Ohne Beweis (German Edition)
Ermittlungen gut gebrauchen können. In drei Tagen mussten wir mit dem Kleinbus unserer Firma wieder zurück nach Hause und bis dahin musste ich Antworten haben. Ich durfte doch nicht umsonst hierhergekommen sein!
9
Wie hatte sie nur in diese unmögliche Situation geraten können? Hier in diesem, zugegeben wunderschönen, aber recht abgelegenen Ottenbacher Tal, schien die Welt doch wirklich noch in Ordnung. Und nun lag sie hier in diesem kalten, feuchten und stockdunklen Keller und geriet zunehmend in Panik. Was wollte der alte Bauer nur von ihr? Seit drei Tagen war sie nun schon hier, doch es schien ihr eine Ewigkeit her zu sein, dass der gutaussehende Bauer ihr die Türe geöffnet und sie überaus freundlich empfangen hatte. Er hatte sie auch gleich zu einem Kaffee und selbstgebackenem Hefezopf (ob er den wohl gebacken hatte?) eingeladen. Sie hatten sich auch gut unterhalten und die ebenfalls noch jugendlich und sportlich wirkende Frau fand ihr Gegenüber sehr interessant und charmant – zumindest für einen Bauern, denn so jemanden hatte sie sich immer ganz anders vorgestellt. Auf jeden Fall nicht so gutaussehend und durchtrainiert, doch von der harten Arbeit auf einem Hof musste man ja automatisch knallharte Muskeln bekommen. Oder war das im Zeitalter von technischen Hilfsmitteln und Maschinen nicht mehr so? Jedenfalls hatte es während ihres angeregten Gespräches an der Türe geläutet und Johann, so hieß ihr Gastgeber, war genervt aufgestanden und hatte ihr gesagt, dass er ganz vergessen habe, dass heute jemand kommen wollte, um sich ein Stück Wald anzusehen, das er vor hatte, zu verpachten. Er hatte sich entschuldigt und zu ihr gesagt, sie solle sich ganz wie zu Hause fühlen und das hatte sie dann auch getan. Zu dumm nur, dass sie ihre Neugier nicht hatte bezwingen können und so hatte er sie später dabei ertappt, wie sie in seinen Unterlagen auf seinem chaotischen Schreibtisch herumgewühlt hatte. Zumindest musste es für ihn so ausgesehen haben, denn eigentlich hatte sie nur einen dicken Katalog hochgehoben und einen Computerausdruck über die Wirkung von Placebos gesehen und eine Packungsbeilage von Herztabletten war ihr auch aufgefallen. Mehr hatte sie doch gar nicht gesehen, aber das konnte er nicht wissen und wahrscheinlich war es ihm auch egal – für ihn hatte es wohl schon gereicht, dass sie überhaupt in seinen Sachen geschnüffelt hatte. Denn nach einem Schlag auf ihren Hinterkopf war sie bewusstlos zusammengesackt und erst auf einen Stuhl gefesselt und geknebelt wieder aufgewacht. Er hatte sich dann bis zum Abend nicht mehr blicken lassen. Am späten Abend waren dann den Stimmen nach zu urteilen zwei Frauen gekommen, doch sie hatten das gedämpfte Rufen nicht gehört. So hatte sich die verzweifelte Frau auf ihrem Stuhl hin und her geworfen, bis sie schließlich umgekippt und schmerzhaft mit dem Becken und der Schulter auf den Boden gekracht war. Die Frauen hatten entweder nichts gehört oder Johann hatte eine gute plausible Erklärung, denn jedenfalls kam niemand, um sie zu retten. Nur der äußerst wütende Bauer war später wieder gekommen, hatte seine Gefangene auf die Füße gezerrt und nachdem er sie vom Stuhl losgebunden, aber nicht von Knebeln oder Handfesseln befreit hatte, hatte er sie aus dem Haus geschleift, hinüber zu einem alten Gewölbekeller. In diesem lag sie nun, immer noch geknebelt und gefesselt in völliger Dunkelheit. Bisher hatte er ihr noch nichts zu trinken oder zu essen gebracht. Er konnte sie hier doch nicht einfach verrecken lassen. Sie hatte ihm doch nichts getan! Was gab es so Wichtiges auf seinem Schreibtisch, dass sie es unter keinen Umständen hätte zu Gesicht bekommen dürfen? Es konnte doch nicht dieser lächerliche Ausdruck über die Placebos oder der Herztabletten-Beipackzettel gewesen sein, oder? Vielleicht war das alles nicht der Grund, warum er sie hier festhielt. Vielleicht hatte er etwas ganz anderes mit ihr vor? Bei diesen Gedanken fing sie an zu zittern und haltlos zu schluchzen.
Doch plötzlich hörte sie Schritte vor der massiven Holztüre und dann wurde ein Schlüssel im Schloss umgedreht. Instinktiv rückte die zutiefst verängstigte Frau noch weiter in ihre Ecke – als würde das auch nur das Geringste bringen! Sie hatte hier keine Möglichkeit, sich zu verstecken und einen zweiten Ausgang gab es nicht, soweit sie das mit auf den Rücken gefesselten Händen hatte feststellen können. Das grelle Licht einer Taschenlampe
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