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Ohne Beweis (German Edition)

Ohne Beweis (German Edition)

Titel: Ohne Beweis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
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können. Ob Kamil wohl zu Fuß hier war? Der hatte doch bestimmt kein Auto, aber vielleicht einen anderen fahrbaren Untersatz?  
    Gleich würde er es erfahren, denn Kamil war gerade durch die Kasse durch und steuerte den Ausgang an. Joska hetzte hinterher, wurde jedoch von der Kassiererin aufgehalten, da man einem so schnell durch den Kassenbereich flüchtenden Kunden unterstellte, nicht bezahlen zu wollen. Doch Joska, der weder eine Jacke, noch eine Tasche trug, konnte schnell klarstellen, dass er nichts hatte mitgehen lassen. Panisch rannte er nach draußen und sah Kamil gerade noch auf einem Moped um die Ecke fahren. In wilder Hast warf sich Joska hinter das Steuer seines Minis und raste mit quietschenden Reifen vom Parkplatz des Baumarktes. Beinahe wäre er dann in einen vor ihm stehenden Lastwagen gefahren, der aus für Joska unerklärlichen Gründen plötzlich mitten auf der Straße stehen geblieben war. Erst als Joska ihn überholte, erkannte er, warum der Lastwagen angehalten hatte: Kamil hatte seinen Spaten verloren und war gerade dabei, ihn von der Straße zu pflücken. Joska riss das Steuer herum und fuhr in die nächstbeste Einfahrt – er wollte nicht, dass Kamil ihn sah. Der Kommissar war sich jedoch nicht sicher, ob Kamil ihn erkennen würde oder ob der Pole seinen Mini überhaupt schon einmal gesehen hatte. Das Beschatten von Verdächtigen war Joska aber schon in Fleisch und Blut übergegangen und so hoffte er natürlich, dass Kamil ihn nicht gesehen hatte. Erst als der Pole endlich wieder auf seinem klapprigen Moped saß – den Spaten nun einfach quer unter seinen Hintern geklemmt – atmete Joska auf und heftete sich wieder an dessen Fersen. Nun war Kamil mit seinem Gefährt etwas breiter und konnte sich nicht mehr in schmalen Gassen bewegen, wie Joska vermutet hatte. Das war nämlich seine größte Sorge gewesen. Wenn er Kamil aus den Augen verlieren würde, könnte er zwar immer noch seinen Kollegen Paul um Unterstützung bitten, doch das würde wieder einige Minuten dauern. Außerdem war Joska sich nicht sicher, ob Paul noch an seinem Arbeitsplatz saß. Er konnte auch nicht erwarten, dass sein Kollege in seiner Freizeit ständig bereit war, ihm aus der Patsche zu helfen. So musste Joska auf jeden Fall versuchen, an Kamil dran zu bleiben und bisher sah die Sache ganz gut aus. Der Verfolgte schien keinen Verdacht zu schöpfen – er drehte sich nicht ein einziges Mal um und fuhr gemächlich an der Hauptstraße entlang. Joska war sehr aufgeregt und konnte es gar nicht mehr erwarten, endlich seine Nora wieder zu sehen. Andere Gedanken ließ er gar nicht zu – Kamil würde ihn zu Nora und wahrscheinlich auch zu Carmen führen, da war sich Joska ganz sicher. Doch wie entscheidend sein Erscheinen werden würde, das konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen. 

56 
     
    Was will ich eigentlich mit diesem blöden Spaten? , fragte ich mich nicht zum ersten Mal, denn ich wusste es wirklich immer noch nicht. Dass ich Carmen bedrängt und geschlagen hatte, wusste ich noch genau und auch warum. Auch, dass Nora plötzlich da war und ich die beiden eingesperrt hatte. Aber warum ich zum Baumarkt gefahren und diesen Spaten gekauft hatte, war mir ein Rätsel. Das Ding unter meinem Hintern nervte mich jedenfalls höllisch, aber anders konnte ich es nicht transportieren, ich hatte ihn ja gleich zu Beginn der Fahrt verloren. Beinahe wäre ich auch noch von einem kleinen Wagen angefahren worden, doch zum Glück war der Wagen abgebogen und in einer Einfahrt verschwunden. Netter kleiner Flitzer war das – so einen hätte ich auch gerne gehabt. Doch der Spaten hätte da sicher auch nicht hineingepasst.  
    Was sollte ich nun mit den beiden Frauen anstellen? Ob Nora auch etwas über meinen Vater wusste? Das galt es als Erstes, in Erfahrung zu bringen. Vielleicht kam ich so schneller zum Ziel und musste Carmen nicht nochmals bedrängen. Warum war die nur so stur und sagte mir nicht die Wahrheit? Dass mein Vater tot war, war mir eigentlich klar. Wie er jedoch gestorben war, konnte doch nicht so schlimm sein, dass man es mir nicht erzählen konnte. 
    Beinahe hätte ich die Abzweigung in den Wald verpasst, ich konnte gerade noch die Kurve kratzen, wobei das eine Ende des Spatens gefährlich nahe an einem Baum entlang streifte. Dieses blöde Ding würde mich noch vom Moped befördern. Als der Weg dann so schmal wurde, dass man ihn eigentlich nur noch per Fahrrad oder Motorrad benutzen konnte, musste auch ich

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