Ohne Beweis (German Edition)
schon wieder einschalten. Ich melde mich dann sofort, wenn ich was Neues weiß, in Ordnung, Mister Eigenmächtig?“
„Jetzt hack nicht auf mir rum, Paul. Momentan bin ich ja wirklich nur in privater Mission unterwegs. Hoffen wir mal, dass das auch so bleibt und Nora nicht wieder irgendwelche krummen Dinger dreht! Ich fahr jetzt mal zu dieser Straße. Irgendwas muss sie ja dort gesucht oder gefunden haben. Ich halt dich auch auf dem Laufenden – bis später!“, rief Joska, warf sein Handy auf den Beifahrersitz und fädelte sich wieder in den Verkehr ein. Dieser Stadtteil Sopot lag wirklich ziemlich außerhalb und er kam von der anderen Seite. Er musste sich also durch die ganze Stadt schlängeln, um zu dieser Straße zu kommen. Nach einer Stunde kam er endlich, ziemlich genervt, vor dem Haus Nummer zehn an. Seine erste Aktion war natürlich, die Klingelschilder durchzugehen, ob ihm irgendein bekannter Name ins Auge springen würde. Er brauchte auch gar nicht lange zu suchen, denn „Kamil Rodzinsky“ stand gleich am Nebenhaus in der Nummer zwölf ganz unten und somit war ziemlich sicher, dass Kamil in der unteren Kellerwohnung hauste. Denn dass die Wohnung nicht sehr komfortabel war, konnte Joska durch das kleine Fenster erkennen.
Plötzlich ging über ihm ein Fenster auf und eine alte Frau, die nur noch einen Zahn im Mund hatte, schimpfte auf ihn herab:
„Co oni robią?“
„Äh … Guten Tag, Frau …?“, stammelte Joska, denn er hatte natürlich kein Wort verstanden.
„Tag. Wen Sie suchen?“, fragte die Alte dann zu Joskas Erstaunen.
„Ich suche Kamil. Ist ein Freund von mir. Wissen Sie, wo er ist?“
„Du Freund von Kamil? Hat keine deutschen Freunde!“, schnappte die Frau nur und knallte ihr Fenster wieder zu.
Na super – und jetzt?
Joska schaute sich ratlos um. Sollte er an allen Türen klingeln und nach Kamil fragen? Bestimmt konnten nicht alle Anwohner in diesen Häusern deutsch. Das würde ganz sicher sehr mühsam werden, doch hatte er eine andere Wahl? Sollte er in Kamils Wohnung einbrechen und nach Hinweisen suchen, wo sich der Kerl aufhalten könnte? Während der junge Kommissar noch mit seinem Gewissen haderte, kam ein junges Mädchen, sie mochte vielleicht vierzehn sein, mit ihrem rostigen Fahrrad angefahren. Sie hielt neben Joska und schaute ihn neugierig an.
„Szukasz kogoś?“, fragte sie freundlich und als Joska nur resigniert die Schultern hob und sie verständnislos anschaute, versuchte sie es in Englisch:
„Looking for someone?“
„Yes. I am looking for Mr. Rodzinsky. Do you know him?“
„Your English is very funny, Mister. Where do you come from?“, fragte sie belustigt, obwohl sie ebenfalls einen leichten Akzent hatte.
„I`m from Germany. Do you speak German?“, fragte Joska hoffnungsfroh, denn sein Englisch war etwas eingerostet.
„Oh, very good. Äh … sorry … äh … Das sein gut. Ich lernen Deutsch in die Schule und Lehrerin immer sagen, wir sollen mehr Deutsch sprechen. Jetzt ich kann üben. Ich kennen Kamil sehr gut. Warum du suchen?“
„Na ja … wie soll ich das jetzt sagen … ich glaube, er ist mit meiner Freundin durchgebrannt und ich will sie zurückhaben“, stammelte Joska, weil ihm so schnell keine bessere Antwort eingefallen war.
„Was heißen durchgebrannt?“, wollte sein hübsches Gegenüber natürlich sofort wissen, denn dieses Wort kannte sie nicht.
„Nun ja … es bedeutet, dass er mir meine Freundin weggenommen hat“, versuchte Joska zu erklären.
„Ach so … Vielleicht ist er mit ihr an den Strand zum Schwimmen gegangen?“, mutmaßte das Mädchen angesichts der heißen Temperaturen und des strahlenden Sonnenscheins.
„Das hast du jetzt aber perfekt gesagt. Wie heißt du eigentlich?“, wollte Joska wissen und kam damit zunächst von der Möglichkeit ab, dass Kamil wirklich, allerdings mit Carmen, beim Baden sein könnte.
„Danke. Ich heißen Kinga und du?“, fragte sie mit einem kecken Augenaufschlag, der Joska dazu brachte, sie sich genauer anzuschauen. Sie war wirklich sehr hübsch, mit langen blonden Haaren und großen grünen Augen. Aber er durfte sich nicht von seiner Mission ablenken lassen.
„Mein Name ist Joska. Aber um beim Thema zu bleiben: Zu welchem Strand könnte er wohl gegangen sein?“
„Wir gehen immer gleich hier drüben beim Sheraton Hotelstrand schwimmen. Darf man zwar nicht, aber wir trotzdem machen. Kontrolliert niemand“,
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