurückhaltung im Stillen bedauerte. "Brunch?"
"Ne du, Kaffee, alter Toast und etwas Margarine haben mich vollends gesättigt", gab Spoon giftig zurück, dann wich die gespielte Entrüstung in ihrer Stimme einem bittenden Ton. "Ich würde gern an den Strand gehen."
"Bin in dreißig Minuten bei dir", erwiderte Kepler. "Bis dann", sagte er, nachdem Spoon ihm ihre Adresse genannt hatte.
"Bis gleich, Joe", hauchte Spoon zurück.
S ie wohnte in der Nähe von Umlazi. Die Häuser hier waren zwar schäbig, aber nicht so verkommen wie in der Township selbst. Spoon wartete vor ihrem Haus.
Ihr Kostüm hatte zwar sehr deutlich gar keine Zweifel aufkommen lassen, dass sie eine Frau war, aber es war trotzdem nur angepasste Männerkleidung. Heute trug Spoon ein Kleid. Es endete knapp über den Knien ihrer langen schlanken Beine, es passte gut zu ihrer Figur und hatte ein tiefes Dekollete.
Spoon hielt eine Tasche in den Händen und tänzelte leicht vor Ungeduld. Vielleicht war es nicht nur die Vorfreude auf den Strand. Kaum dass Kepler anhielt, lief Spoon zur linken Tür, riss sie auf, schlüpfte in den Sitz und warf die Tür zu.
"Hallo, kleine Fee", grüsste Kepler sie.
"Hi", antwortete Spoon freudig .
Sie berührte leicht seine Hand, die auf dem Schalthebel lag. Diese winzige Geste, über die sie nicht nachgedacht hatte, schien sie zu erschrecken. Hastig zog sie ihre Hand zurück und blickte sich betont aufmerksam um.
"Was ist das für ein Wagen?" , fragte sie bemüht lässig.
"Eigenbau", gab Kepler zurück ohne die
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