Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
eine Hand auf ihre Schulter. Nach einigen Minuten entspannte Spoon sich allmählich und schlief wieder ruhig weiter. Aber wie ein Kind sah sie nicht mehr aus.
Die Sonne stand schon fast über dem Horizont und die Schatten waren lang geworden, als Spoon blinzelnd die Augen öffnete. Eine Sekunde lang blickte sie sich erstaunt um, dann sah sie zu Kepler hoch. Plötzlich lächelte sie.
"Du siehst beeindruckt aus. Sogar ehrfürchtig."
Kepler sah ihr in die Augen.
"Bin ich ", antwortete er.
"Das bist du wirklich." Erstaunt richtete Spoon sich halb auf, stützte sich am Ellenbogen ab und sah ihm forschend in die Augen. "Obwohl du so etwas b estimmt zugenüge gesehen hast. Was ist daran so faszinierend?"
"Es ist einfach schön ", antwortete Kepler ratlos.
"Ich wünschte, ich würde mich selbst auch so sehen können" , sagte Spoon.
Kepler deutete nach einiger Zeit auf die Wellen.
"Du bist wie das Meer."
"Wie meinst du das?", wollte Spoon stirnrunzelnd wissen.
"Eine Frau ist wie das Meer wechselhaft, sodass es nie langweilig wird, sie a nzusehen", antwortete Kepler langsam, während er seine Gedanken in Worte zu fassen versuchte. "Ihr seid real und man kann euch berühren, aber gleichzeitig seid ihr irgendwie geheimnisvoll und weder zu erfassen noch zu begreifen."
Spoon blickte erstaunt auf.
"Dich fasziniert mehr an mir, als nur das, was sich hinter diesem", sie berührte leicht i hren sehr knappen Bikini, "Stück Stoff verbirgt."
"Es gibt eine deutsche Redewendung, die besagt, dass weniger mehr ist", erw iderte Kepler. "Der Volksmund hat völlig Recht. Obwohl mir persönlich das Mehr, was du da anhast", er lächelte, "ein wenig zu viel ist."
"Aber du siehst mich auch darin gern an?", fragte Spoon.
"Ja."
Spoon schien unschlüssig zu zögern. Plötzlich richtete sie sich auf, sodass ihre Augen nur wenige Zentimeter von Keplers Gesicht entfernt waren. Dann spürte er ihre Lippen an seinen und einen Augenblick später schlossen Spoons Augen sich. Aber als Kepler seinen Arm um ihre Schultern legte, löste sie sich von ihm.
" Lass uns fahren", bat sie.
Auf dem Weg zum Auto überlegte Kepler, ob Spoon genauso Angst vor der Nähe hatte wie er. Er blickte zur Seite während er neben ihr schritt. Plötzlich sah er eine kurze Bewegung im rechten Augenwinkel. Er drehte den Kopf. Spoon senkte gerade ihre Hand. Sie sah ihn kurz mit schwerem Blick an und richtete die Augen nach vorn. Ihre Kiefer pressten sich zusammen.
" Willst du fahren?", fragte Kepler als sie am MVR waren. "Wirkt manchmal aufmunternd, dieser Wagen."
Spoon nahm wortlos den Schlüssel. Mit abgehackten Bewegungen stellte sie den Sitz und die Spiegel ein, bevor sie den Motor startete. Als sie losfuhr, zuckten ihre Lippen leicht. Sie jagte den MVR auf die Straße und trat das Gaspedal durch. Der V12 fauchte heiser auf und Spoon legte auch die linke Hand auf das Lenkrad. Ohne das irrsinnige Tempo zu drosseln, überholte Spoon mit wenigen Millimetern an Seitenabstand einen Lastwagen, scherte vor ihm auf die Einfädelungsspur ein, machte einen Schlenker um einen Minibus und jagte den MVR zwischen zwei Autos auf die rechte Spur der N2, alles in einer einzigen fließenden Abfolge. Spoon schaltete einen Gang herunter und stemmte sich gegen die brachiale, vom Donnern des Motors untermalte Beschleunigung.
Kepler sah skeptisch nach vorn, während er in den Sitz gepresst wurde. Die Autobahn war nicht gerade überfüllt, aber richtig leer war sie auch nicht. Spoon hielt das Gaspedal trotzdem weiterhin durchgetreten.
"Ana , ich hoffe, wir haben uns heute nicht zum letzten Mal gesehen", äußerte Kepler den Wunsch.
Spoon sah ihn schwer an und sank beinahe unmerklich in sich zusammen.
"Völlig richtig, du Idiot", erwiderte sie bedrückt.
"Ich meinte deine Fahrweise", stellte Kepler klar. "Nicht den Strand."
"Oh", machte Spoon und lächelte verlegen. "Diese Karre macht wirklich an."
"Gib Gas", sagte Kepler. "Vorsichtig."
"Du weißt, wie man einem Mädchen imponiert", bescheinigte Spoon ihm.
Jetzt klang sie fast völlig gelöst, nur noch eine kaum wahrnehmbare Spur von Reserviertheit war in ihrer Stimme und in ihrem Blick.
"Sogar einem so kessen wie dir", gab Kepler zurück. "Viel Spaß. Sachte bitte."
Spoon schaltete erneut einen Gang herunter, blickte Kepler amüsiert an und fuhr mit der Zunge über die Lippen. Dann trat sie das Gas wieder durch.
Ihre Freude hielt bis Umlazi an. Als die ersten Häuser von Durban in Sicht kamen, ging Spoon mit immer leerer
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