Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
gesehen.
Niemand verdiente es, aus einer Laune eines anderen heraus sterben zu mü ssen. Genauso sollte niemand seine Seele für die Rache hergeben. Vor allem wenn er sie gar nicht vollbringen konnte.
Kepler nahm die Fernbedienung, startete die Aufnahme der ersten Kamera von vorn und sah sie sich genau an. Danach sah er genauso die zweite Aufnahme an.
Anschließend studierte er beide Sequenzen Bild für Bild. Es war nicht anders, als einen Schuss vorzubereiten. Nur dass es diesmal nicht die atmosphärischen Bedingungen waren, nicht die Position des Gegners, nicht die Entfernung und nicht die ballistischen Eigenschaften des Geschosses.
Stattdessen war es die Feststellung, dass die Baseballmützen zwar ziemlich dämlich wirkten, aber dass sie wirkungsvoll waren, Kepler konnte nicht einmal die Umrisse der Gesichter erkennen. Die Aufnahmen lieferten keine persönlichen Merkmale der Räuber, auch ihre Kleidung war so nichtssagend wie sie allgemein gegenwärtig war. Einzig das Muster ihrer Bewegungen ließ sich feststellen. Aber auch wenn das an sich recht aussagekräftig war, Kepler hatte keine Referenzen, um diese Erkenntnisse verwerten zu können. Über das Internet fand er die Maße der Tür der ABSA -Filiale in Johannesburg heraus, und anhand dieser Daten rechnete er per Parallaxe aus, wie groß jeder der Räuber war. Die unbarmherzigen Zahlen bestätigten nur das, was ihm seine Intuition schon gesagt hatte, körperlich waren die Räuber allesamt völliger Durchschnitt.
Nur in einem waren sie es nicht. Ihre Vorgehensweise deutete daraufhin, dass sie gut organisiert waren. Und genau deswegen passte die Handlung von Davids Mörder überhaupt nicht. Anscheinend war sie völlig spontan erfolgt. Aus diesem Grund sagte sie einiges aus. Nämlich dass der Killer überhaupt keine Angst hatte, erwischt zu werden. Er hatte David getötet nur weil es ihm danach gewesen war. Der Mörder war nicht arglos, sondern hatte eine enorme Deckung.
Und das offenbarte seine Schwachstelle. Solche Typen hielten sich für stärker, als sie tatsächlich waren. Sie wendeten Gewalt an – gegen anständige Menschen. Das machte sie widerlich und brutal.
Aber nicht gefährlich genug. In einer Hinsicht waren sie nicht mehr als Dilettanten. Sie waren die Gewalt gewohnt – aber sie beherrschten sie nicht.
"Das ist das Schlechte, dass ich es auf deinem Niveau machen muss", murmelte Kepler düster. "Aber dafür werde ich es genauso wie du machen."
Hinter den Fenstern graute der Morgen, als er sich sicher war, den Au fnahmen keine weiteren Informationen entnehmen zu können. Während der Nacht hatte er sie zweiunddreißig Mal durchgesehen, und sollte das eintreten wovon er ausging, das es eintreten würde, war er vorbereitet genug.
Er war ein ziemlich fähiger Taktiker, und er war sich sehr gut dessen bewusst, dass er kein begnadeter Stratege war. Deswegen hielt er sich nicht damit auf, weiter über Details nachzudenken. Es gab einfach zu viele unbekannte Variable, doch über grundsätzliche Gegebenheiten war Kepler sich sicher.
Sahi kam herein, um ihn abzulösen, und er machte die Videoanlage aus.
8 . In der Küche war nur Matis. Er saß erschöpft in einem Stuhl und starrte blind auf die blubbernde Kaffeemaschine. Auf Keplers Nachfrage hin bestätigte der Butler träge, dass Mauto und Benjamin die ganze Nacht aufgeblieben waren, und dass er sie mit Sandwiches und Kaffee versorgt hatte.
Kepler ging hinaus. Trotz der Indolenz verspürte er immer noch Wut wegen Davids Tod. Aber jetzt war jede Gefühlsregung völlig fehl am Platz. Mit kalter und sachlicher Berechnung verdrängte Kepler den Zorn. Während er lief, verifizierte er sachlich die Gründe für seine Entscheidung. Sie waren tatsächlich triftig genug, damit er sein Vorhaben ausführte. Er musste sich nur noch vergewissern, dass er von richtigen Annahmen ausgegangen war.
Als er zurückkam, brannte immer noch nur in Mautos Büro und in der Küche das Licht. Bis zum Frühstück waren es noch anderthalb Stunden, und Kepler lief weiter zu seiner Wohnung. Siebenundzwanzig Minuten später klopfte er geduscht, aber unrasiert an die Tür von Mautos Arbeitszimmer.
Die Galema-Brüder empfingen ihn mit verschlossen wirkenden Gesichtern und müden Blicken geröteter Augen. Aber dafür, dass beide immer noch aufgewühlt wirkten, war ihre Wut nicht mehr blind, sondern hatte sich in grimmige Entschlossenheit verwandelt. Anscheinend war Keplers Annahme richtig.
Er setzte sich auf den Stuhl vor
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